Miss Hamilton hat geschrieben:
Da fällt mir so ganz spontan
Gogol ein. Ich habe "Der Mantel" gelesen, was ja eine gute Erzählung ist, doch gegen Ende wird sie etwas... surrealistisch, was mir nicht gefällt, wenn ich nich darauf vorbereitet bin. Dann hab ich "Die Nase" lesen wollen, weil es sich anbot, da beide Erzählungen im gleichen Buch sind. Doch ich habs bald wieder weglegen müssen. Abgeschnittene Nasen, die plötzlich auftauchen bzw weg sind und scheinbar eine eigene Persönlichkeit haben?
Das war meine kurze Interaktion mit Russlands Literatur. Nicht viel, ich weiss, aber immerhin. Hat mich nicht besonders gepackt und ich hab mich dann nicht weiter darin vertieft. Offenbar.
Um ehrlich zu sein, fand ich Gogol ganz gut. Vor allem fand ich es sehr erstaundlich dass er zur damaligen Zeit sich mit Vorliebe mit dem menschlichen Dämon und Wahnsinn beschäftigte, mit den Nichtigkeiten des Alltags, die den ganz "normalen" Wahnsinn auslösen können. Gerade die Geschichte mit dem Mantel ist da sehr sprechend.
*edit* Ist es nicht auch die russische Umsetzung von "Kleider machen Leute"?
Typisch, du kaufst einen neuen, modernen Mantel und plötzlich bist du WER, wobei das kurzfristige Interesse den Alltag nicht überlebt, sich sehr schnell totläuft. Bringst du nicht ständig etwas neues, wirst du schnell wieder vergessen. Und natürlich versucht man sich dagegen zu wehren, möchte wichtig bleiben, wenn man einmal den kurzen "Ruhm" genossen hat."Der Mantel" wurde übrigens 4 mal verfilmt, bzw. die letzte geplante Verfilmung sollte eine Trickfilmserie werden, wurde aber nicht beendet.
Und 1951 hat mein Lieblingspantomime Marceau den Mantel mit Jean Soubeyran als stimmloses Drama aufgeführt. Ich glaube der Auftritt bzw. das Stück wurde sogar gefilmt. Zumindest denke ich den Auftritt als Film gesehen zu haben. Von da an war ich fasziniert von Pantomime und Ausdruckstanz. Marceau hat es jedenfalls verstanden Gogols Worte in Ausdruck zu verwandeln.
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Grüsse, Caro
Avatar: Amelia Darcy (1754-1784)
Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit