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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 08:48 
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Master of Science in Physics, headbanging Austen Fan und etwas ganz Besonderes!
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Zu Mrs Norris ist mir noch was aufgefallen: Uns wird ja einer der Gründe offenbart, warum sie Fanny nicht mag: "...und abgesehen davon konnte sie Fanny nicht leiden, weil sie sie vernachlässigt hatte..." Verstehe ich das richtig, dass das eine "Art" (!) von schlechtem Gewissen sein könnte? Mrs Norris vernachlässigt Fanny all die Jahre und jetzt da Fanny Aufmersamkeit zuteil wird und sich zeigt, dass sie wohl doch beachtenswert sein muss, wird ihr (also Mrs Norris) klar, dass sie netter hätte sein können/sollen. Darum ärgert sie sich, aber ihre Reaktion auf diesen Ärger ist nicht Besserung, sondern noch mehr Verachtung für Fanny, da diese ja gewissermassen die Ursache dafür ist, dass Mrs Norris überhaupt erst auf den Gedanken kommen musste, sie habe etwas falsch gemacht. Ok, das war umständlich erklärt und ist wohl auch etwas weit hergeholt, aber es könnte doch so irgendwie sein, nicht? :grinsevil:

Fast schon nicht mehr erwähnenswert (da das etwa 100ste Beispiel seiner Art) ist ja Fannys Dankbarkeit dafür, dass ihre Tante auf Sir Thomas hört und nichts zu dem Thema sagt: auf Knien würde sie ihr am liebsten danken :rolleyes:

Lady Bertram hat mich sehr erstaunt! Bei der Einführung der Grants hiess es noch, wenn eine nicht hübsche Frau eine gute Partie macht, ist es fast schon eine Beleidigung für Lady Bertram, jetzt aber, wo sie eigentlich dasselbe denken könnte, zieht sie den gütigeren Schluss, dass Fanny wohl doch hübsch sein müsse. Naja, so erstaunlich ist es ja eigentlich gar nicht, immerhin steht Fanny ihr nahe und da ist man immer freundlicher gesinnt als Fremden gegenüber. Vor alllen die Tatsachen, dass sie beinahe mit Ungeduld auf das Gespräch gewartet hat, dass sie so viel zu sagen hatte und dass sie Fanny im Gegensatz zu Maria einen Welpen geben würde ( :eek: ), deuten doch alle darauf hin, dass ihr Fanny unglaublich am Herzen liegen muss.

Caro hat geschrieben:
Sie wollten aufmunternde Zeichen entdecken, wo keine waren ...

Na also das klingt, als wäre es ein schwerwiegender Fehler, sich unbegründete Hoffnungen zu machen ;) Ich zumindest war auch schon hoffnungslos verliebt und sah Zeichen, wo keine waren. Das macht einen doch nicht zu einem schlechten Menschen. Was den Vergleich mit Brandon betrifft: er war verliebt, aber er hat nicht bewusst seine Stunde abgewartet. Er hat am Anfang völlig aufgegeben und sich zurückgezogen, als Willoughby daher kam, ohne zu denken, dass seine Stunde schon noch kommen würde. Natürlich ist das etwas völlig anderes ;) Brandon hatte das Glück, dass für ihn am Schluss doch noch alles gut wurde, aber es hätte auch anders sein können (also wenn W ein besserer Mensch gewesen wäre, oder wenn Marianne bei jemand anders Trost gefunden hätte), dann hätte er sich sein Leben lang sein passives Verhalten vorwerfen können. Aber das grenzs schon an OT. Ich will nur sagen, dass, selbst wenn Brandon bewusst auf seine Stunde gewartet hat, ist das nicht unbedingt die bessere Taktik. Und nur weil Henry sich selbst täuscht und übermässig offensiv ist, macht ihn das auch nicht gleich zum Halunken.

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Verfasst: Donnerstag 10. September 2009, 08:48 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 12:34 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Sie wollten aufmunternde Zeichen entdecken, wo keine waren ...

Na also das klingt, als wäre es ein schwerwiegender Fehler, sich unbegründete Hoffnungen zu machen ;) Ich zumindest war auch schon hoffnungslos verliebt und sah Zeichen, wo keine waren. Das macht einen doch nicht zu einem schlechten Menschen.

Och, Männo, so meinte ich das nicht. :nein: Klar verguckt man sich mal in Einen, der nicht spurt, ging mir nicht anders, und auch ich hab mich an Kleinigkeiten (jedem Lächeln) aufgehängt, doch es gibt Unterschiede zwischen hoffnungsloser und krankhafter Liebe zum Beispiel. Und doch hab ich ziemlich schnell gerafft, und vor allem akzeptiert wenn nix ging. Nix Schlimmeres, als sich jemandem direkt aufzudrängen ...

