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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 11:03 
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Amüsantes Boardmitglied und Reisetrulla
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Caro hat geschrieben:
Ich weiss nicht, ob der Kindergarten da wirklich das richtige Rüstzeug mitgibt, denn dann hätten wir nicht so viel Gewalt an den Schulen.


Nein, ein Kindergarten kann nicht die GESAMTE Erziehungsarbeit übernehmen. Da müssen die Eltern schon mitziehen. Ich sehe das gerade in unserer Kita. Ein einzelner Junge, der erst seit ein paar Wochen da ist, mischt die gesamte Gruppe auf, haut und beißt. Da kann man nur hoffen, dass die Sanktionen im Kindergarten, die er wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben erfährt, wirken.
Aber die Ursache der Gewaltprobleme an den Schulen liegen sicher woanders, nicht im Kindergarten.

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Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!
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Verfasst: Mittwoch 12. September 2007, 11:03 


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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 11:19 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Pixie hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Ich weiss nicht, ob der Kindergarten da wirklich das richtige Rüstzeug mitgibt, denn dann hätten wir nicht so viel Gewalt an den Schulen.

Nein, ein Kindergarten kann nicht die GESAMTE Erziehungsarbeit übernehmen. Da müssen die Eltern schon mitziehen. Ich sehe das gerade in unserer Kita. Ein einzelner Junge, der erst seit ein paar Wochen da ist, mischt die gesamte Gruppe auf, haut und beißt. Da kann man nur hoffen, dass die Sanktionen im Kindergarten, die er wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben erfährt, wirken.
Aber die Ursache der Gewaltprobleme an den Schulen liegen sicher woanders, nicht im Kindergarten.

Genau das meine ich. Ein Kindergartenbesuch kann Sozialkompetenz und soziale Bindungen stärken, aber er ist kein Ersatz, wenn es in der Familie selbst nicht stimmt. Die Frage ist, welche Sanktionen kann/wird die Erzieherin verhängen, um den Jungen auf den richtigen Weg zu bringen? Im besten Fall wird er lernen sich anzupassen, in der Gruppe zu funktionieren und egal wo er später hinkommt (Schule, Zeltlager etc.)wird er erst einmal alle Grenzen austesten. Solange er von zuhause keine Grenzen, oder aber zu viele kennt, seelisch fertiggemacht wird, wird er draußen dagegen revoltieren und versuchen die Obermacht zu erlangen.

Die Ursache der Gewalt an Schulen ist die, daß die Kinder ihre (vorgelebten?) Agressionen von zuhause mitbringen, und je mehr sie daheim unterdrückt oder gedemütigt werden, versuchen der Stärkere, der Macher zu sein. Nur nicht von den anderen als Looser verlacht zu werden! Lieber draufhauen, bevor man selbst "in die Fresse kriegt", wie mir ein Mädel sagte, das immer mit Jungs rumläuft. "Wenn du ein, zweimal richtig zuhaust" sagte sie,"dann haben die anderen Respekt und du hast deine Ruhe". So sieht es in der breiten Masse der Kinder und Jugendlichen aus. Und wenn die Etern nicht genug Geld ausspucken wollen, damit wir uns die trendigsten Klamotten kaufen können, dann müssen wir sie uns eben auf anderem Wege besorgen, indem wir stehlen oder erpressen. So argumentieren sie.

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Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 11:40 
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Also, dass ist ja nun ein Thema, zu dem ich sehr viel zu sagen habe.

