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BeitragVerfasst: Samstag 9. Dezember 2006, 11:13 
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Archivarius

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Ich lese auch gerade "Emma", bin heute morgen mit dem 7. Kapitel des 2. Buches fertig geworden... "Emma" war damals meine erste "Austen" (wenn ich mich nicht irre... ist schon so lange her, um noch sicher zu sein :tot: )...

Soweit ich weiß, war Emma das Buch von Jane Austen, dass erst sehr spät in Deutschland "entdeckt" worden ist... Es soll der einzige Roman JA gewesen sein, der erst in den 70ger Jahren(?) des vorigen Jh. ins Deutsche übersetzt worden ist... sagt das Nachwort meiner "Emma"-Ausgabe von 1976 ("Es ist erstaunlich, daß gerade der Roman "Emma" als einziges großes Werk Jane Austens neben 'Mansfield Park' bis zum heutigen Tage nicht ins Deutsche übersetzt worden ist..." Klaus Udo Szudra)...

Bruki :cool:

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"There’s no one to touch Jane when you’re in a tight place. Gawd bless ’er, whoever she was."
(Rudyard Kipling, The Janeites)


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Verfasst: Samstag 9. Dezember 2006, 11:13 


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BeitragVerfasst: Samstag 9. Dezember 2006, 11:51 
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Bruki hat geschrieben:
"Es ist erstaunlich, daß gerade der Roman "Emma" als einziges großes Werk Jane Austens neben 'Mansfield Park' bis zum heutigen Tage nicht ins Deutsche übersetzt worden ist..." Klaus Udo Szudra...


:rofl: Als große Werke JAs bezeichnet man wohl S&V, V&G, NA, MP, E und Üb. Davon wurde dann Emma als einziges neben MP erst so spät übersetzt. Also irgentwie... ein drittel ihrer großen Romanee wurde dann erst in den 70ern ins Deutsche übersetzt. Wie kann der da von einem einzigen reden... :rolleyes: Also dieser Klaus Udo scheint mir das ein bisschen zu puschen... :rolleyes:

Ich glaub das hat jetzt niemand kapiert, was ich sagen wollte. Aber naja. :D



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Jasper Fforde - In einem anderen Buch


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BeitragVerfasst: Samstag 9. Dezember 2006, 12:12 
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Archivarius

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Magdalena hat geschrieben:
... ein drittel ihrer großen Romane wurde dann erst in den 70ern ins Deutsche übersetzt. Wie kann der da von einem einzigen reden... :rolleyes: Also dieser Klaus Udo scheint mir das ein bisschen zu puschen... :rolleyes:
Ich glaub das hat jetzt niemand kapiert, was ich sagen wollte. Aber naja. :D ...

Na ja, man weiß es nicht so genau... Obwohl man ja bei MP sicher sein kann, dass er die Janeiten spaltet :aetsch: ... doch Emma hat evtl. auch solche Tendenzen unter den Jane-Austen-Anhängern erzeugt? ... Die Verblendung ist aber wohl am Ende nicht ganz so schlimm wie bei a certain young Lady, die sich vor kurzem zur einzigechtenganzrichtigen Emma-Fännin ernannte :rofl: ...

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Samstag 9. Dezember 2006, 13:42 
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Bruki hat geschrieben:
"Es ist erstaunlich, daß gerade der Roman "Emma" als einziges großes Werk Jane Austens neben 'Mansfield Park' bis zum heutigen Tage nicht ins Deutsche übersetzt worden ist..." (Klaus Udo Szudra)...


Pöh! :beleidigt: Wie kann man nur einen solchen Unsinn verzapfen? "Einziges großes Werk"...??? :motz:
Wie kann man auch nur den Versuch starten, bei Jane Austens Romanen eine Rangliste nach "Großartigkeit" aufzustellen...??????

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BeitragVerfasst: Samstag 9. Dezember 2006, 16:33 
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Archivarius

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Alethea hat geschrieben:
Bruki hat geschrieben:
"Es ist erstaunlich, daß gerade der Roman "Emma" als einziges großes Werk Jane Austens neben 'Mansfield Park' bis zum heutigen Tage nicht ins Deutsche übersetzt worden ist..." (Klaus Udo Szudra)...

