Gestern abend hat Sabine Roth für ihre Neuübersetzung von "Persuasion" das bayrische
Arbeitsstipendium für literarische Übersetzung erhalten. Ich bin da zufällig drauf gestoßen und hatte das Vergnügen, der Veranstaltung mit zwei Kolleginnen unseres kleine Austen-Zirkels beizuwohnen.
Die Stipendiumsvergabe selbst war jetzt nicht so aufregend (der Her Staatsminister hat hauptsächlich Eigenwerbung betrieben, uns auf den anschließenden, vom Staatsministerium gesponsorten Empfang hingewiesen und Widersprüchliches zum literarischen Übersetzen von sich gegeben), aber das anschließende "Werkstattgespräch" mit der Übersetzerin war sehr interessant.
Sabine Roth hat ein wenig erzählt, wie so so an einen Text rangeht, dass dieser Text ein schwieriger war und was sie für ihre Neuübersetzung zum Ziel hatte. So zum Beispiel, dass es schwierig ist, die "flotte" englische Sprache Austens, der auch lange Sätze und viele angefügte Zusatzinformationen nichts ausmachen können ins Deutsche zu übertragen, wo dann ofrt sperrige Sätze herauskommen und jede Zusatzinformation den Text behäbiger macht usw.
Dann hat sie natürlich auch ein paar Auszüge ihrer Übersetzung vorgelesen und die fand ich sehr, sehr lesbar (bzw. in dem Falle hörbar, sie hat sehr gut gelesen), es waren sehr komische Stellen, aber grade die kamen auch wirklich mit dem typischen Austenhumor rüber. Man merkte auf jeden Fall ganz deutlich, dass eine Austen-Liebhaberin am Werk ist. Ich denke, das könnte durchaus eine lohnenswerte und lobenswerte Neuübersetzung sein. Natürlich ist man immer ein bisschen beeinflusst (und ich in dem Falle positiv), wenn einem der Erschaffer eines Werkes seine Arbeitsweise und Beweggründe darlegt. (Ich bin ja eh nie zufrieden mit Übersetzungen, aber der Gesamteindruck dieser war definitiv sehr positiv.)
Dann ging es auch noch, zurecht, darum, wie unglaublich unterbezahlt unsere Übersetzer (und grade die literarischen) arbeiten müssen. Anlässlich des Stipendiums, das mit 6.000 Euro dotiert ist, wurde darüber gesprochen, dass Sabine Roth für ihre Arbeit an "Persuasion", die gute 7 Monate gedauert hat (aber natürlich noch nicht ganz abgeschlossen ist), auf einen Nettolohn von etwa 500 Euro/Monat gekommen ist, zusammen mit dem Stipendium also immer noch unter einem Durchschnittseinkommen liegt. Ich finde das immer wieder sehr schade, dass an einem so wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens derart geknausert wird.
(Und auch die vielen, vielen schlechten Übersetzungen sicher zu einem großen Teil dem Geldmangel und dem Zeitdruck der Übersetzer geschuldet sind, für sorgfältige Recherchen ist so wohl kein Raum.) Traurig.
Nun ja. Nichtsdestotrotz erscheint mit der Neuübersetzung (unter dem Titel "Anne Elliot - Die Kraft der Überzeugung", wenn ich mich richtig erinnere) bei dtv eine qualitativ hochwertige deutsche Austen-Ausgabe.