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BeitragVerfasst: Montag 18. Juni 2007, 13:17 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Registriert: Donnerstag 29. Juni 2006, 18:47
Beiträge: 6322
ER hat einen guten Geschmack :wink: und bewahrt seine Mary davor, sich noch mehr zu blamieren. Aber ich schätze, damit sind wir nun endgültig OT gelandet... :rolleyes:

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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Verfasst: Montag 18. Juni 2007, 13:17 


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BeitragVerfasst: Mittwoch 29. August 2007, 16:16 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2005, 20:13
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Bitte postet in diesem Threaad keine weiteren Fragen "rund um die Zeit", sondern benutzt in Zukunft diesen Thread dafür.


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BeitragVerfasst: Dienstag 18. September 2007, 19:10 
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Administratorin im Ruhestand und Tom-Lefroy-Expertin
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Registriert: Mittwoch 14. Juni 2006, 20:11
Beiträge: 3007
Während meiner Recherche für eine Hausarbeit habe ich in einer Dissertation eine Abhandlung zum Thema "Dandy" und "Snob" gefunden, die ich allen, die Interesse habe, hier mal abgetippt habe.

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Der Dandy

Der Dandy betrat gegen Ende des 18. Jahrhunderts die gesellschaftliche Bühne. Seine Blütezeit erlebte das Dandytum während der Regentschaft des späteren George IV. in den Jahren von 1811 bis 1820. Arroganz und Egoismus waren die typischen Eigenschaften des Dandys, und der beredte Kritiker des Dandytums, Thomas Carlyle, spricht gar von „self-worship“. Der Dandy vermied es, Verpflichtungen und Bindungen einzugehen. Er ging keiner geregelten Tätigkeit nach, betrachtete Geldangelegenheiten als unter seiner Würde stehend und war meist hochverschuldet. Ferner war er auf eine vollständige Kontrolle über seine Person und sein von der Wirkung nach außen bestimmtes Verhalten bedacht; er zeigte sich emotionslos und abgeklärt, ohne Leidenschaften, Enthusiasmus und spontane Regungen. Sein gesamtes Streben galt der Kultivierung („refinement“) seiner Lebensart, die er zur Lebenskunst stilisierte.

Besonderen Wert legte der ‚Regency Dandy’ auf seine Kleidung, die schlicht, aber elegant sein sollte. […] Neben ‚refinement’ war Exklusivität ein weiteres Schlüsselwort dieser Zeit. Die Frage, wer Mitglied der eleganten, vornehmen („fashionable“) Gesellschaft war, beschäftigte jene, die dazugehörten ebenso wie jene, die dazugehören wollten. Äußeres Zeichen der Exklusivität war der Club. Die Aufnahme in einen der ‚fashionable’ Clubs war begehrt und schwierig zugleich; meist war sie nur durch die Fürsprache einflussreicher Clubmitglieder möglich. Thomas Carlyle bezeichnet diese exklusive Gesellschaft als „Dandiacal Sect“, die Clubs karikiert er als deren „Temples“ und die für sie geschriebenen Gesellschaftsromane („fashionable novels“) nennt er „Sacred Books“.

Vornehm kultiviert, d.h., ‚fashionable’ zu sein, war unabdingbare Voraussetzung um ‚dazuzugehören’. Die Entscheidung, was als ‚fashionable’ galt und was nicht, wurde von einflussreichen Persönlichkeiten der ‚fashionable’ Gesellschaft getroffen und war meist nicht mit dem Arbeitsethos und den Moralvorstellungen der ‚middle classes’ zu vereinbaren.

Folgt man Carlyles satirischem Essay über den Dandy, so nimmt dieser in der Tat die Gestalt einer schön dekorierten Hülle an, ohne Inhalt, ohne Charakter, ohne Moral, nur den Regeln der ‚fashionable’ Gesellschaft verpflichtet. Obgleich die viktorianischen ‚middle classes’ seinen Lebensstil als parasitär und nutzlos ablehnten, konnten sie sich andererseits einer gewissen Faszination, die vom Dandytum ausging, nicht erwehren.


Der Snob


[…] Der Snob schrieb sozialen Status verleihenden Merkmalen, wie Herkunft und Vermögen, einen überproportionalen Wert zu und beurteilte seine sozialen Kontakte nach ihrem Prestigewert, danach, ob sie seinem Aufstieg förderlich oder hinderlich sein würden. […] Der Snob löste alle zwischenmenschlichen Beziehungen, die er als nicht mehr standesgemäß und somit als den sozialen Aufstieg hemmend oder gar gefährdend empfand. […] Der Snob verhielt sich gegenüber jenen unterwürfig und kriecherisch, die er als gesellschaftlich übergeordnet betrachtete:

As the snob and the gentleman differ with regard to inferiors, so will they with regard to superiors in station. […] It is far more likely, however, that he [the snob] will distinguish himself by a gringing manner, profuse use of titles, and lavish offers of unneeded services; while the gentleman will not forget that his interlocutor, even if a Prince of Blook, is, like himself, an English gentleman, […].


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Quelle: Kreibig, Susanne: Das Gentleman-Ideal bei Charles Dickens. Eine Untersuchung von 'Oliver Twist', 'David Copperfield' und Great Expectations'. Kiel 1992.

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(Verfasser (mir) unbekannt --- Angelika meint, es sei Mark Twain... :biggrin: )


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BeitragVerfasst: Dienstag 18. September 2007, 21:32 
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Begeistertes Missionierungsopfer
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Registriert: Samstag 27. Januar 2007, 02:03
Beiträge: 1755
Danke, Alethea, für die Erläuterungen.
War Brummell eigentlich auch hochverschuldet? Ein Snob war er demnach nicht.
Und Elliott ist etwas von beiden? Oder möchte es gern sein?

