Ich weiß nicht, ob ich der ideale Vermittler zwischen den Fronten bin (leider kann ich schon gar nicht Brukis Meinung verteidigen oder vermitteln trotz: [schild=19 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1 nxu=87959978nx19033]Männer im Forum[/schild]), aber ich versuch´s mal.
Ich habe schon irgendwie den Eindruck, dass JA Fanny Price als eine Art perfekt erscheinendes Wesen darstellen will: Sie spricht niemals schlecht über Verwandte (wie Mary, die über ihren Onkel lästert), sie ist immer gehorsam (selbst dieser egoistischen und despotischen Tante gegenüber, was ich eigentlich schon als Dummheit bezeichnen würde
) und hat Respekt vor ihren Verwandten und den vorgesetzten Personen (v.a. ihrem Onkel) - ergo: ihr ist einfach nichts vorzuwerfen, und das tut auch im Buch keiner (außer vielleicht, dass sie mal mehr an die "pure air" (hallo Julia
) gehen soll oder sich ein bisschen rausputzen sollte).
Andererseits bin ich auch der Meinung, dass Fanny durchaus nicht engelsgleich und fehlerlos ist. Sie sagt ja bei weitem nicht alles, was sie denkt - aber ihre Gedanken sind manchmal schon eine Mördergrube (Mary und Mrs. Norris sitzen da drin und ebenso bestimmt ihr Vater, ihre Mutter, ihre nervigen und verwöhnten Geschwister) - und zählen Gedanken nicht auch mit???
Und manchmal riskiert sie mal ein Wort, raffiniert eingestreut, sehr zurückhaltend zwar, aber wirkungsvoll (z.B. als sie Edmund auf Marys Fehlverhalten in ihren Worten über ihren Onkel zeigt - da wäre er nie drauf gekommen, aber jetzt ist es mit dem guten Bild von Mary erst mal vorbei).
Zudem denke ich, dass Fanny in ihrem Engelskostüm und mit dem Heiligenschein auf dem Kopf auch nicht immer perfekt handelt: Sie hätte in der Theater-Geschichte schon viel früher und bestimmter eingreifen sollen (sie scheint ja die einzige zu sein, die weiß, was Sir Thomas will, und die nicht durch ein attraktives Wesen in einer der Rollen abgelenkt ist (wie Edmund
)), und auch ihre Rolle bei den Rushworths und bei diversen anderen Situationen hätte mehr Aktion ihrerseits erfordert - sie ist schließlich
die moralische Instanz für den einen oder die andere! Und ich bin immer noch der Meinung, dass sie diejenige hätte sein können, die eben das unstete Wesen von Henry Crawford hätte kanalisieren können (was ja leider fehlt, wie du, Hazel, traurig angemerkt hast
)!
Was denkt ihr?
Gruß, Benjamin