Udo hat geschrieben:
Anne meint immerhin realistischer, dass "sein Herz (vielleicht) nicht tiefer getroffen" sei als ihres.
Realistischer? Ou, das hab ich ja ganz anders gelesen. Mich hat es eher fast schon etwas geärgert, dass Anne so denkt! Oder wenigstens hab ich die Augen verdreht… Ich hab das als eine grundsätzliche Feststellung verstanden. Wenn ich die Verluste der beiden zur Wahl hätte, würde ich tausend mal lieber Annes Situation nehmen. Jemanden zu verlieren, weil man es selbst vermasselt hat und zu sehen, dass es diesem Jemanden aber (gesundheitlich, gesellschaftlich) gut geht, ist weit weniger schlimm als jemanden zu verlieren, weil er stirbt und man genau weiss, dass man zusammen hätte glücklich werden können/wollen. Naja, Anne kennt ja die Situation nicht aus eigener Erfahrung, also denkt sie vielleicht deswegen, dass das Leid vergleichbar gross ist. Wieauchimmer, bei den Gesprächen zwischen Anne und Benwick könnte man fast den Eindruck bekommen, da könne sich etwas entwickeln... Vorallem auch als er später wieder das mir ihr Gespräch sucht. Es wäre ja nichts Neues, dass sich eine(r) und jemanden kümmert und dann funkts. Später wird es ja zwischen Benwick und Louisa so ähnlich sein und auch in anderen JA Romanen kam es schon vor.
Jetzt kommt mal wieder was sehr kleinliches von mir: Jedesmal frage ich mich, ob es eine kleine Ungereimtheit ist, als Benwick nach Luisas Sturz zum Arzt geschickt wird, erst danach beschlossen wird, sie zu den Harvilles zu tragen und sich offenbar niemand fragt, ob Benwick und der Arzt sie dann auch gleich finden werden. Es könnte ja sein, dass sie sie zu erst im Inn vermuten (das ist immerhin auch Annes erster Gedanke). Und die Zeit, die verloren geht, wenn man sie erst noch suchen muss, scheint keinen zu interessieren. Klar ist das ein Detail, aber ich finde trotzdem, dass die Entscheidung da nicht sooo vernünftig ist und dass dann das Lob, Anne hätte einen kühlen Kopf bewahrt und an alles gedacht, auch nicht sooo passt. Aber wie gesagt, es kann ja auch sein, dass alle (auch Benwick) davon ausgehen
mussten, dass dies das logische Vorgehen sein würde. Oder wie das so üblich ist, wurde, ohne es erwähnen zu müssen, ein Bote (vielleicht ein junger Harville) nachgeschickt. Immerhin muss nicht immer alles geschrieben werden, damit es im Buch auch passiert, nur meistens fällt einem das nicht auf, weil man es selbst nur für natürlich hält. Oder aber das Ganze zeigt schon, dass Captain Wentworth sich bereits wieder so weit in Anne verguckt hat, dass sie in seinen Augen eh alles richtig macht.