Pöh! :beleidigt: Wie kann man nur einen solchen Unsinn verzapfen? "Einziges großes Werk"...??? :motz: Wie kann man auch nur den Versuch starten, bei Jane Austens Romanen eine Rangliste nach "Großartigkeit" aufzustellen...??????

Oje, dann muss ich jetzt noch den Rest des Absatzes posten, den Klaus Udo Szudra 1976 schrieb:

Es ist erstaunlich, daß gerade der Roman "Emma" als einziges großes Werk Jane Austens neben "Mansfield Park" bis zum heutigen Tage nicht ins Deutsche übersetzt worden ist, obwohl die Fachforschung seit langem geneigt ist, ihn als ihre reifste Leistung zu bewerten. Er vereinigt in der Tat alle Vorzüge ihrer Erzählkunst: die formvollendete Kompositionstechnik, die feingliedrige Menschenbeobachtung, den herzerfrischenden Humor und die schlicht-natürliche Sprachgebung. Das realistische Detail ist hier mit einer allgegenwärtigen humanistischen Lebensauffassung verbunden, und auch darin ist der Roman bezeichnend für Jane Austens Gesamtschaffen. Die Schriftstellerin, die für ihre Zeit schrieb, wird deshalb auch heute noch überall dort verstanden werden, wo nach Lessings Forderung "der Mensch der edelste Gegenstand des Menschen" ist.

Es ging ihm nur darum, dass das Buch aus unerfindlichen Gründen noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde... Er hat also keineswegs eine Rangordnung aufstellen wollen... und wenn er's versucht hätte, was soll's...

... ich möchte wetten, dass es hier im Board auch solche Versuche gab, eine Reihenfolge der Beliebtheit ihrer Romane herzustellen :wink: - zumindest kann man ja mal darüber reden... auch wenn nix befriedigendes dabei herauskommt :lach:

Bruki :cool:

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BeitragVerfasst: Samstag 9. Dezember 2006, 17:12 
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Bruki hat geschrieben:
Es ging ihm nur darum, dass das Buch aus unerfindlichen Gründen noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde... Er hat also keineswegs eine Rangordnung aufstellen wollen... und wenn er's versucht hätte, was soll's...... ich möchte wetten, dass es hier im Board auch solche Versuche gab, eine Reihenfolge der Beliebtheit ihrer Romane herzustellen :wink:


Meiner Meinung hat die BELIEBTHEIT eines Buches aber nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob das Buch tatsächlich BESSER ist...denn das hängt ja von jedem individuell ab, oder nicht?

Im Übrigen schreibt er ja auch, dass die "Fachforschung seit langem geneigt ist, ihn als ihre reifste Leistung zu bewerten"...da hast du's ja, was ich mit Rangordung meinte...

Und da du mich gut kennst, wirst du wissen, dass ich allen Attributen, die er Jane Austens Schreibkunst zuweist, voll und ganz zustimme ---- NUR, dass ich eben finde, sie beziehen sich auf alles, was jemals aus Janes Austens Feder geflossen ist und nicht nur auf einen bestimmten Roman!

Obwohl beispielsweise "Stolz und Vorurteil" mein Lieblingsroman von ihr ist, würde ich daher doch nicht behaupten, dass sich allein darin alle diese Dinge bündeln, was den anderen fehlt... :eek:

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BeitragVerfasst: Samstag 9. Dezember 2006, 22:05 
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Archivarius

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... na ja, es ist ein Nachwort zum Roman "Emma" ... da sollte man keinen Verriss Emmas erwarten und eine Eloge auf die anderen Romane...

