(Okay, dann auch mal ein paar Zeilen von mir. Erschöpfend kann man dieses Thema ja eh nicht abhandeln.
)
Was das Duell betrifft, so habe ich es als einen interessanten Versuch des Regisseurs verstanden, die Zuschauer ein wenig hinters Licht zu führen
--- die Duell-Szene wurde natürlich
absichtlich an dieser Stelle plaziert und
absichtlich mit Marianne assoziiert, sodass man denken mochte, Brandon duelliere sich mit Willoughby wegen Marianne. Erst später erfährt man dann, dass es gar nicht wegen Marianne, sondern wegen Eliza war. Aber trotzdem wird man anschließend den Verdacht nicht los, dass Brandon nicht allein wegen Eliza, sondern auch wegen Marianne mit solcher Wucht auf Willoughby einschlug (wie Udo ja bereist schrieb). Ich fand das sehr raffiniert gemacht!
Und ich wage zu behaupten, dass Marianne dem Colonel durchaus auch im Buch während des Duells im Hinterkopf herumspukte, auch wenn es dort natürlich nicht explizit geschrieben steht. Es wäre zumindest menschlich und natürlich, wenn er in Zusammenhang mit Willoughby auch an Marianne denkt, egal, ob er sich noch Hoffnung auf ihre Liebe machen kann oder nicht..
Ich finde nicht, dass man hier von Verfälschung sprechen kann. Es ist einfach eine Lesart oder eine Interpretation. Eine, die den einen anspricht, den anderen wieder nicht.
Was Marianne und Elinor angeht, so gefielen mir die Darstellungen in beiden Filmen ausgesprochen gut. Jede passt eben in den jeweiligen Film. In der Neuverfilmung fand ich sie aber ebenfalls sehr gelungen. Eben anders.
Kate Winslet gefiel mir als Marianne besonders gut (da bin ich aber auch voreingenommen, weil Kate Winslet eben zu meinen liebsten Schauspielerinnen gehört), doch die neue Marianne brachte den Charakter ebenfalls überzeugend rüber. Ich kann nicht finden, dass sie weniger gefühlvoll oder leidenschaftlich war.
Die Krankenbettszene fand ich aber auch ich in der alten Version beklemmender, was vor allem auch an der Filmmusik an dieser Stelle lag, die einen irgendwie aufreibt. Auch, weil der Szene mehr Zeit einberaumt wird.
Willoughby in der neuen war einfach
(aber das ist Geschmackssache; ich kenne manche, die finden ihn attraktiv...) Und deswegen hat's da auch für mich nicht richtig gefunkt zwischen den beiden; zumindest nicht so wie in der 95er Verfilmung. Greg Wise war da auf mich wirklich überzeugender. Ich finde ihn wesentlich attraktiver, er ist "very charming", sodass es verständlich ist, dass alle auf ihn reinfallen.
Was ich wiederum in der 2008-Version gut fand, war, dass sie die Stelle, als sich Willoughby am Schluss vor Elinor rechtfertigen möchte, nicht herausgelassen haben wie in der Kinoversion. Die finde ich nämlich sehr wichtig im Buch und vermisse sie in der früheren Fassung.
Was mir gut gefallen hat, war, dass ein bisschen mehr Gewicht auf der Brandon-Marianne-Handlung lag, die sich in der Serie durch den gesamten Film durchzog. Als sich Marianne am Schluss für Brandon entscheidet, hat man wirklich das Gefühl, sie nimmt ihn aus Zuneigung, die sich auch schon vor Willoughbys Eintreffen bemerkbar machte. Colonel Brandon gefiel mir sowieso sehr gut in dieser Version.
Und die Landschaftsaufnahmen von Devonshire waren wunderschön. Ich würde auf der Stelle in dieses Cottage einziehen!
Traumhaft, diese Gegend!!!!
Als Fazit würde ich sagen, dass jede Verfilmung auf ihre Art sehr gut ist. Wie bereits verschiedentlich festgestellt wurde: Das eine ist eine Fernsehserie, das andere ein Kinofilm. Jeder Verfilmung ist in gewisser Weise eine Interpretation eines Werkes. Einem Regisseur kann es nicht gelingen, alle Lesarten aller Leser gleichermaßen zu berücksichtigen und zu befriedigen. Mir sagen eben beide zu, jede auf ihre Weise.