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Prüde Zimperliese |
Registriert: Sonntag 18. Juni 2006, 11:32 Beiträge: 2072
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Süß, Lizzys erste Begegnung mit "six inches deep in mud" - ob sie William aber immer noch zugewunken hätte, wenn sie da schon gewusst hätte, dass er sie in ein paar Jahren als bloß "tolerable" bezeichnen würde? Oder würde sich die Geschichte komplett ändern? Wird sich William später daran erinnern, wo er die blitzenden Augen schon mal gesehen hat? Fragen über Fragen!
Toll, dass Dir noch was eingefallen ist! Lob Lob Lob!
Aber auch Bezzykind war nicht faul - unfreiwilligerweise sozusagen - da bloß eine von meinen neuen DVDs dazu zu bewegen war, sich auf dem Läppi abspielen zu lassen und King Arthur als Ersatz mich zu arg runtergezogen hat, hat mich wohl unverhofft die Muse (oder was auch immer) geküsst und ich habe gestern nacht noch was kleines runtergeschrieben!
Tja, und da ja gerade zwei Herzen in meiner Brust schlagen, konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen. Also Leinen los!
Damsels in distress
„Hilfe! Hilfe! So helft uns doch jemand! Zur Hilfe!“ Drei Köpfe fuhren hoch, als sie die verzweifelten Hilferufe hörten, die ganz aus der Nähe kamen. Es handelte sich eindeutig um eine weibliche Stimme. Und sie klang wirklich überaus verzweifelt. „Hilfe! Bitte helft uns doch!“ „Das kam von da drüben!“ rief der Captain und deutete auf ein Dickicht ganz in der Nähe des Ufers. „Lieutenant Kennedy, Lieutenant Bush, alles klarmachen zum Ankern!“
„Aye aye Sir!“ ertönte es und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die drei Männer, bewaffnet mit ihren Schwertern, an Land stürmten auf der Suche nach der Jungfer in Not. Die Hilferufe hatten nicht aufgehört und führten die drei schnell zum Ort der Untat. „Da, hinter dem Gebüsch!“ rief der Captain und stürmte mutig allen voran, um die holde Maid aus ihrer prekären Situation zu erretten. Zu seiner Überraschung handelte es sich um zwei holde Maiden – die eine mit langen, blonden Haaren, die andere mit dunklen Locken. Sie saßen eng aneinandergepresst unter einer Weide und starrten ihre potentiellen Retter mit einer Mischung aus Angst und Erleichterung an.
Sie befanden sich in der Gewalt zweier finsterer Gestalten: ein großer, dunkler Kerl in abgerissener Kleidung, offenbar ein Strauchdieb übelster Sorte, der andere klein und dick mit einfältigem Grinsen. Die Jungfern waren aneinander gefesselt und offenbar in höchster Not. Mit großen Augen starrten sie die drei Seeleute an, die plötzlich mit gezückten Schwertern aus dem Gebüsch brachen.
„Lasst sofort die beiden Ladies frei!“ schrie der Captain und stürzte sich augenblicklich auf den großen, dunklen Kerl, der ebenfalls sein Schwert zog und sich sogleich ein heftiges Gefecht mit ihm lieferte. Die beiden Lieutenants machten in der Zwischenzeit kurzen Prozess mit dem kleinen Dickwanst, der keine große Gegenwehr leistete, knebelten ihn kräftig und befreiten im Anschluss die beiden Jungfern von ihren Fesseln.
Während die hübsche Blondine damit beschäftigt war, sich von dem blonden und blauäugigen, stets gut gelaunten und freundlichen Lieutenant Kennedy trösten und beruhigen zu lassen und sich immer wieder bei ihm für die Rettung zu bedanken, hatte sich ihre dunkelhaarige Gefährtin damit begnügt, Lieutenant Bush einen knappen Dank zuzunicken um dann wie gebannt den Kampf der beiden anderen Männer zu verfolgen.
Der schneidige Captain, der so furchtlos mit ihrem Peiniger kämpfte, hatte es ihr sehr angetan. Elegant parierte er die heimtückischen Hiebe des Schurken, wiegte ihn in einer trügerischen Sicherheit um schließlich wie aus heiterem Himmel zuzuschlagen. Das Schwert des Halunken flog meterhoch durch die Luft, der Kerl stürzte zu Boden und der Captain setzte ihm die Spitze seines Schwertes an den Hals.