Eine meiner Lieblingsstellen ist die hier:

Der Roman "Emma" ist freilich alles andere als ein Pamphlet über die Emanzipation der Frau, wie sie Mary Wollstonecraft in ihrer Schrift "Vindication of the Rights of Woman" (Verteidigung der Rechte der Frau) 1792 zur Forderung erhoben hatte. Überhaupt sind die Geschehnisse der Romanhandlung nicht in vordergründig-didaktischer Weise auf ein zentrales Postulat festgelegt. Es soll nicht eine Hypothese aufgestellt und bewiesen werden, der Roman bietet weder ein Dogma noch eine Theorie und ist dennoch weit mehr als ein verinnerlichtes Stilleben des ländlichen Alltags. Die Verfasserin suchte eine ganz bestimmte Erscheinung ihrer Zeit - das Landleben mit all seinen Freuden, seiner organisierten Langeweile, seinem verflachten Konventionalismus und seiner gemütlichen Verträumtheit – in ihrer widerspruchsvollen Form einzufangen. Ihr Ziel war nicht die Vision einer arkadischen Provinzidylle, sondern die psychologische Erschließung eines von der epischen Literatur bisher vernachlässigten Menschentypus und dessen Spiegelung in seinen vielfältigen mitmenschlichen Wechselbeziehungen.

Für einen Literaturwissenschaftler der DDR schon eine recht kesse Sprache... soweit es es an der Zensur vorbei wagen konnte, Tacheles zu reden...

Außerdem würdigt er Fielding :ja: (und erwähnt diesen Richardson :aetsch: ), wenn er versucht darzustellen, was Jane Austen zu ihren Werken befähigte:

Man hat lange Zeit an ein unergründliches Mysterium glauben wollen, daß es einer nur durchschnittlich gebildeten, zurückgezogen lebenden "Amateurliteratin" gelingen konnte, mit ihrem Schaffen eine derart faszinierende, überzeitliche Wirkung auf die Nachwelt auszustrahlen. Wie jedoch der englische Literarhistoriker Arnold Kettle ausführt, ist es abwegig, die Schriftstellerin entweder als "geniale Naturbegabung" oder als "freundliche Tante mit einem unwiderstehlichen Hang zum Fabulieren" zu bezeichnen, deren Phantasieprodukte auf "irgendeine" geheimnisvolle Weise ihre Lebensfrische bewahrt hätten. Kettle schreibt 1951: "Sie war eine ernste und bewußte Schriftstellerin, die ganz in ihrer Kunst aufging und mit den Problemen ihrer Kunst rang. In der Anordnung und Neuverteilung ihrer Stoffe, der Umsetzung ganzer Romane von der Brief- in die Erzählform und dem von peinlichster Bedachtsamkeit diktierten Aufbau ihrer Sujets bewies sie das wache Auge des großen Künstlers für Form und Komposition."

Jede Würdigung der Leistung Jane Austens hat somit der biographischen Legende entgegenzutreten, die Schriftstellerin habe, allein auf ihre Intuition gestellt, ihr Werk gleichsam aus dem Nichts geschaffen. Sie gehört literaturgeschichtlich in die Tradition des 18. Jahrhunderts, von der sie nicht isoliert betrachtet werden darf. Nicht als Wunderkind, von der Muse geküßt, sondern als gelehrige Bewunderin Fieldings und als kritische Schülerin Richardsons begann sie ihre Laufbahn. Von ihnen lernte sie den geschickten Handlungsaufbau und die Kunst, Menschen zu beschreiben. Mit ihnen teilte sie den offenen Blick für alles Menschliche, ob in strahlender Schönheit oder kläglicher Verbildung. Weit entfernt, ihre Vorbilder zu kopieren, entfaltete sie vom ersten Roman an ganz ihre persönliche Eigenart. Sie hat die Kunst der Charakterschilderung auf eine bislang kaum erreichte Stufe der Vollendung gehoben. Ihre Werke sind ein aus unzähligen Steinen zusammengesetztes Mosaik menschlicher Beziehungen, Verhaltensweisen und Gefühlswelten. Jeder Satz ihres epischen Vortrags, der sich eng an den schmucklosen Konversationsstil der Mittelschichten anlehnt, hat seine künstlerische Funktion, nichts ist planlos, kein zum Gesamtverständnis wichtiges Detail ist lieblos entworfen. Das Ergebnis solcher zielstrebig effektbewußter Filigranarbeit ist eine für ihre Zeit beispiellose Wirklichkeitsnähe, die dem Leser das Empfinden eingibt, am Geschehen unmittelbar beteiligt zu sein, ... und die eine nicht an Ort und Zeit gebundene Gültigkeit der Aussage besitzt, die nur realistische Kunstwerke von bedeutendem Rang haben.