Erstens: wenn es in NL so ist, dass man entweder nach 8 Wochen wieder arbeitet oder kündigt, dann preise ich das deutsche System. Wo bitte bleibt denn da die selbstbestimmte Entscheidung der Eltern? Da ist der Weg doch vorgezeichnet, Kind in die Krippe, Mutter auf Arbeit. Das habe ich gehabt, als ich Kind war. Und aus dieser Erfahrung heraus bin ich unglaublich glücklich, dass ich dieses Schicksal (und genauso meine ich es: Schicksal) meinen Kindern ersparen konnte. Soziale Kompetenz wird aus meiner Sicht zu allererst zu Hause erworben, idealer Weise mit Geschwistern, bei denen Altersabstand nicht zu groß ist. Es ist eine Illusion zu glauben, eine Erzieherin mit 20 Kindern könnte diese soziale Kompetenz auch nur annähernd ausreichend vermitteln. Sie hat schließlich nur 2 Augen und kann nicht überall sein. Wer wieder arbeiten will, soll dazu die Möglichkeit haben. ABER nicht auf Kosten derer, die dies nicht wollen und lieber 2 bis 3 Jahre zu Hause bleiben. Daher finde ich das niederländische Modell eine Katastrophe. Und wie sagte Gregor Gysi einst so schön: es nützt ja nichts, in die linke Hosentasche was reinzustecken, wenn rechts gleichzeitig wieder was rausgenommen wird, wenns dieselbe Hose ist (ich bin kein PDS-Anhänger, aber der Spruch war gut). Und seien wir doch nicht blauäugig, genau das wird geschehen um die Krippenplätze zu finanzieren.

Zweitens: das Thema Ganztagsschule; ich lehne das ab für meine Kinder. Die lernen ein Instrument, betreiben 2 Sportarten bzw. singen in Chören mit. Die sind ausreichend gefordert und gefördert. Für die Ansprüche einer Ganztagsschule bleibt da überhaupt keine Zeit. Also auch das will ich nach den Bedürfnissen meiner Kinder bitte frei entscheiden können. Es gibt nämlich Schulen, die das verbindlich vorschreiben.

In der ganzen Diskussion scheint es mir so, als ob man das Kinde mit dem Bade ausschüttet. Die Dinge sind so, wie sie sind zumindest für einen Teil der Eltern absolut in Ordnung. Mag sein, das man für andere Eltern andere Lösungen braucht, aber bitte nicht um das alte System komplett zu verwerfen, denn dann stehen wieder welche im Regen.

Und was mit all den kleinen Franzosen wird, die heute als Vorzeigekinder eines Vorzeigesystems gelten, das wird sich erst in 20 Jahren zeigen. Ich habe da allerdings eine Befürchtung, da ich eben aus einem ähnlichn System stamme.

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Gruß Sonja
"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein

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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 11:44 
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Austenexperte

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Beiträge: 919
Zum Thema Krippe/Kita und Mutter kann beruhigt arbeiten gehen:

Leider gibt es in den Einrichtungen viele Kinder, die leider auch häufiger krank sind. Ist einfach so. Was mache ich dann? Ich kann ein krankes Kind nicht in den Kindergarten schicken und zur Arbeit kann ich es auch nicht mitnehmen. Mutter muß also zu Hause bleiben!
Kind kann nachts nicht schlafen, trotzdem müssen Mutter und Kind am nächsten Tag übermüdet zur Arbeit oder in den Kindergarten gehen.
Es ist doch kein Wunder, dass man Männer bei Beförderungen mehr berücksichtigt oder Frauen, die keine Kinder haben. Sie sind halt einfach zuverlässsiger. Ist leider die traurige Wahrheit.


Zum Thema "schlechte" Eltern:

Über das Thema wird sich ja schon lange Gedanken gemacht, wie man dem entgegenwirken kann. Da gibt es z.B. die Idee mit dem Elternführerschein, Gutscheine für Vorsorgeuntersuchungen, Rauchverbot in Gegenwart von Kindern u.v.m. Das Problem ist nur, dass man den Eltern leider nicht so leicht etwas vorschreiben kann und vielleicht auch nicht darf. Es ist schon ziemlich verzwickt.

