Ich dachte ja, wie man meinem früheren Post entnehmen kann, dass es eine gute Idee für ein Buch ist. Also hab ichs gleich gekauft und gelesen. Ich hoffe, ich spoilere nicht zu viel....
Gut fand ich aber eigentlich nur, dass die Heldin (C.J. also Cassandra Jane, welch einfallsreiche Namenswahl!!) nich nur auf ein 19tes Jahrhundert, wie man es von JA her kennt, trifft, sondern an den unterschiedlichsten Stationen Halt macht: Gefängnis, Irrenhaus, Dienstmädchenalltag, Baths Highsociety, Freudenhaus und so weiter... all das macht sie mit und es wird im Grunde auch glaubwürdig und anschaulich beschrieben.
Aber damit genug des Lobs! Grundsätzlich gilt in dem Buch, die "Guten" denken fortschrittlich (zum Teil
unglaublich fortschrittlich à la 21tes Jahrhundert!) und die "Bösen" sind konservativ. Das ist ziemlich lahm, um einen Charakter zu beschreiben, wenn du mich fragst. Das fortschrittliche Gedankengut nervt mich eh am meisten! Es geht sogar soweit, dass C.J. auf einen Mann trifft, der über mehrere Seiten hinweg unehelichen (!) Tantra-Sex (!!!*%#!) mit ihr hat. Also wirklich!!
Diese Szene findet auf dem Wohnzimmerfussboden statt, eine weitere solche gibt es auf einer
Kostümparty, bei der sie auch noch erwischt werden. Doch, und das ist der Gipfel, es scheint niemand empört zu sein! Man hat dafür nur ein Augenzwinkern übrig, sehr autentisch...
aber auch wenn es kein vorehelicher Tantra
-ich-kanns-immer-noch-nicht-fassen-Sex gewesen wäre, sondern zB die Hochzeitsnacht, auch dann hätte die Szene nicht so ausführlich sein müssen.
Auch die Kostüme an dieser Party sind wohl eher Karneval-der-Neuzeit-tauglich:
Ein Lord, der sich halb nackt mit schmutzigem Oberkörper in einen Lendenschurz hüllt und die Damen ganz schön freizügig? Ich glaube nicht...
Ein weiteres Minus könnte man wohl in der Beschreiben von JA finden... Aber ich habe das Gefühl, nicht viele (vorallem ich nicht!),
kennen das Wesen von JA gut genug, um zu sagen, ob sie so war oder nicht. Abwegig ist das Bild, das von ihr gezeichnet wird, nicht, aber es muss nicht unbedingt zutreffen und entspricht sicher auch nicht der allgemeinen Meinung von our Lady. (Eine Austen, die gerne shoppen bzw wegen Geldmangels gern schaufensterbummeln geht, hätte ich mir jetzt nicht vergestellt, aber mein biographisches Wissen ist nicht gross genug, um diese Beschreibung zu verdammen)
Was mich auch gestört hat, war die Namensgebung der Charaktere. Sicher gab es in JAs Umfeld Menschen mit Namen, die sie für ihre Romane verwendet hat, aber dass sie gleichzeitig mit einer Familie Fairfax samt Tochter Harriet, mit einer Lady Dalrymple, einer Lady Wickham und einem Mr. Collins zu tun hatte, kann ich mir nicht vorstellen. Es kommen einfach zu viele "geklaute" Namen vor, als dass es noch glaubwürdig ist. (Soo verbreitet waren all diese Namen ja auch nicht...) Aber das ist eher ein Detail.
Mehr Negatives fällt mir nicht mehr ein, ist schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen hab. Aber ich weiss noch genau, dass es mir kaum Lesevergnügen bereitet hat, es gibt also sicher noch mehr Kritikpunkte.... Wie gesagt, lieber kein Geld dafür ausgeben, sondern wenn mans trotzdem lesen will, ausleihen.