Bruki :cool:

PS: Bin heute gut vorangekommen und hab eben den 2. Band beendet...

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BeitragVerfasst: Sonntag 10. Dezember 2006, 12:56 
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Danke für die Mühe, Bruki!
Der Rest des Textes hat mich wieder besänftigt und mit Szudra versöhnt... :sauf: :wink:

Bruki hat geschrieben:
... na ja, es ist ein Nachwort zum Roman "Emma" ... da sollte man keinen Verriss Emmas erwarten und eine Eloge auf die anderen Romane...


Nee, klar, trotzdem passt mir's nicht... :nixweiss: Kann nichts dagegen machen! :nein:

Bruki hat geschrieben:
Für einen Literaturwissenschaftler der DDR schon eine recht kesse Sprache... soweit es es an der Zensur vorbei wagen konnte, Tacheles zu reden...


Da hast du allerdings Recht! :lach: Es kommt, wenn ich mich nicht täusche, kein einziges Mal das Wort "Sozialismus" vor... :top: Und der Text ging trotzdem durch... :rofl:


Bruki hat geschrieben:
PS: Bin heute gut vorangekommen und hab eben den 2. Band beendet...


Freut mich für dich! :ja: Hast den Stress wohl mit Hecheln und Würgen überstanden? :wink:

Alethea :flower:

PS: Warum um in alles in der Welt erscheint auf dem Bildschirm meines Notebooks dein blaugeposteter Text nie in der von dir gewählten Farbe???? :gruebel: Beim Zitieren sehe ich immer, dass du ihn blau markiert hast, doch auf meinem Bildschirm im Board erscheint er schwarz... Das ist äußerst verwirrend, wenn da keine Anführungsstriche stehen... :eek: Ich weiß nie, ob das Zitat zu Ende ist oder nicht...

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BeitragVerfasst: Sonntag 10. Dezember 2006, 17:54 
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Archivarius

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Alethea hat geschrieben:
...
Bruki hat geschrieben:
Für einen Literaturwissenschaftler der DDR schon eine recht kesse Sprache... soweit es es an der Zensur vorbei wagen konnte, Tacheles zu reden...

Da hast du allerdings Recht! :lach: Es kommt, wenn ich mich nicht täusche, kein einziges Mal das Wort "Sozialismus" vor... :top: Und der Text ging trotzdem durch... :rofl ...

Ich denke, in den 70gern gab es nach dem 60gern sowas wie ein "kulturelles Tauwetter" in der DDR... bis Biermanns Ausgebürgerung zeigte, dass es mal wieder nicht weit her war damit...

Du müsstest mal die Nachworte aus den 50gern lesen, da werden Thackeray, Dickens und - ja auch - Jane Austen geradewegs als "Vorkämpfer des Sozialismus in der DDR" deklariert - bzw. als das Gegenteil: "verblendete Dumpfnasen", die in ihrer Beschränktheit den Zug zum Kommunismus sowjetischer Machart glatt verpassten (anders als solche "Höhepunkte der Weltliteratur" wie Gorkis "Die Mutter" oder Ostrowskis "Junge Garde" :tot: )...

Das war teilweise schon echt albern, wenn von den armen Nachwortschreibern jedesmal Karl Marx' Placet für die englischen Romanautoren zitiert werden musste, um eine ideologisch stichfeste Begründung vor dem Zensor zu haben, warum man diesen "bürgerlichen Mist" publiziert...

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BeitragVerfasst: Sonntag 10. Dezember 2006, 18:53 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Bruki hat geschrieben:
Die Verblendung ist aber wohl am Ende nicht ganz so schlimm wie bei a certain young Lady, die sich vor kurzem zur einzigechtenganzrichtigen Emma-Fännin ernannte :rofl: ...:


Und wer soll das sein bitte?? :roll:


@Alethea: Ich denke, der Satz mit dem "einzigen großen Werk" war eher so gemeint, dass "einziges" in diesem Fall wohl "letztes" bedeutet. Also keine Wertung ist, sondern eine Verwunderung darüber dass alle anderen übersetzt wurdem dieses (und MP) aber nicht. Zumindest macht der Satz auch so Sinn.

