Von Julia!!!
kapitel 30 besteht ausschließlich aus dem gespräch zwischen henry und mary, bei dem er ihr erzählt fanny heiraten zu wollen. aus dem "in-mich-verliebt-machen" ist verliebtsein (liebe?) seinerseits geworden. ein beliebtes motiv... mary empfindet henrys zuneigung als großen gewinn und große ehre für fanny.
gilt das auch als "beurteilung der charaktere anhand ihrer familiären bindungen" von der bruki geschrieben hat?
wenn ja, dann ist mir mary immernoch eher sympathisch. gerade dass ihr überhaupt nicht in den sinn kommt, das fanny henry NICHT mögen könnte.
bezeichnend allerdings auch, dass sie in einem früheren kapitel nichts dagegen hatte, dass fanny henrys nächstes "opfer" wird.
ich finde, es kommt irgendwie durch, dass sie die liebe/ehe insgeheim doch sehr ernst nimmt und in ehren hält, auch wenn sie eher und später im buch so leichtfertig davon spricht. ihre zuneigung zu edmund bzw. ihr "kampf" gegen sich selbst (und ihn) sind auch ein indiz dafür, denke ich.
und was auch auffällig ist: mary bringt mal wieder das thema der ehe zwischen ihrem onkel und ihrer tante auf den tisch.
auch das hat sie in ihrer einstellung beeinflusst.
mary ist ein sehr interessanter charakter finde ich, und jane austen entwickelt ja auch erst sehr spät im buch etwas für sie, damit wir sie schlussendlich dann doch NICHT mehr sympathisch finden können/dürfen.
Von mir...
Ich muss sagen, dass es mir ähnlich ging wie dir, Julia, bei der Lektüre des 30. Kapitels: Ich finde, dass man hier seeeehr viel Sympathie sowohl für Mary als auch für Henry entwickeln kann. Es sieht tatsächlich so aus, als hätte Henry echte und sehr tiefe Gefühle für Fanny entwickelt! Das hat mich ein wenig überrascht, wo er doch in den Kapiteln beim Theater sehr schlecht wegkommt (das Hin-und-Her zwischen Julia und Maria, dann die heftigen und offensichtlichen Flirts zwischen ihm und Maria vor Mr. Rushworths Augen...)!
Von Hazel
Ärgert dich das nicht, dass ein Charakter, den du stellenweise so positiv findest, hinterher doch sein Fett abkriegt?
von Julia
ich find den charakter ja nicht wirklich "positiv". das wäre zuviel gesagt... aber ich kann sie stellenweise verstehen. sehr gut sogar.
der charakter kippt ja auch erst am schluss so extrem, finde ich. (bei dem gespräch zwischen ihr und edmund, über henry's und maria's flucht usw.
... und wieder von mir...
Das 31. Kapitel: Henry Crawford informiert Fanny darüber, dass (durch seine Vermittlung) ihr Bruder William zum Lieutenant befördert wurde - sehr zu ihrer Freude natürlich. Nun kann er es wagen und ihr Avancen machen, die wiederum Fanny in tiefste Verzweiflung stürzen. Der Abend wird schwierig für sie: Ein Brief von Mary und die Aufmerksamkeit von Henry machen die ganze Angelegenheit nicht besser - so ist sie froh, als der Abend endlich vorüber ist.
Das 32. Kapitel: Sir Thomas kommt zu Fanny und teilt ihr den Heiratsantrag von Henry Crawford mit. Nachdem sie völlig in Tränen aufgelöst ist, weil sie ihn nicht liebt (und seinen Charakter suspekt findet), wirft ihr Sir Thomas unter anderem Undankbarkeit vor. Man einigt sich darauf, dass Fanny selbst mit Henry reden soll, um ihm ihre Gründe mitzuteilen.
Abends hat sich die Situation wieder ein wenig entkrampft: Niemand außer Sir Thomas und Fanny selbst weiß von dem Antrag. Doch dann kommt der Butler und bittet Fanny in Sir Thomas´ Zimmer, wo sie Henry trifft.
Sehr interessant wieder das weiter gesponnene Psychogramm von Mrs. Norris, die an allem was auszusetzen hat (z.B. dass Fanny nach dem für sie schlimmen Gespräch nach draußen ging, ohne ihre Tante zu fragen, ob sie ihr was mitbringen kann) und sich selbst vor allem viel zu wichtig nimmt (sie bezieht ja den Auftrag des Butlers zuerst auf sich und ist ganz aufgelöst, als sie merkt, dass sie sich geirrt hat.).
Nun tut mir auch Fanny sehr Leid - sie leidet wirklich , und JA hat das sehr gut rübergebracht! Auch ihre Argumente (die natürlich nur Fanny und wir als Leser kennen) kann ich gut nachvollziehen: Sie sagt, dass weder sie Henry noch Henry sie glücklich machen wird, da von ihrer Seite keine Liebe da ist. Außerdem zweifelt sie an Henrys Charakter, vor allem aufgund der Geschehnisse rund ums Theater!
So, hoffentlich war das jetzt nicht zu lang - aber so sind wir einigermaßen wieder "up to date"!
Grüße, Benjamin