Wenn Fanny sagt, sie liebt ihn nicht, und wird ihn nie heiraten, warum kann das dann einfach nicht akzeptiert werden?
Das erinnert mich fatal an: Wenn eine Frau "nein" sagt, meint sie "ja", oder zumindest "vielleicht". Sorry, da reagier ich allergisch drauf. Und es geht den Anderen eben nicht wirklich um Fanny und ihre Gefühle (auch wenn sie danach fragen), sondern ausschließlich um ihre eigenen Wünsche. Sie wünschen es sich, also muss es so sein.

Andere Frage: Wie reagiert ein Mensch, der ungewollt von der Liebe eines Anderen erdrückt, bzw. erschlagen wird? Jedes aufkeimende Gefühl, das sich vielleicht eingestellt hätte, wird im Keim erstickt.
Mein Gegenüber wird mich wohl auch nicht als wertvollen Menschen empfinden, wenn ich ihn sprichwörtlich an die Wand dränge. Je mehr mich jemand ungebeten mit seiner Liebe belästigt, umso mehr ziehe ich mich zurück und die Freundschaft (so es eine gab) verwandelt sich in Hass.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 14:04 
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Da ist natürlich was dran. Damit liegt das Problem ja eigentlich auch darin, dass niemand Fanny wirklich kennt oder sich die Mühe macht, ihre Beweggründe zu verstehen. Andererseits kann man es Sir Thomas ja auch nicht verübeln, wenn er nur das Beste von Henry denkt und Fannys Ablehnung, die ohne wirkliche Gründe vorgebracht wird, nicht nachvollziehen kann. Damit er denken würde, dass Fanny schon ihre (guten) Gründe haben müsse, müsste er sie ja erstmal richtig kennen und einschätzen können. Aber ein Mädel, das Jahre lang den Mund in seiner Anwesenheit kaum auf kriegt und erst seit einem Monat bei seinem Anblick nicht mehr gleich erzittert, kann er halt auch nicht gut kennen, oder? Was Henry betrifft: Auch er schätzt Fanny nun mal falsch ein, was nicht zu letzt auch daran liegt, dass er keine Ahung von seinem Konkurenten Edmund hat. Natürlich zeugt ein "sich aufdrängen" nicht von Feingefühl. Und ja, er hat gewissermassen vor, sie zu ihrem Glück zu zwingen. Aber er denkt ja wirklich, dass es ihr Glück wäre und sie es nie bereuen würde, sondern sogar froh wäre. Daher sieht er ja auch nichts schlimmes darin, sich ihr aufzuzwingen. Und die Konsequenz, dass er damit nur das Gegenteil bewirken könnte, ist ihm möglicherweise gar nicht bewusst, da er die Erfahrung, schlecht auf jemanden zu wirken noch nie gemacht hat :?:

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Zuletzt geändert von Miss Hamilton am Donnerstag 10. September 2009, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 14:16 
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Andererseits kennen Sir Thomas und Henry sie wohl gut genug, ihre guten Eigenschaften zu loben. Sollte es Sir Thomas da nicht einfach reichen, dass Sie ablehnt? Sollte doch wurscht sein weshalb ...
Aber er ist halt einfach der Patriarch, der die Zukunft seiner Mädels bestimmen will, wozu eben auch Fanny gehört. Er empfindet Henry als gute Partie, und in seinen Augen sollte das Fanny reichen, um "Ja" zu sagen ...

Miss Hamilton hat geschrieben:
Was Henry betrifft: Auch er schätzt Fanny nun mal falsch ein, was nicht zu letzt auch daran liegt, dass er keine Ahung von seinem Konkurenten Edmund hat. Natürlich zeugt ein "sich aufdrängen" nicht von Feingefühl. Und ja, er hat gewissermassen vor, sie zu ihrem Glück zu zwingen. Aber er denkt ja wirklich, dass es ihr Glück wäre und sie es nie bereuen würde, sondern sogar froh wäre.

Hat Fanny nur dann das Recht "nein" zu sagen, wenn sie einen anderen liebt? Muß er ein "nein" nicht auch dann akzeptieren, wenn es KEINEN direkten Konkurrenten gibt, schlichtweg, weil sie nicht will?