Ganz davon abgesehen scheint diese Angabe aber nicht ganz zu stimmen, denn Grawe zumindest schreibt in seiner Biografie von einer Emma-Übersetzung aus den 1820er Jahren. Vielleicht gabs nach dieser aber keine weiteren Neuausgaben.

Mich würde sowieso mal die Verlagsgeschichte von Jane Austen in Deutschland bzw. deutscher Sprache interessieren. Ich habe nur sehr sporadische Infos dazu gefunden, bisher.
Hat nicht Alethea kürzlich ein Buch dazu gelesen? Oder ging es da nur um die englischen Ausgaben?


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BeitragVerfasst: Montag 11. Dezember 2006, 10:17 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Julia, jetzt bin ich verwirrt. "einziges großes Werk" bedeutet letztes großes Werk? Ich dachte immer, ihr letztes vollendetes Werk war Persuasion??? Tina

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BeitragVerfasst: Montag 11. Dezember 2006, 12:13 
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Julia hat geschrieben:
Mich würde sowieso mal die Verlagsgeschichte von Jane Austen in Deutschland bzw. deutscher Sprache interessieren. Ich habe nur sehr sporadische Infos dazu gefunden, bisher.
Hat nicht Alethea kürzlich ein Buch dazu gelesen? Oder ging es da nur um die englischen Ausgaben?


Das habe ich leider erst kürzlich wieder zurückgegeben --- und da mich nur die englischen Ausgaben interessiert haben, kann ich nicht viel dazu sagen! Es gab eine Liste von französischen und amerikanischen... aber deutsche? :gruebel:

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BeitragVerfasst: Montag 11. Dezember 2006, 21:58 
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Tina hat geschrieben:
Julia, jetzt bin ich verwirrt. "einziges großes Werk" bedeutet letztes großes Werk? Ich dachte immer, ihr letztes vollendetes Werk war Persuasion??? Tina


Nein, "letztes noch nicht übersetztes Werk", meine ich. Denn darum ging es doch in dem Satz - dass "Emma" bis dahin noch nicht übersetzt wurde.


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BeitragVerfasst: Dienstag 12. Dezember 2006, 09:39 
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Bruki hat geschrieben:
Ich denke, in den 70gern gab es nach dem 60gern sowas wie ein "kulturelles Tauwetter" in der DDR... bis Biermanns Ausgebürgerung zeigte, dass es mal wieder nicht weit her war damit...

Du müsstest mal die Nachworte aus den 50gern lesen, da werden Thackeray, Dickens und - ja auch - Jane Austen geradewegs als "Vorkämpfer des Sozialismus in der DDR" deklariert - bzw. als das Gegenteil: "verblendete Dumpfnasen", die in ihrer Beschränktheit den Zug zum Kommunismus sowjetischer Machart glatt verpassten (anders als solche "Höhepunkte der Weltliteratur" wie Gorkis "Die Mutter" oder Ostrowskis "Junge Garde" :tot: )...

Das war teilweise schon echt albern, wenn von den armen Nachwortschreibern jedesmal Karl Marx' Placet für die englischen Romanautoren zitiert werden musste, um eine ideologisch stichfeste Begründung vor dem Zensor zu haben, warum man diesen "bürgerlichen Mist" publiziert...


Es ist für mich immer wieder ein seltsames Gefühl! Von allem, was du da schreibst, habe ich in der Schule und sonstwo irgendwie schon gehört, aber für mich ist das alles irgendwie "Geschichte"... Dabei ist es nicht mal lange her! Und du hast das alles noch miterlebt... :eek:
Man schreibt sich jeden Tag und ist doch von seiner Vergangenheit und seinen Erlebnissen so weit auseinander...

