imchma hat geschrieben:
Würde Lady Susan mit all ihren Manipulationen so weit kommen, wenn sie ihre Schönheit nicht hätte? Oder würdet ihr sie mögen, wenn sie ein hässlich Weib wäre? Ich frage mich das ernsthaft.
Ihr Äußeres mag ihren Intrigen wahrscheinlich nicht abträglich gewesen sein, gearde bei oberflächlichen Männern. Gleichzeitig erschwert es möglicherweise den Umgang mit (einigen) anderen Frauen. Wie so ziemlich alles also ein zweischneidiges Schwert.
Wäre Lady Susan "hässlicher", hoffe ich, dass ich sie nicht weniger mögen würde, obwohl sie dann evtl. sogar bessere Charakterzüge erworben hätte.
Zitat:
Ich finde, selbst in den ersten paar Briefen kommt sehr gut rüber, wie wenig die Frauen damals ihre eigene Meinung vertreten durften. Es ist ja eines der Lieblingsthemen von Jane Austen. Wenn sie für etwas eintreten wollten, mussten sie manipulieren.
In der Gesellschaft waren Frauen, die ihre eigene Meinung vertraten, nicht unbedingt gerne gesehen, die Möglichkeit, diese Meinung mit Einschränkungen woanders zu vertreten, bleibt mMn bestehen. Manche Leuten, ob Familie oder enge Freunde, konnte man wahrscheinlich auch ohne Manipulation oder Trug überzeugen.
Ich meine mich zu erinnern (korrigiert mich, wenn ich falsch liege), dass in den Film "Amazing Grace" davon die Rede war, dass Frauen Rosen trugen, um ein Zeichen für die Abschaffung der Sklaverei zu setzen.
Edit: Es waren keine Rosen sondern Protestschärpen. Manche Frauen haben auf Zucker im Tee verzichtet. Vermutlich hatten nur privilegierte Frauen den Luxus sich soetwas zu erlauben, von deren Intention ganz zu schweigen, und ein (historischer) Film ist bleibt eigentlich keine sonderlich gute Quelle, aber ich gehe davon aus, dass man mit solchen Kleinigkeiten durchaus seine Meinung vertreten konnte. (auch als Frau)
Kapitel 7Ob Lady Susans unkonventionelle Erziehungsmethoden am Ende Früchte tragen werden bleibt fraglich. Mittlerweile glaube ich schon fast, dass sie selbst davon überzeugt ist, richtig zu handeln. Die Ironie, dass Lady Susan ihrer Tochter die Wahl lassen will, ist unverkennbar.
Udo hat geschrieben:
Interessant finde ich auch, dass Lady Susan im Grunde dieselbe Strategie verfolgt wir Sir Thomas in Mansfield Park
Den selben Gedanken hatte ich auch, wobei es sich bei Frederica um die eigene Tochter handelt. Es ist nur fraglich, wie widerstandsfähig Frederica bleibt.
Gleichzeitig scheint sie im Haus ihres Schwagers einen relativ guten Eindruck zu machen, obwohl ihre Absichten nicht die besten zu sein scheinen.
Kapitel 8mMn trifft Reginald keine oder nur sehr wenig Schuld an dem Umstand, seinen Aufenthalt verlängern zu wollen. Zum Einen glaube ich nicht, dass ihr (Reginald und Mrs. Vernons) Vater in diesem Ausmaße von ihm abhängig ist, und zum Anderen ist es wohl kaum verwunderlich, dass man seine Meinung ändert, wenn man eigene Urteile fällen kann anstatt nur auf Hörensagen vertraut.
Mrs. Vernon scheint jedenfalls endültig von Lady Susans Absichten und Falscheit überzeugt zu sein. Vorsichtig zu sein und Fehlverhalten zu verurteilen mag nicht falsch sein, aber möglicherweise interpretiert sie Lady Susans Absichten falsch.
Brief 8 hat geschrieben:
Lady Susans Absicht ist nichts als bloße Koketterie und der Wunsch nach allgemeiner Bewunderung.
Brief 7 hat geschrieben:
Dieser Plan wird jedenfalls zu meiner Unterhaltung beitragen und verhindern, dass mir die unglückselige Trennung von dir und allen, die ich liebe, zu Herzen geht.
Die eigene Unterhaltung als Zielsetzung ist zwar etwas hedonistisch, unterscheidet sich aber nicht wesentlich von beispielsweise Mr. Bennet, der häufig aus ähnlichen Motiven handelte, wobei die allgemeine Bewunderung zweitrangig sein könnte, und der langfristige Wunsch die Tochter zu verheiraten war, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, nicht unüblich.
Diese Hypothese unterstellt natürlich, dass in den Briefen wahre Aussagen getroffen wurdenKapitel 9Sir Reginald scheint doch kränker zu sein, als erwartet, ich glaube aber trotzdem nicht, dass sein Sohn sein Leben verlängern könnte.
Mrs. Johnson scheint bloß Lady Susans Handlanger zu sein, eigenständig hat sie jedenfalls nichts erarbeitet und ob ihr Rat, Mr. de Courcy zu heiraten, von Erfolg gekrönt ist, bezweifel ich noch. Obwohl das vermutlich von seinem und Mr Mannwarings Vermögen abhängig ist.