Und zum zweiten Punkt ist es nun gerade verwerflich sich selbst als "das reine Glück" für einen Anderen zu bezeichnen. Nur weil ihn alle anderen, (dummen?) Mädchen anhimmeln, heisst das noch lange nicht, dass er sich als Göttertrank der Frauenwelt bezeichnen kann ... :tot:

In dem Zusammenhang hätte mich mal interessiert,wie Janes Verlobter reagierte, als sie ihre Zustimmung am nächsten Tag zurückzog, denn das kann man durchaus als "Laune" bezeichnen ...

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Zuletzt geändert von Julia am Donnerstag 10. September 2009, 17:53, insgesamt 1-mal geändert.
Drei Beiträge zusammengefügt. Caro, bitte benutze den "ändern"-Button!


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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 15:14 
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Caro hat geschrieben:
Hat Fanny nur dann das Recht "nein" zu sagen, wenn sie einen anderen liebt? Muß er ein "nein" nicht auch dann akzeptieren, wenn es KEINEN direkten Konkurrenten gibt, schlichtweg, weil sie nicht will?

Ich sag ja "was nicht zu letzt auch daran liegt...", natürlich hat Fanny noch andere Gründe, aber einer und zwar der gewichtigste ist nun mal Edmund.

Caro hat geschrieben:
Und zum zweiten Punkt ist es nun gerade verwerflich sich selbst als "das reine Glück" für einen Anderen zu bezeichnen. Nur weil ihn alle anderen, (dummen?) Mädchen anhimmeln, heisst das noch lange nicht, dass er sich als Göttertrank der Frauenwelt bezeichnen kann ... :tot:

Ach jeder ist irgendjemandes "reines Glück", man muss denjenigen bloss finden und auf dieser Suche täuscht sich so mancher das ein oder andere Mal :mrgreen:
Und wenn jemand ein Leben lang daran gewohnt ist, dass ihm die Herzen nur so zufliegen, finde ich es durchaus verständlich, wenn dieser jemand dann denkt, das wäre immer so. Ich will nicht sagen, dass es dadurch besser wird, aber eben verstehen kann ich seinen Gedankengang schon irgendwie.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 15:33 
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D'Arcy-Expertin mit Adelsaffinität
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Ach jeder ist irgendjemandes "reines Glück", man muss denjenigen bloss finden und auf dieser Suche täuscht sich so mancher das ein oder andere Mal :mrgreen:

Logo. :top: Nur muß derjenige mich als sein Glück bezeichnen, nicht ich mich selbst ... ;D

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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 15:59 
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Also ich finde beides in Ordnung. Zu wissen, dass man gut für jemanden ist, ist doch genauso wichtig wie zu wissen, dass der andere gut für einen selbst ist. Und Henry sagt doch auch, dass Fanny ihn ebenfalls glücklich machen würde. :gruebel: oder zumindest zu einem besseren Menschen?

Wieauchimmer, wir werden uns eh nicht einig ;)

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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 18:09 
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@Caro: Auch wenn JA einigermaßen nachsichtig mit Henry umgeht, so ist Fanny jedenfalls ganz Deiner Meinung:
"Jetzt war sie zornig. Ein gewisser Ärger regte sich in ihr über eine so egoistische und rücksichtslose Hartnäckigkeit. (...) Wie offensichtlich war dieser schockierende Mangel an Einfühlsamkeit und Menschlichkeit, wenn es um sein eigenes Vergnügen ging. Und, ach, wie gut hatte sie immer gewusst, dass es ihm an Grundsätzen mangelte, die ihm zur Pflicht gemacht hätten, was dem Herzen fehlte. Selbst wenn ihre eigenen Gefühle so ungebunden gewesen wären, wie sie vielleicht hätten sein sollen, hätte er sie niemals für sich gewinnen können."
Natürlich kann sich niemand in Fannys Gefühlsleben einfühlen, niemand versteht sie wirklich, niemand ahnt, was in ihr vorgeht und was sie alles erleiden musste/muss - auch Edmund nicht. Hier ist Sir Thomas aber offensichtlich völlig von dem Gedanken erfüllt, für Fanny das Beste zu wollen. Dass eine Ehe mit Henry nicht das Beste ist, übersteigt einfach sein Vorstellungsvermögen. Ist nun mal so und für die Zeit ja anscheinend auch nicht soo abwegig (wie schon oft von vielen hier gesagt: Es gab kein Recht auf eine Liebesheirat). Von Sir Thomas, das weiß auch Fanny, kann man "romantisches Zartgefühl" nun wirklich nicht erwarten. Aber zugleich will er sie, sagt er jedenfalls, "nicht gegen ihre Neigung" verheiraten. Fanny macht ihren Standpunkt tatsächlich nicht deutlich genug - bzw. keiner kennt sie so gut, ihr jetzt schon zu glauben, dass sie es wirklich ernst meint, dass sie wirklich als quasi mittellose Frau eine so glänzende Partie mit einem scheinbar so prachtvollen Burschen ausschlägt. Und jetzt wird Henry mit aller Macht von Sir Thomas unterstützt: "Alle, die sie liebten, würden ihren Einfluss dabei geltend machen." Alle meinen es gut mit Fanny, auch Henry! (Ich glaube, jetzt habe ich nur wiederholt, was Miss Hamilton schon gesagt hat... )
Ich würde mal sagen, dass ist in etwa die Konstellation, die JA uns hier präsentiert. Weiß der Teufel, was sie sich dabei gedacht hat. Aber wäre es anders, würde etwa Henry sofort aufgeben oder Sir Thomas sie verständnisvoll in seine Arme schließen, würde das Buch einen einigermaßen anderen Verlauf nehmen. Die entscheidende Frage für mich ist, ob die von JA entworfene Situation sowohl psychologisch als auch gesellschaftlich/historisch plausibel bzw. realistisch ist.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 18:38 
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Udo hat geschrieben:
Die entscheidende Frage für mich ist, ob die von JA entworfene Situation sowohl psychologisch als auch gesellschaftlich/historisch plausibel bzw. realistisch ist.


