Caro hat geschrieben:
Wenn ich dich richtig verstanden habe, gehörten Soldaten, Ärzte etc. auch ohne Landbesitz zur Gentry, weil sie dem Mittelstand angehörten?
Der Mittelstand war der "untere Bereich" der Gentry, gerade an der Grenze (im Englischen heißt er "lower gentry") Es gab fließende Übergänge zu den "niederen Klassen"! Manche Versnobten der High Society stuften einen Arzt vielleicht schon nicht mehr als "zur Gentry gehörend" ein, während andere es wieder taten... Das hing vom Standpunkt ab! Ebenso wie Emma bei den Coles die Nase rümpft, während Mr Knightley nichts gegen die Familie hat...
Caro hat geschrieben:
Und eines verstehe ich nicht: Onkel Gardiner hat selbst viele Kinder. Er wird als reicher Kaufmann geschildert, hat anscheinend auch genug Geld (selbst Mrs. Gardiner sagt, er habe gern selbst geholfen!) um Lydias Eskapaden bzw. Wickhams Schulden zu zahlen und auch Mrs. Bennet fand es ganz normal, daß er ihnen in dieser sache eben auch finanziell zur Seite steht. Er muß also eindeutig mehr erwirtschaften, als Bennets 2.000 Pfund. Müsste er dann nicht auch, Cheapside hin oder her, zur Gentry bzw. zum Mittelstand gehören?
Die Mitgliedschaft zur Gentry hing meines Erachtens nicht vom Reichtum eines Mannes ab.
Hier zitiere ich mich selbst:
Zitat:
Soldaten, Matrosen, Geistliche, Juristen und Ärzte bildeten den Übergang, und DARUNTER standen die städtischen Kaufleute, die Farmer und wohlhabenden Händler.
Wenn wir Madame Le Faye (nebenbei die größte Jane-Austen-Expertin Englands..
) Glauben schenken, gehörte Mr Gardiner, trotz seines Reichtums, NICHT zur Gentry, da er sein Geld von einem Berufsstand aus verdiente, der als "nieder" betrachtet wurde.
Aber:
Zitat:
Sie konnten immer darauf hoffen, durch ihr Gewerbe reich genug zu werden, um sich ein Anwesen auf dem Land kaufen und so in die Schicht der gentry aufsteigen zu können.
Es ist also gut möglich, dass Mr Gardiner das eines Tages gelingt, und von da an würden er, seine Frau und die Kinder ebenfalls zur Gentry gehören.
Darum ist es ja auch so snobistisch von Caroline Bingley, über Mr Gardiner zu lachen, da ihre eigene Familie durch das gleiche "Handwerk" reich geworden ist. Da Mr Bingley sich nun aber leisten kann, keinen Beruf auszuüben, sondern sich ein Anwesen zu pachten (mit der großen Absicht, es vielleicht sogar zu kaufen, wenn ihm die Nachbarschaft zusagt), hat er den Schritt fast geschafft und gehört daher "schon so gut wie zur Gentry."