Und zum europäischen Standard:
-In GB war (oder vielleicht ist es noch) das Schulessen eine Katastrophe. Da hätten die Kinder zu Hause wahrscheinlich besseres Essen bekommen. (Zum Glück hat sich Jamie Oliver für besseres Essen eingesetzt)
-In Frankreich gibt es eine "Herdprämie" (der Begriff ist vollkommen daneben) und trotzden geht die Mehrheit der Mütter arbeiten - Warum sträubt man sich hier so? (Vielleicht, weil dann der Bund die Ausgaben hätte und die Finanzierung auf die Kommunen abwälzen könnte?)
- In den meisten Ländern setzen sich die Arbeitgeber für einen Kinderbetreuung ein, nur hier in D wird sich fleißig gweigert. und die Arbeitszeiten sind flexibler.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 12:07 
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Amüsantes Boardmitglied und Reisetrulla
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meli hat geschrieben:
Leider gibt es in den Einrichtungen viele Kinder, die leider auch häufiger krank sind. Ist einfach so. Was mache ich dann? Ich kann ein krankes Kind nicht in den Kindergarten schicken und zur Arbeit kann ich es auch nicht mitnehmen. Mutter muß also zu Hause bleiben!
.

Das ist ein Riesenproblem, da hast Du Recht, meli! Ich sollte im Sommer acht Wochen Vertretung in der Firma machen und nach vier Wochen bekam meine Tochter Scharlach. Ich habe sie einen Tag zu den Großeltern gebracht, wo sie den ganzen Tag nach Mama gerufen hat. Natürlich habe ich es dann den Rest der Woche nicht übers Herz gebracht, sie wegzugeben und bin zu Hause geblieben. Ich habe das Glück, ausschließlich Kollegen zu haben, die selbst Kinder haben. Alle hatten Verständnis. Ich habe mich trotzdem mies gefühlt.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 12:31 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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@meli
es ist noch schlimmer: Der Standard wurde in den letzten Jahrzehnten drastisch heruntergefahren! Ich kann mich erinnern, daß zu meiner Kindergartenzeit alle noch erzählten, wie toll es ist bei BMW und anderen Großbetrieben zu arbeiten, weil die standardmässig einen Firmen-Kindergarten hatten. Inzwischen sparen sich die meisten mittelständischen und größeren Firmen (ab 50 Mitarbeiter) das. Dabei ist so eine Betreuungsmöglichkeit ideal, wo man sogar gemeinsam Mittagessen kann und in der "Zigarettenpause" kurz spähen, ob alles paletti ist! :)
Aber das war wohl eher ein Relikt der Nachkriegszeit, weil die Männerquote noch so gering war, dass man um jede Hand, sprich Frau froh war, die arbeiten ging ... :rolleyes:
*Achtung, Ironie*Jetzt nehmen ja die bösen Frauen, den Männern die Arbeitsplätze weg und das kann man ja nicht unterstützen.

Merkwürdig, wo man den Frauen in Deutschland doch für die gleiche Arbeit weniger zahlt als Männern, also unterm Strich billiger wegkommt,. Nun gut, eine betriebskita kostet auch, aber die wird doch sicher staatlich, steuerlich oder sonstwie untertützt. Oder nicht?

Und klar sind die Kinder im Kindergarten und auch in der Schule ständig krank, bei der Flut an Viren und Bakterien, die da rumfliegen! Solange die Kinder zuhause sind, ist das meist nicht so. Aber auch da gibt es Unterschiede, Kinder die aufgrund der Ernährung und Konstitution anfälliger sind, als andere.