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BeitragVerfasst: Dienstag 12. Dezember 2006, 09:45 
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Und ist es nicht faszinierend, wie gut wir uns trotzdem unterhalten und diskutieren können? Tina

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BeitragVerfasst: Dienstag 12. Dezember 2006, 09:56 
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Alethea hat geschrieben:
Bruki hat geschrieben:
Ich denke, in den 70gern gab es nach dem 60gern sowas wie ein "kulturelles Tauwetter" in der DDR... bis Biermanns Ausgebürgerung zeigte, dass es mal wieder nicht weit her war damit...
Du müsstest mal die Nachworte aus den 50gern lesen, da werden Thackeray, Dickens und - ja auch - Jane Austen geradewegs als "Vorkämpfer des Sozialismus in der DDR" deklariert - bzw. als das Gegenteil: "verblendete Dumpfnasen", die in ihrer Beschränktheit den Zug zum Kommunismus sowjetischer Machart glatt verpassten (anders als solche "Höhepunkte der Weltliteratur" wie Gorkis "Die Mutter" oder Ostrowskis "Junge Garde" :tot: )...
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Es ist für mich immer wieder ein seltsames Gefühl! Von allem, was du da schreibst, habe ich in der Schule und sonstwo irgendwie schon gehört, aber für mich ist das alles irgendwie "Geschichte"... Dabei ist es nicht mal lange her! Und du hast das alles noch miterlebt... :eek:
Man schreibt sich jeden Tag und ist doch von seiner Vergangenheit und seinen Erlebnissen so weit auseinander...

Es kommt halt auch darauf an, wie man mit seinen Erlebnissen umgeht ...
es können sich dennoch ähnliche Einsichten ergeben ...

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BeitragVerfasst: Dienstag 12. Dezember 2006, 11:48 
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Man lernt ja auch von diesen Erfahrungen und kann davon an andere abgeben, wie es ja auch Mr. Knightley mit Emma machte. Da sieht man doch mal, wie das mit dem Altersunterschied ist. Tina

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BeitragVerfasst: Dienstag 12. Dezember 2006, 11:56 
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Caro hat geschrieben:
Andersrum funktionierts auch ... :D

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Genau. Und irgendein kluger Mensch hat mal gesagt, es komme nicht unbedingt auf die gemachten Erfahrungen drauf an, sondern vielmehr welche Lehren man daraus gezogen hat.


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Ulli hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Andersrum funktionierts auch ... :D
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Genau. Und irgendein kluger Mensch hat mal gesagt, es komme nicht unbedingt auf die gemachten Erfahrungen drauf an, sondern vielmehr welche Lehren man daraus gezogen hat.

Frei nach dem Motto: ...und wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage ...? :wink:

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PS: Ist leider nicht von mir ....

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Ich will nicht den Group-Read-Thread damit zumüllen, aber ich habe im Anhang meiner "Emma"-Ausgabe einen sehr schöne Artikel über das Buch von Reginald Farrer (1917), aus dem ich einen Teil hier rein abtippen will, weil ich es so passend finde, bzw. ganz einer Meinung bin mit dem Herrn, auch wenn er teilweise etwas überheblich daherkommt. Er trifft es auf den Punkt, für mich. Ich habs auf die Schnelle übersetzt, zwecks besserem Verständnis = größere Zielgruppe. :wink:

Die Sprache ist auch im Englischen ziemlich "schwülstig" (wohl weil fast 100 Jahre alt), ich hab den Stil in der Übersetzung beibehalten.

