Schade, dass die Diskussion zu Sanditon sich schon etwas im Sande verlaufen hat.
Sanditon ist, obwohl unvollendet, eines meiner absoluten Lieblingsbücher von JA. Und ich bin auch großer Fan der Marie Dobbs Fortführung. Ich weiß nicht, wie oft ich es schon gelesen habe, aber ich nehme es immer wieder mal zur Hand und jese Mal gehe ich wieder voll mit.
Ich glaube, das liegt daran, dass JA einfach eine prime Grundlage mit den ersten 11 (12) Kapiteln geliefert und sehr viel Potential sowohl in die Figuren als auch in die Geschichte an sich gelegt hat.
Einigen hier schon getätigten Äußerungen kann ich nicht ganz folgen, gerade was die M.D. Fortführung betrifft. Denn sehr vieles von dem, was M.D. fortführt, stammte ja von JA, so die überzeichneten Charaktere (wie Sir Edward, oder auch die Parkers) und auch diese besondere Aufmerksamkeit auf Sanditon als Ort. Ich glaube, letzteres liegt nicht nur an dem Titel.
Insgesamt kommt mir Sanidton wie eine Mischung aus allen anderen vor. Wir haben eine Heldin, die Lizzy like Kontra geben kann, dann die Hypochonder, ähnlich Anne Elliots Schwester, dann die schwächliche Miss Lamb, die einer Fanny Price ähnelt, Lady Denham, die etwas von Lady Catherine und einigen anderen hat, und auch Clara war in ihren Grundzügen schon einmal als Jane Fairfay da. Nur der 'moderne' Sydney ist ein bißchen schwierig einzusortieren, obwohl er eine ganz gute Mischung aus Willoughby und Frank Churchill (aus den flotten und den gescheiterten männlichen Nebendarstellern) scheint, nur mit dem Vorteil der hintergründigen Besonnenheit, der sonst so typischen Helden.
Julia hat geschrieben:
Ich finde es schade, dass man als Austenleser (Du bist ja nicht der erste und einzige der so ueber "Sanditon" denkt) oft so verhaftet mit dem "wer kriegt wen"-Plot ist. Jane Austen hat das 6 mal durchgespielt (und sich im Laufe der 6 immer weiter davon entfernt bzw. das Spektrum erweitert) - und bei aller Liebe: Das reicht auch.
"Sanditons" grosse Staerke ist bzw. haette sein koennen, dass es so ganz anders ansetzt und weitermacht als die vorhergehenden Plots. Ich finde es klasse und bin jedesmal aufs neue traurig, dass JA nicht noch Zeit fuer ein oder zwei Buecher mehr gehabt hat. Es haette das Bild, was wir von ihr als Autorin haben gruendlich geaendert bzw. bereichert.
Ich finde, dass dieses "wer kriegt wen" gar nicht so wichtig bei Sanditon ist. Klar freut man sich am Ende, dass die zueinader finden, die es auch sollen. Und ich nehme Sanditon gern zur Hand, wenn ich Lust auf eine gute Liebensgeschichte habe. Aber sie ist letzteres für mich nur deswegen, weil sie nicht verkitscht und verkrampft, sondern eher nüchtern und nebenbei daher kommt. Im Grunde hat JA das schon gut mit dem Anfang angelegt. So dass man von Anfang an seine Favoriten hat, und darum die Entwicklung dann in Ruhe und mit viel Schmunzeln genießen kann.
Es ist ähnlich wie bei Mansfield Park. Da kriegen sich ja auch die, die sich von Anfang an mögen. Nur wo mir bei MP die Entwicklung der Personen fehlt, gelingt das Marie Dobbs in ihrer Fortführung ziemlich genial (meiner Meinung nach). Kaum einer geht so nach Hause, wie er gekommen ist, besonders die Helden und Heldinnen nicht, und die die sich nicht verändern, die haben auch nichts anderes als das schlimme Ende verdient und selbst das fällt bei Marie Dobbs recht humorvoll aus.
Für mich ist Sanditon, alle JA Romane in einen Mischer geworfen und das Ergebnis in eine herrlich lockere und entspannte Szenerie ausgegossen.
Und ehrlich gesagt, obwohl ich schon drüber nachgedacht habe, ich würde es mir nicht zu trauen eine Fortführung zu schreiben, denn ich weiß, ich würde nie JA und meinen Erwartungen gerecht werden. In sofern kann ich gut mit Marie Dobbs Fortführung (ich kenn nur diese) leben.