„Nun? Ergib Dich, Du Mistkerl!“ keuchte er. Sein Gegner starrte ihn mit schreckgeweiteten Augen an und nickte schließlich zögernd. Der Captain zog sein Schwert zurück und beorderte seine Offiziere zu sich. „Archie, William, legt ihn in Ketten! Wir nehmen ihn mit aufs Schiff. Den anderen auch.“ Die Lieutenants kamen dem Befehl ihres Kapitäns nach, Mr. Kennedy etwas zögernd, da er viel lieber noch ein wenig die Hand der holden Maid gehalten hätte. Mr. Bush war enttäuscht, dass die hübsche Dunkelhaarige ihn ignorierte, aber Befehl war Befehl. Der Captain wandte sich den beiden Damen zu.
„Myladies, ich hoffe, sie sind unversehrt!“ erkundigte er sich besorgt und war erleichtert, als beide nickten. „Ja, Sir, vielen Dank. Uns fehlt nichts. Nicht auszudenken, was ohne ihre Hilfe geschehen wäre!“ sagte die Blonde, doch ihr Blick suchte Archie Kennedy. Die Dunkelhaarige jedoch starrte den Captain fasziniert an. Was für ein Mann! dachte sie hingerissen. Hochgewachsen, dunkle, lockige Haare, die nun durch den Kampf verwuschelt waren und ihm in die Stirn fielen, ein sinnlicher Mund, der zum Küssen regelrecht einlud, ein von Wind und Wetter gebräuntes, hübsches Gesicht. Aber das verwirrendste an ihm waren die unergründlichen, dunkelbraunen Augen, mit denen er sie warm, ja fast liebevoll anschaute.
„Und ihnen fehlt auch wirklich nichts, Madam?“ fragte er leise und schaute sie weiterhin an, dass ihr Hören und Sehen verging. Sie schüttelte bloß den Kopf und versank in seinen dunklen Augen. Keiner von beiden bemerkte die Blicke zweier anderer Männer: Der am Boden liegende, mittlerweile gefesselte Schurke, der wütend knurrte, der etwas eifersüchtige Blick Lieutenant Bushs. Archie Kennedy und die Blonde hatten bloß Augen füreinander, der Dickwanst war offenbar eingedöst.
„Wie ist ihr Name, Madam?“ fragte der Captain schließlich und löste seinen Blick nur mit größter Anstrengung von ihr. „Elizabeth Bennet, Sir. Das ist meine Schwester Jane. Wir sind auf dem Weg nach Portsmouth, aber wir wurden angegriffen.“ Sie warf den Schurken einen grimmigen Blick zu. Der Captain verneigte sich leicht. „Captain Horatio Hornblower, zu ihren Diensten! Meine Offiziere, erster Lieutenant William Bush und zweiter Lieutenant Archie Kennedy. Unser Schiff liegt draußen vor Anker. Gestatten sie mir, sie nach Portsmouth zu geleiten, Madam.“ Das war ein Angebot, das man nun wirklich nicht ablehnen konnte, und so begab man sich – inklusive der beiden Gefangenen – aufs Schiff und setzte Segel in Richtung Portsmouth.
„Was geschieht mit den beiden Gefangenen, Captain Hornblower?“ fragte Elizabeth und verkniff sich ein Grinsen, als sie ihre Schwester beobachtete, die sich mit dem niedlichen blonden Offizier offenbar nur zu gut verstand. Die beiden plauderten und plauderten und hatten die ganze restliche Welt um sich vergessen. Lieutenant Bush hatte währenddessen ein Auge auf die in Ketten gelegten Schurken. „Oh, sie werden vor Gericht gestellt und wahrscheinlich gehängt“, antwortete ihr Retter gleichmütig. „Gehängt!“ Elizabeth war schockiert.
