Ulli hat geschrieben:
Der Film ist eine Zusammenstückelung verschiedenster Geschichten aus mehreren Bänden und sagt über die Bücher nur wenig aus. Der Film ist eher eine Art atmosphärischer Essenz einiger Geschichten auf See und die Figuren, soweit sie überhaupt in den Büchern vorkommen, sind sehr passend, aber letztlich etwas einseitig besetzt. Crowe gibt z. B. sehr gut die Autorität Aubreys wieder, aber nicht mal ansatzweise seinen meist unfreiwilligen Witz.
Ah, also sogar noch schlimmer als ich dachte - eine Zusammenstückelung!
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Aber ich bleibe dabei, Crowe als Captain geht gar nicht! Ok, ich muss sagen, bin natürlich "Captain Pellew verwöhnt", das ist für mich ein Chef wie er im Buche steht. Aubrey ist mir zu hemdsärmelig (im wahrsten Sinn), zu kumpelhaft. Und der Film ist extrem auf ihn zugeschnitten, die anderen Charaktere gehen irgendwie unter (Maturin ausgenommen).
Bei Hornblower ist das irgendwie anders, man hat eine fast durchgängige Crew, die einem sehr ans Herz wächst, plus ein paar Neuzugänge für je eine Folge, aber ok, hier ist es wohl auch unfair, acht Teile in jeweils voller Spielfilmlänge mit einem Zweistunden-Film zu vergleichen. Das kennen wir ja von P&P, nicht wahr?
Ulli hat geschrieben:
Bettany ist als Maturin viel zu ansehnlich, die Zerzaustheit und Widerborstigkeit fehlen. So ist er z. B. für seine absolute Untüchtigkeit an Bord berüchtigt (fast in jedem Roman fällt er mal mehr mal weniger spektakulär ins Wasser), ist aber zugleich ein genialer Fechter. Hollom kommt bei O´Brian überhaupt nicht vor, sondern ist eine Zusammenfassung mehrer Figuren etc.
Ui, ansehnlich fand ich ihn
überhaupt nicht, aber interessant. Aber stimmt, die von Dir genannten Eigenschaften hat er eher weniger gezeigt. Dieses "Zusammenfassen" mehrerer Figuren gibt es auch in anderer Form bei Hornblower, also in diesem Fall haben Charaktere im Film mehr Spielraum als sie im Buch hatten, wie z.B. Archie Kennedy, aber das ist wohl einfach aus dem Grund, damit man nicht andauernd neue Gesichter kennenlernen muss und eine Kontinuität gewahrt ist.
Ulli hat geschrieben:
Bei dem Film darf man nicht unbedingt das Bourne Ultimatum auf See erwarten. Ich find ihn zwar auch noch nach dem 15. Ansehen spannend, aber das Entscheidende ist für mich eigentlich eher die starke Schilderung des Lebens an Bord, die Mechanismen, die da ablaufen und die phantastischen Bilder (Turner auf Leinwand). Schade, daß Dir als alter Seebär der Film nicht gefällt.
Ich finde, der Film hat genau da aufgehört, als es anfing, erst richtig spannend zu werden...da wäre sicher eine gute Geschichte rausgekommen, denn wie ich schon sagte, das "Vorspiel" war zu heftig für das, was am Ende bei rauskam
Auf Schlachtgetümmel etc. lege ich auch keinen großen Wert, sondern exakt, was Du beschreibst. Und daher kann ich Dir die Hornblowerserie nur wärmstens ans Herz legen, denn dort wirst Du all das ebenfalls zu sehen bekommen und, wie ich Amateur-Seebär meine, sehr gut, spannend und realistisch umgesetzt, gewürzt mit ein paar trockenen englischen Sprüchen. Die wahren "Erbsenzähler" haben immer was zu meckern, was vor allem das Schiff und die Werkstreue angeht, aber ich finde, das ist ein bisschen kleinlich. Teilweise wurden sogar die Original-Dialoge und Szenen aus den Büchern genommen. Und es soll ja auch unterhalten, nicht wahr? Sonst könnte man sich auch gleich einen Dokumentarfilm ansehen.
Ulli hat geschrieben:
PS. Ich habe mir heute die Sharpe-Reihe auf DVD geordert, Hornblower kommt dann auch noch irgendwann ran (wenn er netterweise etwas billiger wird...).
Die ist wirklich unverschämt teuer in Deutschland
25 Pfund in UK finde ich akzeptabel. Wenn Du keinen Wert auf englische Untertitel legst, kannst Du die holländische Version relativ günstig bekommen, hat zwar bloß holländische Untertitel, dafür ist da aber auch ein 20minütiges Making-Of zu den ersten vier Folgen mit dabei. Die UK-Fassung hat überhaupt keine Extras. Trotzdem absolut empfehlenswert! Werbungmach...
Sharpe steht auch noch auf meiner Liste, aber das dauert wohl noch ein bisschen...