Silke hat geschrieben:
Pro7 hat sich die Senderechte für "The Tudors" gesichert!
Ich sehe da schon ein Desaster auf uns zu kommen, die schaffen es doch meistens gute Serien zu zestören.
Ich gebe dir Recht, allerdings muss ich gestehen, dass es bei dieser Serie schwer sein dürfte, noch mehr zu zerstören als die Macher schon verbrochen haben.
Ich habe mich ja, wie du weisst, unendlich auf die Serie gefreut und der Anfang, also Teil 1 und bis zu einem gewissen Grad auch noch Teil 2+3 waren auch gut und, mit ein paar doch drastisch zu bezeichnende geschichtliche Vergewaltigungen auch durchaus noch als sehenswert einzustufen.
Danach gehts aber dramatisch abwärts und nachdem ich mir unter echten Qualen alle 10 Teile angesehen habe, muss ich sagen, bin ich einfach nur noch enttäuscht.
Bis auf Sam Neill als Cardinal Thomas Wolsey und Maria Doyle Kennedy als Queen Catherine of Aragon sind die schauspielerischen Einsätze eher durchschnittlich, bzw. konnte das durchaus vorhandene Können gar nicht ausgeschöpft werden, da Nebenhandlungen zuviel Raum gegeben worden ist. Nebenhandlungen und Figuren die zum Teil schlicht der Einbildungskraft der Macher entsprungen sind, und das bei einer Verfilmung die den Anspruch erhob, endlich mal die "wahre" geschichte von King Henry VIII erzählen zu wollen.
Ausserdem wird die "Affäre" Henry - Anne Boelyn bis über alle Massen ausgereizt und künstlich in die Länge gezogen, etwas was gegen Ende der Serie auf mich (und ich bin eine erwiesene hardcore Romantikerin!) nur noch eine gähnend langweilige Wirkung hatte, ganz zu schweigen von Horrorszenen und anwesenden Toten in Räumen und Ehebetten, die noch nicht mal mehr als witzig, sondern lediglich vollkommen deplaziert wahrgenommen werden müssen.
Ich sage jetzt nicht mehr dazu, da ich ja hier niemandem etwas vorwegnehmen will.
Damit ich hier jetzt nicht nur negativ daher komme, auch noch etwas zu den durchaus positiven Aspekten die man mit einigem goodwill der Verfilmung entnehmen kann:
Sie gibt insgesamt einen recht eindrucksvollen Einblick in einen Hofstaat um 1500. Die Palastintriegen werden eindrücklich und mit viel (zuviel?) Liebe zum Detail, nachvollziehbar aufgezogen.
Die Dynamik der Verfilmung ist zunächst sehr spannend lässt dann aber rasch nach.
JRM (den ich nicht ungerne sehe und der, meiner Meinung nach, wirklich über grosses Talent verfügt) gibt Henry ein neues Gesicht mit dem ganzen Ehrgeiz und Impulsivität der seinen jungen Jahren sicher anhaftete. Doch seine Leistung geht zu Gunsten eines Drehbuchs, welches seine Werbung um Anne bis über die Belastungsgrenzen hinaus erschöpft, verloren.
Wirklich vom ersten bis zum letzten Teil hat mich Sam Neill beeindruckt, der die uneingeschränkte Macht, aber auch die Qualen seines langsamen Niedergangs bis zum Tod des Cardinals mit einer solch imposanten Darstellung glaubwürdig, ja eindrücklich spielen konnte.
Ebenso, ohne den geringsten Abzug, war ich äusserst angetan über die Performance von Maria Doyle Kennedy. Sie konnte die Schmerzen einer verstossenen, liebenden Frau, aber auch die Erhabenheit und Klugheit die man Queen Catherine von Aragon nachsagte absolut eindrücklich personifizieren.
Dennoch, für mich eine der ganz grossen Film- bzw. Serien - Enttäuschungen des Jahres da ich mich wirklich unglaublich darauf gefreut habe.