(...) Alles in allem gesehen ist "Emma" der Höhepunkt von Jane Austen's Werk; und eine richtige Wertschätzung von "Emma" ist der Einbürgerungstest für ihr Reich.
Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, es sollte eigentlich weder das erste Buch eines Jane Austen-Neulings sein, noch ohne eine einleitende Zusammenfassung der Handlung veröffentlich werden. Erst wenn man die Handlung vollkommen in sich aufgenommen hat, kann man damit beginnen die endlosen Freuden, Raffinessen und Feinsinnigkeiten der Arbeit zu würdigen - wenn man beginnt die vielfältige Komplexität des gesamten Gewebes zu realisieren: Jeder Satz und beinahe jedes Beiwort trägt eine unbestimmte Referenz zu einem ebenso unterschwelligen Punkt in der Entwicklung des Handlungsschemas in sich.
Während zwölf Lesungen von "Stolz und Vorurteil" zwölfmal wiederholte Freude bieten, bieten ebensoviele Lesungen von "Emma" nicht nur das, nicht nur Wiederholung, sondern potenzierte Freude. Mit jedem erneuten Lesen hat man wieder und wieder das Gefühl, dass man bisher nie das sich weiter und weiter ausbreitende Vergnügen wirklich verstanden hat.
Doch bis man die Geschichte kennt, wird man geneigt sein, ihre Abläufe schwerfällig, langsam und seltsam zu finden. Schwierig zu verfolgen und nicht sehr offensichtlich verfolgenswert. (...) Viele eilige und einige nicht eilige Leser sind an der Türschwelle umgekehrt, abgeschreckt von ihrer Missbilligung gegenüber Emma selbst.
(...) Niemand der die ersten drei Absätze des Romans aufmerksam liest, kann daran zweifeln, was ihn erwartet: schrittweise Demütigung von Einbildung durch eine lange Reihe selbst geschaffener Katastrophen, mit ernsthaftem Hintergrund aber durchgehend als Komödie angelegt.
Emma selbst darf so gesehen nie ernst genommen werden. Und es sind vorallem die Leser, die das nicht realisiert haben, die verärgert sind über ihre Albernheiten, Vornehmtuerei und fehlgeleitete, bösartige Einbildungskraft.
Zuneigung zu einem Charakter zu vermitteln, nicht aufgrund seiner Liebenswürdigkeiten sondern trotz seiner Fehler ist das höchste Ziel eines komödiantischen Geistes: Shakespeare hat es geschafft mit seinem Falstaff und Molière mit Celimène. Mit diesen, nicht mit den "sympathischen" Heldinnen ist Emma zu klassifizieren, als die vollendete Figur der Englischen Komödie.
Um Erfolg mit einer Kreatur zu haben, die man gleichzeitig lieben und auslachen soll, muss die Autorin sich den Herausforderungen komplexer Schwierigkeiten stellen: Sie muss gleichzeitig mit dem Hasen und der Meute laufen, ihre Kreatur gleichzeitig objektiv und subjektiv behandeln, in ihr Innerstes vordringen um Sympathien zu erregen und gleichzeitig außen vor bleiben um die Reaktion auf ihr Handeln zu dirigieren.
(...) Jane Austen's Triumph liegt in der Art wie sie die Sympathien und Abneigungen Emma gegenüber immer wieder ausbalanciert.
Ihr Charme kommt immer dann zum Vorschein, wenn es eine alberne oder ambitionierte Unartigkeit zu kompensieren gilt. Und selbst diese sind vollkommen nachvollziehbar in einer willenstarken und geistesstarken 21jährigen, die für vier Jahre die unangefochtene Herrin in Hartfield und die ebenso unangefochtene Königin von Highbury war. Somit werden wir bei jeder Wendung gleichsam so mitgerissen von Ärger und Entzücken über Emma, dass es uns schlussendlich - wenn wir sehen wie sich ihre Selbstschätzung Stück für Stück zerschlägt - zu hart erscheint, ihr eine gerechte Strafe zukommen zu lassen.
Aber dank der gnädigen Intention des Buches bleibt Emma genau das erspart. Was scheint wie ein glücklicher Zufall ist in Wahrheit das Ergebnis ihrer unentdeckten guten Qualitäten, genauso wie ihre Missgeschicke das Produkt ihrer sorgsam gepflegten Torheiten waren.


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BeitragVerfasst: Sonntag 18. März 2007, 23:22 
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Emsige Missionarin für Jane Austen
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Julia hat geschrieben:

(...) Erst wenn man die Handlung vollkommen in sich aufgenommen hat, kann man damit beginnen die endlosen Freuden, Raffinessen und Feinsinnigkeiten der Arbeit zu würdigen - wenn man beginnt die vielfältige Komplexität des gesamten Gewebes zu realisieren...


Na, dann ist bei mir ja noch nicht Hopfen und Malz verloren. :D

Danke fürs Einstellen, Julia - und vor allem fürs Übersetzen. :)
Diese Passage ist auch ein schöner Wink mit dem Zaunpfahl, dass man mit Erstlesern wie mir Nachsicht üben muss. :ja: :lach:
Ich kann es leider nicht abstellen, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt noch hauptsächlich auf Emmas Verhalten achte.

Amadea

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(W. H. Auden)

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BeitragVerfasst: Sonntag 18. März 2007, 23:51 
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Für mich ist EMMA eines der Bücher, die mit jedem Mal lesen mehr gefallen!