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Zuletzt geändert von Caro am Mittwoch 12. September 2007, 13:32, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 13:21 
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Wohnort: Lübeck
Caro hat geschrieben:
@Maria
Und was bitte, ist das, was eine Hausfrau für ihr Kind nicht tun kann, wozu das Kind zusätzlich in eine (von meinen Steuern bezahlte) Kita muss, und die Mutter macht sich zuhause einen Lenz? Wo doch Hausfrauen angeblich die besseren Mütter sind, was ich mir immer noch sagen lassen muss, weil ich arbeite um mein Kind zu versorgen? :wink:

Und wegen der Schulen: In ganz Europa, ja auf der ganzen Welt ist es so, daß die besten Schulen meistens in den besten Wohngebieten sind. Einige US-Filme handeln ja unter anderem davon.
Und doch sind Schüler anderer Länder trotzdem besser als unsere. Es kann also nicht allein am sozialen Gefälle liegen. Zudem ist es überall so, dass sich gute Schüler mit Stipendien an den besseren Schulen anmelden können.
Hat es wirklich etwas gebracht, dass es an den Uni's bisher kein Studiengeld gab? Die Klassen waren überfüllt, manche Studenten saßen auf dem Flur, nur um später Taxi zu fahren oder Schreiner zu werden, überspitzt gesagt.
Das führte dazu, daß man für einen normalen Bürojob in "meiner" Firma mittlerweile ein Wirtschaftsstudium braucht, um ein ganz normaler "Sachbearbeiter" zu werden, wie sich das früher schimpfte. Jetzt haben wir so tolle amerikanische Pseudobezeichnungen (Field Data Specialist), die natürlich mehr hermachen, aber unter dem Strich ist es die gleiche Tätigkeit.


Wie auch schon Pixie geschrieben hat, denke ich daß Kinder lernen Bestandteil einer großen Gruppe zu sein, mit allen Vor- und Nachteilen. Sie lernen längere Zeit von zu Hause und von Mama getrennt zu sein. Daß nicht nur brave und wohlerzogene Kinder gibt, ist dabei doch auch eine Erfahrung. Ein Zitat aus dem Kindergarten: " Mama, mit dem... spiele ich nicht der macht immer alles kaputt."
Außerdem rede ich ja nicht nur von "unseren" Kindern. Kinder anderer Leute können doch noch mehr vom Kiga profitieren, sie lernen vielleicht Dinge, die sie von zu Hause nicht kennen. Das man nicht schlägt, daß andere Kinder lieb sind oder auch nur die deutsche Sprache.

Zum Thema Studiengebühren: Das Problem ist doch, daß die Kinder von Besserverdienenden deutlich im Vorteil sind und ob die dann automatisch die Qualifizierteren sind? Nach meinem Kenntnisstand sind Stipendien dünn gesät. Einige Leute aus meinem Bekanntenkreis hätten schwerlich die Studiengebühren auch noch aufbringen können, da sie schon gejobbt haben um überhaupt studieren zu können. Trozdem haben sie es geschafft und haben einen Job.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 13:39 
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Austenbegeistert
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Wohnort: Lübeck
Sonja hat geschrieben:
Also, dass ist ja nun ein Thema, zu dem ich sehr viel zu sagen habe.

Erstens: wenn es in NL so ist, dass man entweder nach 8 Wochen wieder arbeitet oder kündigt, dann preise ich das deutsche System. Wo bitte bleibt denn da die selbstbestimmte Entscheidung der Eltern? Da ist der Weg doch vorgezeichnet, Kind in die Krippe, Mutter auf Arbeit. Das habe ich gehabt, als ich Kind war. Und aus dieser Erfahrung heraus bin ich unglaublich glücklich, dass ich dieses Schicksal (und genauso meine ich es: Schicksal) meinen Kindern ersparen konnte. Soziale Kompetenz wird aus meiner Sicht zu allererst zu Hause erworben, idealer Weise mit Geschwistern, bei denen Altersabstand nicht zu groß ist. Es ist eine Illusion zu glauben, eine Erzieherin mit 20 Kindern könnte diese soziale Kompetenz auch nur annähernd ausreichend vermitteln. Sie hat schließlich nur 2 Augen und kann nicht überall sein. Wer wieder arbeiten will, soll dazu die Möglichkeit haben. ABER nicht auf Kosten derer, die dies nicht wollen und lieber 2 bis 3 Jahre zu Hause bleiben. Daher finde ich das niederländische Modell eine Katastrophe. Und wie sagte Gregor Gysi einst so schön: es nützt ja nichts, in die linke Hosentasche was reinzustecken, wenn rechts gleichzeitig wieder was rausgenommen wird, wenns dieselbe Hose ist (ich bin kein PDS-Anhänger, aber der Spruch war gut). Und seien wir doch nicht blauäugig, genau das wird geschehen um die Krippenplätze zu finanzieren.