„Ja. Die übliche Strafe für Vergehen dieser Art.“ Der Captain warf den beiden Gefesselten einen grimmigen Blick zu. Mittlerweile hatten sie ihre Namen herausgefunden, es handelte sich um einen gewissen George Wickham und einen Bill Collins. „Sie können froh sein, dass ich sie nicht noch habe auspeitschen lassen!“ Der große dunkle Kerl schnaubte, als er das hörte, doch Elizabeth schaute ihren Helden beeindruckt an. „Das würden sie tun, Sir?“ Der Captain nickte und schob entschlossen und stolz das Kinn vor. Was für ein Mann, dachte Elizabeth benommen. Und erst diese Augen...
„Ha ha, auspeitschen lassen, das könnte Dir so passen!“ schrie der Schurke auf einmal und stieß drohend seine Hand in die Höhe. „Das würdest Du Dich nie getrauen, Du vermaledeiter Mistkerl! Du...“
„Mr. Wickham, als ehemaligem Mitglied der Royal Navy dürfte es ihnen bekannt sein, dass auf Kapitänsbeleidigung ein Dutzend Schläge mit der Gerte auf die Handfläche stehen. Lieutenant Bush, ihre Rute bitte!“ „Aye aye, Sir!“
Elizabeth starrte den Captain mit großen Augen an. Ein faszinierender Mann, dachte sie. Freundlich, ja fast liebevoll konnte er sein, konnte einem regelrecht die Sinne verwirren mit diesen warmen Augen, und dann im nächsten Augenblick war er hart und unerbittlich, wenn es die Situation erforderte. Sie wusste, er würde sich durch nichts und niemanden von seiner Pflicht abhalten lassen. Ein ganzer Mann, in der Tat.
Lieutenant Bush zerrte Wickham hoch und nötigte ihn, die Hand auszustrecken. Archie Kennedy musste sich von seiner neuen, reizenden Bekanntschaft geradezu gewaltsam lösen, um seinem Kameraden zur Hilfe zu kommen. Gemeinsam hielten sie Wickham fest, während der Captain sich bereitmachte, die Strafe zu vollstrecken.
Wickhams Augen wurden groß. Offenbar war es diesem verdammten Captain tatsächlich ernst damit! Er winselte, jammerte und wollte partout die Hand nicht ausstrecken. Die beiden Offiziere hatten im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Schließlich hatten sie ihn im Griff, hielten ihn fest. Der Captain hob seinen Arm mit der Gerte, zielte, und...
„William? Fitzwilliam Darcy! Wo steckst Du schon wieder? Richard, Charles, wo seid ihr? Sind Lizzy und Jane bei euch?“ Eine ältere Dame erschien zwischen den Büschen am See und schüttelte in gespielter Resignation den Kopf. „Das hätte ich mir denken können. Kinder, nun räumt schon das Schlauchboot in den Schuppen und kommt zum Essen! Habt ihr den Gong etwa nicht gehört? Und George, Du sollst sofort nach Hause kommen! Bill, Lady Catherine wartet schon seit zehn Minuten auf Dich, sie ist sehr ungehalten!“
William Darcy seufzte. „Ja, Mrs. Reynolds, wir kommen schon“, brummte er. Verdammt! Gerade wo es anfing, Spaß zu machen! Der einzige, der erleichtert war, war George Wickham. Schnell entledigte er sich seiner Fesseln und sprang an Land. Er drehte sich zu William um, der Elizabeth ganz gentlemanlike ans Ufer half.
„Aber morgen spiele ich Captain Hornblower!“ rief Wickham trotzig, schwenkte nachdrücklich sein Plastikschwert und rannte dann eilig davon. Er würde von seinem Vater einen Satz rote Ohren bekommen, wenn er zu spät zum Essen heimkäme. William schenkte Elizabeth einen weiteren Blick aus warmen, braunen Augen. „Seien Sie unbesorgt, Madam!“ murmelte er, nahm ihre Hand und hauchte galant einen zarten Kuss auf ihre Fingerspitzen. „Das werde ich zu verhindern wissen!“ Sie sahen sich einen Moment schweigend an, dann brachen sie in unkontrolliertes Gelächter aus und rannten gemeinsam in Richtung Pemberley, wo das Abendessen bereits auf sie wartete.
Ja, Sommerferien waren schon eine feine Sache.
_________________ Viele Grüße Bezzy
Zuletzt geändert von Bezzy am Montag 30. Juli 2007, 09:23, insgesamt 1-mal geändert.
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