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Montag 24. Juli 2006, 15:19

Ich bezweifle, daß es früher mehr Respekt vor den Frauen gab. Gut, ihre Weiblichkeit wurde mehr gewürdigt, aber dafür durften Frauen nicht wählen, kein eigenes Geld haben, im Falle der Scheidung die Kinder nicht behalten...Respekt sieht für mich anders aus. Vielleicht bin ich aber auch zu sehr Kopfmensch und würdige den romantischen Aspekt nicht genügend.

Ich hänge einfach der Meinung an, daß vieles von dem, was von einem echten Gentleman erwartet wird, geschlechtsübergreifend ist. Auch Männer mögen es, wenn man sie mal zum Essen einlädt oder ihnen Blumen schenkt. Auch Männer wollen umworben werden, auch wenn ihnen tradtionanell eher die Jägerrolle zukommt. Ein Mann freut sich über ein Kompliment ebenso wie eine Frau. Ich habe in meinem Leben übrigens mehr Frauen als Männer kennengelernt, die mit Komplimenten nicht umgehen können. Die Regeln des freundlichen/freundschaftlichen/liebevollem Umgangs sind doch geschlechtsunabhängig. Ich habe jedenfalls in meinem Leben sowohl Männer als auch Frauen schon zum Essen eingeladen, einzige Voraussetzung war tiefe Symphatie.

Montag 24. Juli 2006, 15:19

Montag 24. Juli 2006, 15:29

Kerstin hat geschrieben:... Das ist der feine Unterschied zwischen emanzipierten Frauen und Emanzen. ;) Eine Emanze wird es als Affront empfinden, wenn ein Mann ihr hilft. Eine emanzipierte Frau läßt sich helfen, obwohl sie es eigentlich auch alleine könnte. ...

... und das ist der Unterschied zwischen Mr. Darcy und mir: Der war sich felsenfest sicher, dass seine Hilfsbereitschaft vom schwachen Geschlecht dankbar angenommen wird...

Aber bei der Gelegenheit: Wo wir schon über die Verderbnis der Sitten und den Untergang des Abendlandes sprechen, ist euch mal in P&P-95 aufgefallen wie Elizabeth Bennet darauf gedrillt war aufzuspringen, wenn die Türglocke in Hunsford schellte? Egal, was sie gerade tat - sei es Briefe von Jane zu lesen oder welche zu schreiben - oder wer vor der Tür stand: Sie ließ alles fallen, erhob sich und nahm in der Mitte des Raumes Aufstellung zur Begrüßung des Gastes... Heutzutage ist man als älterer Mensch schon dankbar, wenn man von den jungen Damen oder Herren in den Büros oder Läden überhaupt zur Kenntnis genommen wird... Dass sie sich auch noch vor einem erheben, erwartet schon niemand mehr...

"Die heutige Jugend ist verderbt, hat nur ihr Vergnügen im Kopf und achtet das Alter nicht... die Welt wird demnächst untergehen..." - hat jemand vor 3000 Jahren in Hieroglyphen eine Pyramidenwand gemeißelt... :rofl:

Bruki :cool:
Zuletzt geändert von Bruki am Montag 24. Juli 2006, 15:33, insgesamt 1-mal geändert.

Montag 24. Juli 2006, 15:33

Verstehe, was du meinst, aber ich denke einfach, dass gerade Frauen solche kleinen Gesten zu schätzen wissen, auch wenn ich dafür bin, dass man allgemein mit anderen Menschen liebevoll und freundlich umgehen sollte.
Ich weiß auch nicht, wie ich es formulieren soll, ich denke, wir Frauen wollen manchmal einfach nicht alles machen müssen, nur weil wir es machen können und wünschen uns irgendwie noch so diesen Beschützer-Mann, der uns eben die Tür aufhält oder den Stuhl zurechtrückt. Wir wollen nicht wie damals wieder von Männern abhängig sein, aber ich denke, wir wissen es eben zu schätzen, wenn ein Mann trotz alledem seinen Beschützerinstinkt auslebt und uns großmütig seine Jacke leiht oder was auch immer. Nicht das nicht nur, weil wir allgemein freundlich miteinander umgehen, sondern einfach auch weil wir Frauen sind. :wink:

Montag 24. Juli 2006, 15:44

@Becci
Ich weiß schon, wie Du es meinst und mit Respekt hattest Du natürlich eine andere Bedeutung des Wortes als ich im Kopf. Ich tue mich einfach schwer mit diesem - beiderseitig gepflegten - Werbe- und Balzverhalten, weshalb z. B. für mich "Sex and the City" einer anthropologischen Forschungsserie gleichkam.

