Ich würde sagen, es ging eher um das Alter, zu nahe Verwandschaft und eine bereits bestehende Ehe als um den Status der Eheschließenden.
Der Marriage Act von 1753 hatte - u.a. - das Mindestalter festgelegt, um ohne Erlaubnis der Eltern zu heiraten. Zudem sah der Act vor, dass die "banns"(öffentliche Bekanntmachung) in der Gemeinde ausgehängt werden müssen, bevor die Zeremonie stattfinden kann. Die "banns" (öffentliche Bekanntmachung) sollten verhindern, dass jemanden heiratete, der bereits verheiratet oder zu nahe miteinander verwandt war.
Wer unter 21 Jahre alt war, benötigte also die Erlaubnis der Eltern, um das Aufgebot bestellen und heiraten zu können. Lydia hätte ohne Zustimmung der Eltern ihren George Wickham nicht offiziell heiraten können - es sei denn, Wickham hätte sich eine Special Licence besorgt. Die aber bekam man nur von einem Erzbischof. Da hätte Wickham seine Ehe mit der blutjungen Lydia sehr gut begründen müssen, um den Erzbischof herumzukriegen, ihm eine solche Lizenz auszustellen.
Alternative 2 für ein Paar unter 21 Jahre: Man heiratete in Schottland. In Schottland lag das Mindestalter wesentlich niedriger, das Paar brauchte keinen elterlichen Segen, und jeder, nicht nur ein Priester, konnte eine Trauung durchführen. Das schottische Eherecht machte das berühmt-berüchtigte Dorf Gretna Green (und andere Orte in der Nähe) gleich an der englischen Grenze so beliebt bei englischen Paaren: Hinfahren, sich in einer Schmiede oder so trauen lassen - fertig ist die Ehe. Deshalb fürchten die Bennetts, dass Lydia und Wickham unterwegs nach Gretna Green sind.
Bei den Royals galt allerdings noch was anderes: Hier durfte - Dank Marriage Act - man niemanden heiraten, der katholisch war.
Die standesgemäße Ehe war eher eine Frage des Deutungsmusters als des Rechts.
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