Zweitens: das Thema Ganztagsschule; ich lehne das ab für meine Kinder. Die lernen ein Instrument, betreiben 2 Sportarten bzw. singen in Chören mit. Die sind ausreichend gefordert und gefördert. Für die Ansprüche einer Ganztagsschule bleibt da überhaupt keine Zeit. Also auch das will ich nach den Bedürfnissen meiner Kinder bitte frei entscheiden können. Es gibt nämlich Schulen, die das verbindlich vorschreiben.

In der ganzen Diskussion scheint es mir so, als ob man das Kinde mit dem Bade ausschüttet. Die Dinge sind so, wie sie sind zumindest für einen Teil der Eltern absolut in Ordnung. Mag sein, das man für andere Eltern andere Lösungen braucht, aber bitte nicht um das alte System komplett zu verwerfen, denn dann stehen wieder welche im Regen.

Und was mit all den kleinen Franzosen wird, die heute als Vorzeigekinder eines Vorzeigesystems gelten, das wird sich erst in 20 Jahren zeigen. Ich habe da allerdings eine Befürchtung, da ich eben aus einem ähnlichn System stamme.


zu 1.) Ja, das ist richtig, fast alle Mütter, die ich in NL kennengelernt habe arbeiten. Allerdings meist nicht den den ganzen Tag und auch nicht jeden Tag die Woche. Übrigens arbeiten auch etliche Väter Teilzeit, sodaß die Lösung z.B. so aussah: 1 Tag in der Woche Mama zu Hause, einen Tag Papa, drei Tage Fremdbetreuung. Außerdem sieht der Arbeitsmarkt ja auch anders aus: Wenn Du hier Deinen Job kündigst, mußt Du ja Angst haben keinen mehr zu bekommen, das ist dort anders, die Arbeitslosigkeit beträgt nur 4%.

Zu 2.) Auch die niederländischen Kinder gehen zur Musikschule und in Sportvereine. Sie haben drei oder vier Mal ( je nach Alter) pro Woche bis ca. drei Uhr Schule und 1 oder 2 mal bis 12 Uhr. Da ist noch genug Zeit für Hobbies und Freunde. Hausaufgaben gibt es nicht in dem Umfang wie bei uns. Wir haben uns in dem System recht wohl gefühlt.

Wie ich schon ganz am Anfang der Diskussion sagte, geht es mir allein darum, daß Mütter doch die Wahl haben sollten, ob sie arbeiten wollen oder nicht. Wenn eine Frau arbeiten gehen will und zu gleich Mutter sein will, hat sie es auf jeden Fall schwer in Deutschland. Ob das der Grund für die sinkende Geburtenrate ist, weiß ich nicht. Es liegt wahrscheinlich auch am wenig kinderfreundlichen Klima. Die aktuelle Statistik sagt 1,33 Kinder pro Frau, in NL 1,7. Das sind bildlich gesprochen ca. 35 Kinder mehr auf 100 Frauen.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 14:01 
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Maria hat geschrieben:
Wie ich schon ganz am Anfang der Diskussion sagte, geht es mir allein darum, daß Mütter doch die Wahl haben sollten, ob sie arbeiten wollen oder nicht. Wenn eine Frau arbeiten gehen will und zu gleich Mutter sein will, hat sie es auf jeden Fall schwer in Deutschland.


