Dieses Buch habe ich gestern abend ausgelesen, gelesen weil ich mehr über Jane Austen's Brüder bei der Marine, die Zeitgeschichte und vorallem die entsprechenden Hintergründe in "Mansfield Park" und "Persuasion" wissen wollte.
Ich hatte das Gefühl, der Autor rollt so ziemlich alles auf, was es diesbezüglich so an Unterlagen zu dieser Zeit gibt. Im
ersten Teil des Buches war das teilweise sehr zäh - lauter Namen, Personen und Ereignisse, deren Zusammenhang mit Jane Austen und ihren Brüdern mir nicht immer so klar war.
Es gibt ein Kapitel über Nelson und auch sonst viele Seiten, wo der Name "Austen" nicht mal am Rande vorkommt. Sicher interessant bzgl. der Zeitgeschichte und Politik, aber oft hätte ich mir etwas mehr offensichtlichen Bezug zum eigentlichen Thema gewünscht.
Teilweise aber auch sehr interessant, was z.B. das Prozedere einer Promotion (Thema in "Mansfield Park") zum Lieutenant/Commander/Captain betrifft oder das Leben an Bord eines Kriegsschiffes. Unzählige Quellen, vieles habe ich irgendwann einfach überflogen und nur "gespeichert", wo man im Falle des Falles nachschlägt.
Falls mal jemand mal wissen will, wieviele Auspeitschungen Captain Francis Austen im Vergleich zu Captain Charles Austen veranlasst hat, zum Beispiel. Oder wer wielang, warum und wo auf welchen Schiffen stationiert war. Welcher Admiral welchem Lord deswegen was und warum geschrieben hat, usw. - wendet Euch vertrauensvoll an mich.
Der
zweite Teil befasste sich dann (endlich!) sehr ausführlich mit den Bezügen in den letzten drei Romanen - "Mansfield Park", "Emma" und "Persuasion". Es wird sehr genau erklärt, was man sonst wegen Nicht-Verstehens eher überliest oder als unwichtig ansieht. Hochinteressant!
Z.B. Mr Price's Status als er noch aktiv in der Marine war. Man unterschied zwischen "Lieutenant of the Marines" und "Lieutenant of the Navy" (keine Ahnung, was die deutsche Entsprechnung dafür ist.). Fanny's Vater gehörte zu ersteren und diese waren im Vergleich zu den anderen ungleich schlechter gestellt - eine Art Hilfstruppe, Dienerschaft und Wachmannschaft, die die Drecksarbeit machen musste. "Kanonenfutter" und berüchtigt für Alkoholsucht und sonstige "Ausfälle".
Auch wird man auf viele kleine Randbemerkungen hingewiesen, die man sonst gar nicht mit dem Thema in Verbindung gebracht hätte. Zum Thema Sklavenhandel schreibt er auch sehr viel. Ich wusste schon vorher, dass die Navy sehr eng mit der East India Company zusammenarbeitete und Fracht- und auch Sklavenschiffe bewachend begleitete (zum Schutz vor Piraten und anderen Feinden). Leider schweigt sich der Autor aber über Francis Austen's Engagement hier im Detail aus. Es wird lediglich gesagt, (was man auch woanders lesen kann) dass er sein Hauptvermögen durch diese Begleitfahrten und nicht durch Kriegserfolge gemacht hat.
Dank der Quellen in dem Buch ist mir jetzt auch endgültig zweifelsfrei klar, dass Sir Thomas auf seinen Besitzungen in Antigua Sklaven hatte und auch deswegen dorthin gereist ist.
(Übrigens war auch Jane Austen's Vater selbst lange Zeit Mitglied einer Treuhandgesellschaft mit Besitz in Antigua.)
Zu Portsmouth und den von JA da beschriebenen Plätzen wird viel Hintergrundinformation geliefert - sehr schön und interessant, wenn man "Mansfield Park" mag zumindest.
In "Emma" spielt die Navy selbst zwar keine Rolle, aber der Autor legt das Gewicht auf die dort angedeuteten Themen Patriotismus und die Konflikte zwischen englischen und französischen Idealen (Mr Knightley/Frank Churchill).
Bezüglich "Persuasion" war das Buch für mich am interessantesten, in dem Buch spielt die Marine ja auch die größte Rolle. Die Details hierzu hebe ich mir für den Groupread auf und bringe sie an entsprechender Stelle an.
Nur soviel vorweg: Der Autor hielt es für einen großen "Fehler" Jane Austen's, dass sie Mrs Croft so permanent an Bord hat leben lassen. Seiner Meinung nach ein Indiz dafür, dass sie nicht wirklich (bis ins Detail) gewusst haben kann, wie es da zugeht.
Er zitiert einiges aus dem Tagebuch einer frisch verheirateten Frau, die ein viertel Jahr mit ihrem Mann (ebenfalls Admiral) auf einem Kriegsschiff gelebt hat - und das klingt ganz und gar nicht nach den beschriebenen, wohltemperierten Eindrücken von Mrs Croft.
Mehr dann im Groupread, wie gesagt.
Fazit: Sehr sehr viel Hintergrundinformation, die man für sich selbst wahrscheinlich jeweils stark aussortieren muss. Sonst platzt der Kopf.