... und ich hab gerade die DVD wieder ins Regal gestellt.
Tja, was soll ich sagen?! Vorweg vielleicht, dass ich die Version von 95 nicht so uneingeschränkt gut fand wie viele (alle?) hier. Diese neue Version hatte es also aufgrund dessen nicht so schwer bei mir.
Die Optik hat sehr an die 95er Verfilmung erinnert, mir war auch so, als wären einige Szenenideen von dort übernommen worden (und nicht vom Buch). Kam mir vielleicht aber auch nur so vor.
Die Besetzung fand ich insgesamt gut, die Charaktere nicht so überzeichnet wie in der vorigen Verfilmung (da fand ich z.B. Mary unerträglich... und Elizabeths "Geplärre" und Gelümmel). Das fiel mir positiv auf - man hat sich auf wenige Andeutungen beschränkt und es gut sein lassen, im Vertrauen, dass der Zuschauer schon kapiert, wie er diese oder jene Person einzuschätzen hat.
Leider ging Mr Elliott zu sehr unter für mein Empfinden. Man konnte ihn nicht wirklich einordnen - lag wahrscheinlich daran, dass mehr
über ihn gesprochen wurde als dass er selbst aufgetaucht ist.
Lady Russell war gut gespielt und Anne... - Sally Hawkins war richtig richtig klasse in ihrer Rolle, das hätte ich nicht gedacht. Toll, wie sie die innere Aufgewühltheit rübergebracht hat, genau im richtigen Maß, für meinen Geschmack.
*Rrrrr*upert Penry-Jones war endlich mal ein Wentworth, bei dem man nachvollziehen konnte, dass die Musgrove-Mädchen auf ihn fliegen. Sehr fesch. Leider hat ihm das Drehbuch nur selten den Gefallen getan, auch zeigen zu dürfen, dass er nicht nur gut aussehen und nachdenklich gucken kann. Da hätte ich gern mehr gehört. Man konnte seine langsame Annäherung an Anne nicht so gut nachfühlen, fand ich.
Es gab ein paar wirklich schöne Szenen:
Anne spielt alleine in einem Raum Klavier und sieht Wentworth in der Tür, der ihr zuhört. Als sie erneut aufblickt ist er weg, und es ist offen, ob sie sich nur an eine frühere Situation erinnert hat oder sich vorgestellt hat er stünde da, oder ob er wirklich dort stand. Das fand ich sehr gut gemacht.
Das Gespräch, dass im Buch vor dem Konzert stattfindet (über Lousia's und Benwick's Verlobung und Wentworth Meinung dazu), wurde in den Laden verlegt, in dem Anne auf Mr Elliott wartet. Und sehr schön aus dem Buch übernommen und toll gespielt, besonders als Mr Elliott dazwischen platzt, als es gerade "spannend" wird.
Auf den Cobbs in Lyme durfte es endlich mal so windig sein, wie es dort wirklich ist ... auch wenn ich mich gewundert habe, dass man das unbedingt im Regen filmen musste bzw. bei so stürmischem Wetter, dass alle von den Wellen geduscht wurden... die Armen waren sicher alle nass bis auf die Haut in den dünnen Kleidchen.
Dass man Anne's Gedanken durch ihre Tagebucheinträge mitbekommen hat, hat gut reingepasst, auch wenn es das an manchen Stellen nicht gebraucht hätte in meinen Augen, da sowieso klar war, was sie empfindet.
Ab und zu werden Szenen ohne Anne gezeigt, die so im Buch nicht vorkommen, z.B. wie Wentworth in Lyme zu hören kriegt, alle würden annehmen, er hätte ernsthafte Absichten auf Louisa. Nicht unpassend eingefügt, auch wenn ich persönlich mich eher auf anderes konzentriert hätte. So gings mir eigentlich an vielen Stellen - dass ich mir dachte "Das ist doch nicht wichtig, warum wird das so ewig ausgewalzt, der Film ist nur 90 Minuten lang!"
Aber gut ... das sieht wahrscheinlich jeder anders.
Ein bißchen Spannung musste anscheinend reingebracht werden dadurch, dass Anne sehr lange nur von einer Verlobung in Uppercross hört und Louisa's Hochzeitsplänen, aber nicht von Benwick - und annimmt, dass jetzt nun tatsächlich Wentworth und Louisa verlobt sind. Da gibt es einen guten Dialog zwischen ihr und Mrs Croft, wo Wentworth's Name so geschickt einfließt, dass es tatsächlich so oder so verstanden werden hätte können. Sowas in der Art hätte auch gut im Buch vorkommen können, oder bei Jane Austen ansich.
(Jetzt kommt das große Aber!!
)
Zwei Sachen, zwei Freiheiten die man sich dem Buch gegenüber herausgenommen hat waren wirklich haarsträubend! Zum einen wurde die ganze tolle Antragsszene zerhäckselt: Anne und Benwick(!) sprechen in Lyme(!) über die Treue von Männern und Frauen - das Gespräch, was Wentworth dazu bringt, seinen Brief zu schreiben. Allerdings sitzt er dort am anderen Ende des Tisches und kriegt gar nichts davon mit. Was zu Teufel soll das?? Ich dachte, ich seh nicht richtig... Dieses Kapitel ist so toll und intensiv im Buch - dass man etwas daran ändert ist eine Sache, aber so völlig sinnlos und schlecht!! Stattdessen hat man wieder das von JA verworfene Kapitel aus der Schublade gezogen und Wentworth wieder zu Anne geschickt, mit der Frage, ob die Crofts jetzt aus Kellynch ausziehen sollen, wo Anne und Mr Elliott heiraten. Das fand ich schon in der 95er Version überflüssig.
Nach diesem Gespräch werden Anne und Wentworth unterbrochen und er geht nach Hause. Nun beginnt die ewige Verfolgungsjagd durch Bath, Anne rennt ihm nach, wird unterwegs von Mrs Smith eingeholt (die erstaunlich schnell laufen kann für eine rheumatische Invalidin!), die mal eben atemlos erzählt, was Mr Elliott in Wirklichkeit für ein schlechter Mensch ist. Anne verpasst Wentworth hier und da, kriegt auf dem Weg von Harville Wentworth's Brief mit dem Antrag zugesteckt und erwischt ihn letztendlich wieder vor ihrer Haustür. Völlig albern und unnötig. Das tat einem echt in der Seele weh, vorallem weil die Antragsszene im Buch die schönste ist, die JA geschrieben hat. So fein ausgearbeitet und ausbalanciert ... hier sah es eher nach "Lola rennt" aus.
Überhaupt dieses Gerenne ständig in den drei neuen Verfilmungen...
Gibts keine andere Art, Frische und Lebendigkeit auszudrücken?
(Achja ... der Kuss ist toll!
)
Einige kleinere Ungereimtheiten und seltsame Dinge gabs noch, aber die alle aufzuzählen klingt zu pingelig, also belasse ich es dabei. *gg*
Alles in allem meiner Meinung nach die beste der drei neuen Verfilmungen, was in erster Linie und vorallem an dem tollen Spiel von Sally Hawkins lag.