Ja, ich denke, darin sind wir uns alle einig. Diese Wahlmöglichkeit gibt es nicht und trotz aller angdachten und tatsächlich auch durchgesetzten Verbesserung sind wir gleichzeitig ebenso weit entfernt von einer "Vollzeitbetreuung" und "Krippenzwang" vor der/dem von anderen Seiten ängstlich gewarnt wird.


Zuletzt geändert von Julia am Mittwoch 12. September 2007, 14:06, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 14:03 
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@Sonja
Wobei es bei uns Ganztagsschulen bzw. Privatschulen gibt, für die man natürlich kräftig draufzahlt, die aber als "Nachmittagsunterricht" diverse Sport- und Musikkurse anbieten, Theatergruppen, sogar reiten etc. Es hat natürlich seine Vorteile, wenn man eben nicht allein durch die Stadt fahren muss, sondern alles auf dem gelände bzw. in der Nähe angeboten bekommt. Ich möchte aus gegebenem Anlass schon vermeiden, dass Sarah durch die Weltgeschichte gondelt, um zu tanzen oder ähnliches. Gott sei Dank hat sie auch im Hort die Möglichkeit zu töpfern, extra Englisch, Jazztanz, Zeitschrift oder Theater zu belegen. Letztes Jahr wollte sie aber nicht, weil sie mehr Zeit zum spielen wollte, was für mich okay war. Das lag aber vermutlich daran, dass bei Auftritten sowohl Tänzer als auch Schauspieler gefragt waren und es war ihr dann zu stressig. Und weil sie sich nicht für eins entscheiden konnte, oder mochte, hat sie dann erstmal pausiert. Was sie dieses Jahr macht, weiß ich noch nicht. Bei uns im Hof ist eine Judo-Schule und sie hat Interesse bekundet. Da gibt es auch abendliche Stunden, an denen sie teilnehmen könnte, ohne dass ich einen Fahrer organisieren müsste.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 15:22 
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Maria hat geschrieben:
Zu 2.) Auch die niederländischen Kinder gehen zur Musikschule und in Sportvereine. Sie haben drei oder vier Mal ( je nach Alter) pro Woche bis ca. drei Uhr Schule und 1 oder 2 mal bis 12 Uhr. Da ist noch genug Zeit für Hobbies und Freunde. Hausaufgaben gibt es nicht in dem Umfang wie bei uns. Wir haben uns in dem System recht wohl gefühlt.

Punkt 2 bezog sich nicht auf NL, sondern auf das was hier jetzt teilweise geplant ist. Und da gibt es Schulen, da ist es Pflicht jeden Tag bis 15.00 Uhr in der Schule zu bleiben. Und da meine Kinder schon außerschulische Hobbies hatten, als es das Ganztagschulangebot nicht gab, möchte ich dieses Angebot nicht wahrnehmen. Denn beides wäre zu viel. Und sie wollen diese "alten" liebgewonnenen Hobbies nicht aufgeben zu Gunsten neuer, die noch dazu eh nicht identisch sein können, dazu sind die Interessen der Kinder zu verschieden. Als Angebot, ja gerne. Als Pflicht, nein danke.

@ Caro: mir macht es nichts aus, sie zu fahren. Da sehen wir uns wenigstens in der Zeit ;). Und teilweise können sie hinlaufen (oder bald, noch sind mir die Jungen zu klein).

Mir gehts auch nur darum, eben echte Alternativen zu haben und nicht das alte über Bord zu werfen. Ich war bei meinen Kindern je 3 Jahre zu Hause und habe es sehr genossen. Jetzt arbeite ich wieder 6 Stunden am Tag und bin damit auch sehr glücklich. Und wer das so will, der soll das eben auch weiterhin so tun können.

