Na, dann will ich auch mal meinen abschließenden Senf abgeben ...
Aus dem Entsetzen über die erste Folge ist im Laufe der anderen mäßiges Interesse geworden.

Insgesamt finde ich das Ganze (auch nach zweimaligem Sehen) traurigerweise ziemlich "unrund" - was umso bedauerlicher ist, weil es soviele Szenen und Episoden gibt, die ich richtig gut gelungen finde. Aber das große Ganze kam für meinen Geschmack bis fast zum Schluß nicht wirklich in Schwung. Keine Ahnung ob es am Schnitt oder an der Inszenierung generell lag, aber es wirkte sehr oft so, als hätte man bloß relativ hölzern Szenen aneinandergereiht - was die Folgen über weite Strecken unnötig langweilig machte ...
Aber der Reihe nach:
Erster positiver Blickfang war der schöne Vorspann, den man sich hier gegönnt hat!
Wie schon mehrmals gesagt wurde, geht diese Emma-Version ziemlich modern ans Werk: Es wird ausgiebig gewunken, gehüpft, lauthals gelacht, gerannt, auf dem Stuhl gelümmelt und nur zufällig mal geknickst oder sich sonstiger Höflichkeitsformeln bedient. An all das hab ich mich spätestens bei der dritten Folge gewöhnt, obwohl es schon einige Momente gab, die wirklich daneben waren, z.B. Miss Bates, die ihre Mutter offensichtlich allein den ganzen Weg von Hartfield im Rollstuhl nach Hause schiebt, während Emma und Mr Woodhoues fröhlich winken - oder Frank Churchills Kopf in Emmas Schoß (der nicht mal für ein Stirnrunzeln der anwesenden Gesellschaft gesorgt hat) ...

[

Das alles hätte mich nicht groß gestört, wenn dadurch nicht viele Aspekte der Handlung unlogisch und unstimmig geworden wären. So zum Beispiel Emmas Empörung über Mrs Eltons Verhalten - wenn jemand nicht mit den Details vertraut ist, wird er kaum einen Unterschied zwischen den beiden feststellen.
Ich fand es wie Camille auch sehr angenehm, dass die Charaktere nicht so überzeichnet wurden, wie das in vielen JA-Adaptionen ja der Fall ist. Angenehm unalbern. Miss Bates hat mich zwar eher enttäuscht, was aber weniger an der Schauspielerin lag als an der Rolle die sie spielen musste - sie durfte offensichtlich nicht so wie sie konnte.
Was mich auch gleich zu meinem größten Kritikpunkt bringt: Ich finde es wirklich unverständlich, dass man es angesichts der vielen Zeit nicht geschafft hat, die Hintergrundgeschichte mit Frank und Jane besser herauszuarbeiten und besonders Miss Bates Rolle darin, all ihre versteckten Hinweise und Andeutungen. Ein paar Szenen gibt es, aber die ganze Geschichte wirkt seltsam blass und überflüssig - und teilweise schlichtweg vergeigt, z.B. die Klavierbesichtigungsepisode. Da hatte ich das Gefühl, die Macher haben die Zusammenhänge selbst nicht kapiert, so unlogisch und falsch ist die. Was wirklich eigenartig ist, denn andererseits hat man das Buch buchstäblich durchkämmt und Details aufgespürt und unauffällig am Rande untergebracht, die bisher nie in einer Verfilmung aufgetaucht sind.
Richtig schön fand ich - wie hier schon mehrmals erwähnt wurde - die Darstellung der Beziehung zwischen Emma und Mr Knightley. Fast von Anfang an wird (wie auch im Buch) gezeigt, dass die beiden sich auf einer ganz anderen Ebene bewegen, als Emma mit ihren anderen Bezugspersonen. Es ist wirklich schön zu sehen, wie sich aus dieser Freundschaft das "Mehr" entwickelt, das dann schließlich zum glücklichen Ende führt. Ich bin zwar immernoch nicht überzeugt von Johnny Lee Miller in dieser Rolle (man nimmt ihm den Altersunterschied bzw. die Überlegenheit einfach nicht ab), aber das Zusammenspiel mit Romola Garai war wirklich gut und funktioniert auf eine gewisse Weise doch, überraschenderweise. Er gab eine sehr sympathische, geistreiche und gefühlvolle Version von Mr Knightley ab. Bei dem Tanz der beiden z.B. schlug selbst mein für solche Szenen sonst recht unempfängliches Herz höher.

Von Harriet hätte ich gerne mehr gesehen, bzw. von ihrer Geschichte. Schmerzlich vermisst habe ich z.B. die Episode, wie Emma sie in Mr Eltons Haus manövriert, oder auch ihre ständigen Referenzen zu Mr Martin, z.B. die umständlich berichtete Begegnung bei Fords. Die letztendliche Heirat der beiden verliert so doch einiges an Witz.
Auch Mrs Elton kam für meinen Geschmack etwas zu kurz, ihre Beschlagnahmung von Jane (im Gegensatz zu Emmas Abneigung) hätte ich noch wichtiger gefunden.
Naja, das sind wohl kleinere Übel ...


Über die generell recht konventionelle und einfallslose Inszenierung trösteten letztendlich dann doch ein paar visuelle Highlights hinweg:

Am besten hat mir die letzte halbe Stunde gefallen - wie da sehr geschickt die doch recht unfangreiche Handlung gerafft wurde, ohne sie bloß durchzuhecheln. Spätestens hier fielen mir John und Idabella positiv auf, die zwei waren wirklich gut getroffen und eingesetzt.
So wirkte auch zum Beispiel die im Trailer etwas bizarre Szene mit der hysterischen Emma in Mr Knightleys Bibliothek im Kontext der vorangegangenen Szenen sehr stimmig und sogar: witzig. (Der Humor wäre noch so ein Thema, aber die Hoffnung hab ich schon lange aufgegeben ...) Diese Art ironische Verknappung hätte man sich öfter trauen sollen.

Alles in allem eine ganz gute "Emma", was nicht zuletzt an Romola Garai liegt, die ich wirklich gerne gesehen habe. Trotz der vielleicht deplazierten Lebhaftigkeit und übertriebenen Mimik, sie brachte genau das rein: Leben. Ohne sie wäre es doch oft entsetzlich fad gewesen.