Beim erneuten Lesen versteht man erst die zahlreichen Hinweise, die JA dem Leser gibt, man kann wie in einem Krimi nach Spuren suchen, die auf zukünftige Ereignisse vorbereiten! Die dem aufmerksamen Leser verraten, wer z. B. der edle Spender des Pianos ist..sein müsste...

Danke für die ausführliche Wiedergabe des Artikels, Julia :)

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BeitragVerfasst: Montag 19. März 2007, 00:00 
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Ja, Miranda ... so gehts mir auch - deshalb finde ich diesen Satz auch so treffend:

Zitat:
Während zwölf Lesungen von "Stolz und Vorurteil" zwölfmal wiederholte Freude bieten, bieten ebensoviele Lesungen von "Emma" nicht nur das, nicht nur Wiederholung, sondern potenzierte Freude. Mit jedem erneuten Lesen hat man wieder und wieder das Gefühl, dass man bisher nie das sich weiter und weiter ausbreitende Vergnügen wirklich verstanden hat.


"While twelve readings of "Pride and Prejudice" give you twelve periods of pleasure repeated, as many readings of "Emma" give you that pleasure, not repeated only, but squared and squared again with each perusal, until at every fresh reading you feel anew that you never understood anything like the widenig sum of its delights."

^... auf Englisch, wers genau wissen will. :wink: Klingt auch gleich viel besser. Ich finds immer wieder toll, wie einfach man im Englischen Enthusiasmus und Wärme ausdrücken kann, ohne dass es (wie im Deutschen dann oft) kitschig klingt.


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BeitragVerfasst: Montag 19. März 2007, 12:11 
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Hallo Julia,

mein Dank für deine Mühe wird dir auf ewig nachschleichen. und ja, er hat es auf den Punkt gebracht, gerade diesen Vergleich P&P und Emma.

Gruß

Sonja

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Gruß Sonja
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Nach der EM ist vor der WM :aetsch:

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BeitragVerfasst: Dienstag 20. März 2007, 08:58 
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Julia hat geschrieben:
^... auf Englisch, wers genau wissen will. :wink: Klingt auch gleich viel besser. Ich finds immer wieder toll, wie einfach man im Englischen Enthusiasmus und Wärme ausdrücken kann, ohne dass es (wie im Deutschen dann oft) kitschig klingt.


Da hast du Recht! Das denke ich auch immer beim Lesen von englischen Büchern --- aber besonders denen von Jane Austen (aber auch denen der Brontes)! Auf englisch klingt das alles viel natürlich, wärmer, herzlicher --- im deutschen wird's schnell sentimental! :rolleyes:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. März 2007, 08:56 
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Naja, Alethea, das mag vielleicht auch daran liegen, dass dir beim englischen das "altmodische" an der Sprache nicht so ganz auffällt, wie es sich im Deutschen anhört? Sprache entwickelt sich ja auch im Lauf der Zeit?

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. März 2007, 09:08 
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Ist eigentlich bekannt, wie lange JA an Emma geschrieben hat? Und allgemein, wie sie gearbeitet hat (sind Aufzeichnungen erhalten wie sie Charaktere entwickelt hat usw.)?

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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. März 2007, 09:18 
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Begeistertes Missionierungsopfer
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Nach meinen Informationen schrieb JA vom 21 Januar 1814 bis zum 29 März 1815 daran, erstmalig veröffentlicht im Dezember 1815.

Mehr weiß ich leider auch nicht.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 21. März 2007, 14:53 
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Austenbegeistert
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Miranda hat geschrieben:
Nach meinen Informationen schrieb JA vom 21 Januar 1814 bis zum 29 März 1815 daran, erstmalig veröffentlicht im Dezember 1815.


Wow. W-o-w.
Ich find das echt beeindruckend. Das war bloß knapp über ein Jahr, und es ist ein ziemlich dickes Buch. Und sie musste es mit der Hand schreiben.
Daran sollten sich ein paar Autoren von heute mal ein Beispiel nehmen.
:ja: :wink: :D

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Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln:
Erstens durch Nachdenken:
Das ist der edelste.
Zweitens durch Nachahmen:
Das ist der leichteste.
Drittens durch Erfahrung:
Das ist der bitterste.

Konfuzius


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