Woran willst Du das fest machen? Erscheint es Dir unwahrscheinlich?
Mag sein, dass Sir Thomas meint, "das Beste für Fanny" zu wollen - aber wer (abgesehen von Mrs Norris vielleicht) würde denn das Gegenteil behaupten? "Gut gemeint" ist ja leider noch lange nicht "gut".
Klar ist Sir Thomas kein fieser und gefühlskalter Patriarch, der Fanny am liebsten zwangsverheiraten würde. Aber er ist auch kein verständnisvoll-großzügiger Onkel, der teilnahmslos mit anschauen will, wie Fanny sich mangels ausreichender Liebe eine gute Partie durch die Lappen gehen lässt.
Jane Austen lotet hier wie immer das weite Feld des "Dazwischen" aus und das allein schon macht es in meinen Augen auch psychologisch gesehen realistisch.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 19:32 
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Julia hat geschrieben:
Woran willst Du das fest machen? Erscheint es Dir unwahrscheinlich?

Ups, ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, dass ich die Situation sehr plausibel beschrieben finde...

Zitat:
Mag sein, dass Sir Thomas meint, "das Beste für Fanny" zu wollen - aber wer (abgesehen von Mrs Norris vielleicht) würde denn das Gegenteil behaupten? "Gut gemeint" ist ja leider noch lange nicht "gut".

Nein, aber es geht hier ja darum, aus welcher Motivation heraus die Figuren handeln. Und da denke ich, dass Sir Thomas auf jeden Fall überzeugt ist, dass für Fanny eine Heirat mit Henry das Beste wäre. Dass er auch an seinen Vorteil denkt, wird ja auch klar gesagt - nicht nur bei Maria, sondern auch in Bezug auf Fanny, deren gute Heirat natürlich auch das Ansehen seines Hauses mehren würde. Damals dachte man in solchen Angelegenheite in erster Linie materialistisch - ich glaube, das hattest Du geschrieben, ich kann dem nur zustimmen.

Sir Thomas ist eine sehr interessante Figur. Er ist zwar der Patriarch, aber mein Eindruck ist, dass JA ihn im Grunde positiv zeichnet - er ist ein Mann, der Werte hat und versucht, danach zu handeln. Besonders deutlich wird diese "gute" Seite, als er dem unseligen Theaterspiel ein Ende macht. Mary sagt einmal, dass es Sir Thomas ist, der das ganze Haus Bertram zusammen hält - ohne ihn wäre Sodom und Gomorrha in Mansfield Park. Andererseits zeigt gerade die Tatsache, dass es so ist, dass Sir Thomas gescheitert ist - er will das Beste, ist seinen Kindern letztlich aber kein guter Vater, da sie ja bis auf Edmund alle aus dem Ruder laufen. Als Erzieher hat er versagt (gut, seine Frau ist ihm aber auch absolut keine Hilfe), das wird jetzt schon deutlich, denke ich (und später natürlich noch viel mehr). Warum lässt JA ihn scheitern? Oder anders: Ich frage mich, ob und wenn ja wie man das deuten kann. Ein erzkonservativer Vater scheitert - weil er zu konservativ denkt und handelt? Oder weil er es nicht schafft, seine richtigen konservativen Werte richtig umzusetzen?