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BeitragVerfasst: Mittwoch 19. September 2007, 08:31 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 11:57
Beiträge: 6713
Wohnort: Bayern
@Miranda
Ja, auch Brummell war hochverschuldet und endete angeblich im "Irrenhaus". Er starb jedenfalls 1840 völlig mittellos an Syphilis in Caen, nachdem er bei George in Ungnade gefallen war und seiner Schulden wegen nach Frankreich flüchten musste. Prinny (der Prinzregent) umgab sich gern mit Dandys. :) Wenn du Lust hast, kannst Du die Datei mit den Kurzbeschreibungen seiner Cliquen-Mitglieder lesen, man nannte sie spöttisch "Prinnys Set":guck:

Brummell war mit Sicherheit ein Snob, weil er sich besser als andere Menschen wähnte, womit er Prestige, Stil und Geschmack meinte. Er war sogar so ein Snob, dass er es wagte, sich öffentlich über Prinny lustig zu machen, was ihm gesellschaftlich den Hals brach. Er hielt übrigens mit seinen Freunden Hof im "Bow-Fenster" des White's Club, von wo aus er alle Passanten sehen konnte und sich mir Vorliebe recht gehässig über andere äusserte und sich lustig machte.

Mag sein, dass Elliot gern zum erlauchten Kreis gehört hätte :)

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:blume: Grüsse, Caro

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Für 1 Jahr säe einen Samen, für 10 Jahre pflanze einen Baum, für 100 Jahre erziehe einen Menschen. chin. Weisheit


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BeitragVerfasst: Mittwoch 19. September 2007, 16:16 
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Administratorin im Ruhestand und Tom-Lefroy-Expertin
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Registriert: Mittwoch 14. Juni 2006, 20:11
Beiträge: 3007
Ich war ein wenig erstaunt, dass in einem Text über das Thema "Dandy" kein einziges Mal der Name Beau Brummel fiel...

Aber ich fand ihn trotzdem als Zusammenfassung der ganzen Diskussionen in diesem Thread hier recht hilfreich!

Ich glaube übrigens nicht, dass Jane Austen diesen Brummel mal getroffen hat... :nein: Gehört hat sie sicherlich von ihm, aber persönlich kannte sie ihn bestimmt nicht. Zumindest ist mir das noch nie untergekommen... :nixweiss:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 19. September 2007, 20:40 
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Romantikversessene Satiriopsychosophin
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Registriert: Freitag 13. April 2007, 20:37
Beiträge: 1064
Wohnort: Schweiz
Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag, Alethea! :danke:

Alethea hat geschrieben:
Arroganz und Egoismus waren die typischen Eigenschaften des Dandys, und der beredte Kritiker des Dandytums, Thomas Carlyle, spricht gar von „self-worship“.


Das hat mich gleich an den berühmten Satz in "an ideal Husband" errinnert, wo Lord Goring, das Inbild des Dandy, im dritten Akt diese, so typischen Aussagen zu den Menschen im allgemeinen, und zu sich selbst im speziellen macht:

"Fashion is what one wears oneself. What is unfashionable is what other people wear.
Other people are quite dreadful. The only possible society is oneself. To love oneself is the beginning of a lifelong romance." :D

Weiter beschreibt Oscar Wilde Lord Goring folgendermassen:

Thirty-four, but always says he is younger. A well-bred, expressionless face. He is clever, but would not like to be thought so. A flawless dandy, he would be annoyed if were considered romantic. He plays with life, and is on perfectly good terms with the world. He is fond of being misunderstood. It gives him a post of vantage.

Alethea hat geschrieben:
Folgt man Carlyles satirischem Essay über den Dandy, so nimmt dieser in der Tat die Gestalt einer schön dekorierten Hülle an, ohne Inhalt, ohne Charakter, ohne Moral, nur den Regeln der ‚fashionable’ Gesellschaft verpflichtet. Obgleich die viktorianischen ‚middle classes’ seinen Lebensstil als parasitär und nutzlos ablehnten, konnten sie sich andererseits einer gewissen Faszination, die vom Dandytum ausging, nicht erwehren.


Ich weiss nicht, aber irgendwie kann auch ich mich dem Reiz dieser Charakteren kaum erwehren. :D :D
Interessant finde ich, dass Oscar Wilde gerda diesen "dekorierten, scheinbar inhaltslosen Hüllen" in seinen zwei, berümten Werken, "an ideal Husband" und "the importance for being Earnest" einen Reichtum innewohnen lässt, der schlicht überraschenden Charakter hat. Er selbst galt zu seiner Zeit ja als Dandy par excellence und er hat dieses Image auch fleissig gepflegt. Zugleich war er selbst wohl der beste Beweis dafür, dass Carlyle sich in seiner abschliessenden Zusammenfassung über diese "nutzlosen und parasitären Charakteren" irrt. Wenigstens lässt sich festhalten, dass sie nicht zwangsläufig auch tatsächlich oberflächlich und bar jeder Erkenntnis lebten. Vielmehr representierten sie vielleicht auch, als lebendiges Mahnmal, die damalige englische upperclass als Ganzes.

Grüsschen
MJ :cool:

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Grüsschen, MJ


„Wenn Frauen unergründlich erscheinen, dann liegt es am fehlenden Tiefgang der Männer.“

Katharine Hepburn


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