Montag 24. Juli 2006, 16:26

Die Frage ist ja auch das WIE... ich finde es z.B. nervig, wenn jemand mir gönnerhaft Hilfe anbietet oder zukommen läßt.
Wenn schon, dann unauffällig, so das man nicht das Gefühl vermittelt bekommt, man wäre das arme Frauchen, was Hilfe braucht.
Ich weiß, dass ist schwierig. ;)
So als Bespiel.. ich stehe mit schwerem Koffer im Gang und versuche, ihn ins Gepäckfach zu wuchten.
Nervig: Mann bleibt sitzen, schaut zu mir auf und sagt zu mir: Na, soll ich mal helfen???
Galant: Mann steht auf und faßt mal eben mit an. ;)

Das Aufspringen, wenn jemand in den Raum kommt, fände ich übrigens ziemlich lächerlich.. das hat was vom dressierten Affen.
Abgesehen davon kämen manche kaum noch zum Arbeiten, wenn sie bei jedem Besucher den Hintern aus dem Stuhl heben müßten. ;D
Grüße,
Kerstin

Montag 24. Juli 2006, 23:21

Dazu fällt mir eine Szene von Kate und Leopold ein. Leo wird von Kate und ihrem Bruder zum Essen eingeladen. Wie er es gewöhnt ist, erhebt sich Leo jedes Mal, wenn Kate den Tisch verlässt. Sie reagiert regelrecht verstört und beinahe geschockt. Für ihn war es selbstverständlich aufzustehen, wenn eine Lady den Tisch verließ. Ich denke das hat sie umgehauen. Zuerst konnte sie als Selfmadewoman (wenn man das so sagen kann) damit ganz und gar nicht umgehen. Doch nach und nach konnte man deutlich erkennen, wie sie es genoß, so beachtet zu werden. Kleine Aufmerksamkeiten wie in den Mantel helfen, Gläser abnehmen und beim verteilen an die Gäste helfen. Das tut einfach gut, wenn es nicht aufgesetzt und gekünstelt gemacht wird. Wie um zu dokumentieren: Hey, seht mal was für ein toller Kerl ich doch bin. Ich helfe der Frau! So wollen wir das ganz sicher nicht. Aber ein bisschen was von Leo wäre in der heutigen Zeit einfach schön.
Grüße, Tina

Montag 24. Juli 2006, 23:27

Das mit dem Aufstehen war anscheined noch ziemlich lange üblich. Ich habe das "Gutshaus 1927" gesehen und dort standen die Herren auch noch auf. Stellten dann aber fest, dass man kaum noch zu was kommt und wenn die Dame nur "mal eben" reinkommt und was holt, es extrem anstrengend ist, jedes Mal aufzustehen.
Das wäre mir dann zu viel Aufmerksamkeit! ;D
Grüße,
Kerstin

Dienstag 25. Juli 2006, 00:15

:lach: Mir eigentlich auch. Ich kam nur drauf weil Lizzie immer so "brav" aufstand und irgendwie sah ich dann die angetrunkene, sichtlich über so viel Aufmerksamkeit gestörte Meg Ryan. Irgendwie kam mir da der Vergleich.
Auch wenn es heutzutage als altmodisch gilt, sieht frau doch, finde ich, wie gut es tut, wen man sie umsorgt. Auch wenn es jetzt nicht gleich das permanente Aufstehen sämtlicher Männer im Raum bedeuten sollte. Das stelle ich mir auch ziemlich nervig und irgendwie beklemmend vor.

Mittwoch 26. Juli 2006, 11:48

Interessant finde ich auch die Frage, ob ein heutiger Gentleman für seine Dame

z.B. den Tisch abräumen würde, oder beließe man das als "Frauenarbeit",
würde er sich in die Küche stellen und kochen (und manche Männer kochen galaktisch gut)

Damals hatte man dafür ja das Personal, aber heute ....

Liebe Grüße
caro
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