Catalina hat geschrieben:
... Vielleicht liegt es einfach nur daran das schon die Brontes selbst dazu neigten sich in abfälligem Ton über Jane Austen und deren Leserschaft zu äußern. ...
DIE Brontes ist ja genau gesehen nicht richtig: Die Giftspritze hieß Charlotte, und da sie die einzige der drei Schwestern war, die sich nach außen hin geäußert hat und sie ihre früh verstorbenen Schwestern überlebte und deshalb auch gleich den ersten Ruhm für die Romane ihrer Schwestern erntete, ist von ihr auch am meisten überliefert worden, was evtl. ein schiefes Bild auf ihre jüngeren Schwestern geworfen hat... Charllotte hat ja nicht nur auf unsere Jane Austen rumgehackt, sie ist genauso dummfrech mit Henry Fielding umgesprungen... Und sogar Thackeray, den sie aus der Ferne wie ein heutiges Groopie verehrte, konnte es nicht lange in ihrer Gegenwart aushalten ohne dass sie auf ihn losging... Ashton Dennis hat mal angemerkt, Charlotte wäre höchstens würdig gewesen Jane Austens und Henry Fieldings
Schreibfedern zu tragen...
Ich habe im alten Board mal die Roman der einzelnen Bronte-Schwestern mit denen Jane Austens verglichen: Am nächsten kam unserer Lady noch Anne Bronte (mit "Agnes Grey", dem ersten realistischen Roman nach Jane Austen, wie Maletzke in ihrer Bronte-Biografie anmerkt) - aber Anne konnte keinesfalls die meisterhafte Qualität, die Jane Austen in ihren Büchern vorgab, erreichen - geschweige denn überbieten...
Zur Frage der Emily - welche ja meine erklärte Lieblings-Bronte ist
- bin ich anderer Meinung als Sonja: Für mich ist "Sturmhöhe" das erste nennenswerte Buch nach Jane Austen... Ich meine, Emily hat damit eine neue Gattung aus der Taufe gehoben: Literatur, die sich mit den Abgründen der menschlichen Seele beschäftigt... Was ja nun nicht gerade Jane Austens Hauptanliegen war... - Aber dass ich diesen Roman so bevorzuge, mag auch mit meiner persönlichen Geschichte zusammenhängen: Ich sehe mich als einen Seelenverwandten von Emily Bronte...
Charlotte hat - nebenbei gesagt - nicht nur über ihr total unbekannte Personen abfällige Bemerkungen hinterklassen, sondern - laut Maletzke - auch ihren eigenen (toten) Schwestern nachträglich am Zeuge geflickt, was ja nun keine besonders christliche Tugend zu sein scheint...
Zum Vergleich von Jane Austens Fanny Price und Charlotte Brontes Jane Eyre gibt es
hier einen informativen kleinen Essay mit anschließendem Meinungsaustausch von Bronte- und JA-Fänns...
Bruki