Am Samstag war ich in Begleitung von Herrn Samrow (der darauf besteht, dass ich überall anmerke, dass ich ihn dazu gezwungen habe!
) in dem Film.
Unser Kinokomplex besteht ja aus 8 Filmsälen und im kleinsten (51 Sitzplätze) lief „Geliebte Jane“. Vorsorglich hatte ich zwei Karten reserviert, obwohl Herr Samrow spöttelte, dass wir sicherlich keine Schwierigkeiten bekommen würden. Von wegen! Der kleine Saal war fast bis zum letzten Platz besetzt und Herr Samrow war bei weitem nicht der einzige Mann darin (was ihn einerseits sehr erstaunt, andererseits aber auch irgendwie erleichtert hat
).
Ich gebe zu, dass ich zuerst diesen Thread hier gelesen und die Spoilerwarnung ignoriert habe. Es war jedoch vielleicht ein Vorteil, denn dadurch sah ich den Film vermutlich als das an, was er war: Eine nette Abendunterhaltung ohne großen Anspruch auf Tatsachenrichtigkeit.
Ich genoss einfach die schönen Bilder, die Atmosphäre, die Kostüme … und legte keinen großen Wert auf Detailgenauigkeit und die Abgleichung der Darstellung mit meiner Vorstellung über Jane Austen. Deshalb gefiel mir der Film sogar recht gut.
Die vielen Anspielungen auf P&P waren für mich und meine (mir unbekannte Nebensitzerin) sogar ein Anlass zur Erheiterung. Wir „Insider“ lachten zum Beispiel herzlich auf, als Maggie Smith die kleine Wildnis erwähnte. Und selbst Herrn Samrow, der nur notgedrungen und bruchstückhaft meine P&P95-Film-Sessions erträgt, fiel auf, dass „Geliebte Jane“ wirklich recht viel von P&P hat. Sicherlich wurden diese Parallelen mit purer Absicht eingebaut, um die anvisierte Zielgruppe zu erfreuen, die nicht unbedingt den eher puristischen Jane Austen-Fans entspricht.
Nur die Szene im Wald, auf die das Durchbrennen folgte, war selbst mir als hoffnungslos romantisch und kitschig angehauchte Person, ein wenig too much. Es fehlte irgendwie die glaubwürdige Leidenschaft zwischen den beiden Protagonisten, die zu einer solchen Verzweiflungstat geführt hätte. Wenn man sich schon auf dieses dünne Eis wagt, muss da schon alles passen und das hat es meiner Meinung nach nicht.
Es ist natürlich schade, dass durch die Verfälschung der Tatsachen ein Bild von Jane Austen geschaffen wird, das ihrem Wesen nicht entspricht, andererseits bringt vielleicht gerade dieser Film einige aus der „Zielgruppe“ dazu, sich näher mit ihr zu beschäftigen und die Unterschiede zwischen Realität und Fiktion zu erkennen.
Mein Fazit: Nur für Jane Austen – Fans, die eine gewisse Toleranz gegenüber den Freiheiten, die sich Filmemacher nun einmal aus Kommerzgründen nehmen, besitzen. Mit entsprechender Einstellung kann man verschiedene Aspekte genießen, ein Meisterwerk ist es jedoch leider nicht.