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@Sonja
Du glückliche! Natürlich würde ich Sarah gern fahren, wenn es ginge. Die meisten Hobbies könnten wir sogar teilen. Aber leider muß ich bis 16:30 arbeiten und dann ca. 45 Minuten nach Hause fahren. Die meisten Kinderkurse sind aber tagsüber bzw. am frühen Nachmittag. Ballett z.B., da sind Abends nur Erwachsenenkurse und eben auch vieles andere. Nur reiten geht auch am Wochenende. Für alles andere bräuchte man Privatlehrer und das kann ich mir nicht leisten. :nein: :/

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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 15:36 
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Dann sieht es natürlich anders aus. Aber da kann man ja dann das Angebot gerne nutzen.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 20:24 
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Austenbegeistert
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Julia hat geschrieben:
Maria hat geschrieben:
Wie ich schon ganz am Anfang der Diskussion sagte, geht es mir allein darum, daß Mütter doch die Wahl haben sollten, ob sie arbeiten wollen oder nicht. Wenn eine Frau arbeiten gehen will und zu gleich Mutter sein will, hat sie es auf jeden Fall schwer in Deutschland.


Ja, ich denke, darin sind wir uns alle einig. Diese Wahlmöglichkeit gibt es nicht und trotz aller angdachten und tatsächlich auch durchgesetzten Verbesserung sind wir gleichzeitig ebenso weit entfernt von einer "Vollzeitbetreuung" und "Krippenzwang" vor der/dem von anderen Seiten ängstlich gewarnt wird.


Ich war mit dieser Aussage auch um einen Konsenz bemüht aus Sorge, daß das doch sehr emotionale Thema ein wenig aus dem Ruder läuft. Das wäre doch sehr schade, denn die Mütter müssen doch zusammen halten :zwinker:


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BeitragVerfasst: Mittwoch 12. September 2007, 20:38 
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Sonja hat geschrieben:
Maria hat geschrieben:
Zu 2.) Auch die niederländischen Kinder gehen zur Musikschule und in Sportvereine. Sie haben drei oder vier Mal ( je nach Alter) pro Woche bis ca. drei Uhr Schule und 1 oder 2 mal bis 12 Uhr. Da ist noch genug Zeit für Hobbies und Freunde. Hausaufgaben gibt es nicht in dem Umfang wie bei uns. Wir haben uns in dem System recht wohl gefühlt.

Punkt 2 bezog sich nicht auf NL, sondern auf das was hier jetzt teilweise geplant ist. Und da gibt es Schulen, da ist es Pflicht jeden Tag bis 15.00 Uhr in der Schule zu bleiben. Und da meine Kinder schon außerschulische Hobbies hatten, als es das Ganztagschulangebot nicht gab, möchte ich dieses Angebot nicht wahrnehmen. Denn beides wäre zu viel. Und sie wollen diese "alten" liebgewonnenen Hobbies nicht aufgeben zu Gunsten neuer, die noch dazu eh nicht identisch sein können, dazu sind die Interessen der Kinder zu verschieden. Als Angebot, ja gerne. Als Pflicht, nein danke.


Ah so, verstehe. Dann habe ich das wohl falsch verstanden. Wenn der Nachmittagsunterricht an allen Schulen Pflicht wäre, würden sich die privaten Anbieter darauf einstellen. Das hat aber einen Riesennachteil, da die Zeit zwischen 15 Uhr und Abend sehr kurz ist, entstehen Wartelisten für begehrte Hobbies.
An unseren neuen Schule gibt es auch Nachmittagsangebote, die wir gerne in Anspruch nehmen, zumal wir hier ja neu in der Stadt sind. Anders ist die Langeweile groß, wenn die Schule schon um 12 vorbei ist. Das sind wir nicht gewohnt.

Davon abgesehen kenne auch ich beide Situationen: Als berufstätige Mutter und als Nur-Mutter. Ich rege mich immer tierisch auf, wenn im Fernsehn wieder einmal über Deutschlands Kindermangel und die Ursachen diskutiert wird.


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