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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 21:17 
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Ich möchte jetzt nicht wiederholen, was viele schon sehr richtig gesagt haben. :top:
Positiv in diesem Kapitel fand ich zunächst, dass unterschiedliche Sich/Denkweisen hinsichtlich Henrys aufgezeigt wurden:

z.B. ...Mr. Crawford was no longer the Mr. Crawford...
...Mr. Crawford who had procured William's promotion!...

und dann: Here was again a want of delicacy and regard for others which had formerly so struck and disgusted her.
Darüber denken wir alle nach, was stimmt - oder was nicht? :wink:

Fanny ärgert sich, ja. Das zeigte ja eine innere Emotion. :fies_sei: Aber dann - doch wieder negativ ?:
So thought Fanny, in good truth and sober sadness, as she sat musing over that too great indulgence and luxury of a fire upstairs: wondering at the past and present; wondering at what was yet to come, and in a nervous agitation which made nothing clear to her but the persuasion of her being never under any circumstances able to love Mr. Crawford, and the felicity of having a fire to sit over and think of it.

Da macht sich Ms Austen doch wieder ganz schön lustig über Fanny? Und der Leser auch? :ja:

Ob da etwa der Einfluss von Mrs Bertram zu spüren ist? :wink:

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BeitragVerfasst: Freitag 11. September 2009, 08:00 
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Udo hat geschrieben:
Sir Thomas ist eine sehr interessante Figur. Er ist zwar der Patriarch, aber mein Eindruck ist, dass JA ihn im Grunde positiv zeichnet - er ist ein Mann, der Werte hat und versucht, danach zu handeln. Besonders deutlich wird diese "gute" Seite, als er dem unseligen Theaterspiel ein Ende macht. Mary sagt einmal, dass es Sir Thomas ist, der das ganze Haus Bertram zusammen hält - ohne ihn wäre Sodom und Gomorrha in Mansfield Park. Andererseits zeigt gerade die Tatsache, dass es so ist, dass Sir Thomas gescheitert ist - er will das Beste, ist seinen Kindern letztlich aber kein guter Vater, da sie ja bis auf Edmund alle aus dem Ruder laufen. Als Erzieher hat er versagt (gut, seine Frau ist ihm aber auch absolut keine Hilfe), das wird jetzt schon deutlich, denke ich (und später natürlich noch viel mehr). Warum lässt JA ihn scheitern? Oder anders: Ich frage mich, ob und wenn ja wie man das deuten kann. Ein erzkonservativer Vater scheitert - weil er zu konservativ denkt und handelt? Oder weil er es nicht schafft, seine richtigen konservativen Werte richtig umzusetzen?

Willst du das Scheitern der Erziehung wirklich an ihm allein festmachen?
Bedenke dabei, dass die Väter mitnichten viel Zeit mit den Kindern und der Erziehung verbrachten, zumal es Personal dafür gab. Nicht zu unterschätzen bei dieser Betrachtung ist auch der Charakter des Kindes.
In jedem Fall war es jedoch sein Fehler Mrs. Norris quasi die Position der Hausherrin einnehmen zu lassen, weil seine Gattin keine Lust hatte.

Andererseits hätte er als Patriarch natürlich darauf pochen sollen, dass seine Werte durchgesetzt werden. Mit seiner laxen Einstellung, die Dinge laufen zu lassen (ein Kind dass in einem guten Haus aufwächst, wird von selbst gut, oder so ähnlich…) passt er nun aber wieder perfekt zu Lady Bertram. Ganz nach dem Motto: Nur keine Aufregung, das gibt sich alles von selbst! :wink:

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BeitragVerfasst: Freitag 11. September 2009, 09:10 
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Caro hat geschrieben:
Willst du das Scheitern der Erziehung wirklich an ihm allein festmachen?
Bedenke dabei, dass die Väter mitnichten viel Zeit mit den Kindern und der Erziehung verbrachten, zumal es Personal dafür gab. Nicht zu unterschätzen bei dieser Betrachtung ist auch der Charakter des Kindes.

Nein, er ist natürlich nicht allein schuld. Wie gesagt: Seine Frau taugt als Erzieherin auch nicht viel. Das Ergebnis zählt: Drei von vier Kindern sind neben der Spur - dafür würde ich, jetzt mal pauschal gesagt, die Eltern verantwortlich machen. Und da das Thema Erziehung ja oft bedeutsam ist in JAs Büchern, vermute ich mal, dass sie auch hier damit etwas deutlich machen will.
Es ist, wie Du beschreibst: Sir Thomas hat die Neigung, Dinge, die ihm unangenehm sind, nicht wahr haben oder nicht sehen zu wollen. Und Lady Bertram sieht sowieso nichts. Wäre vielleicht mal an anderer Stelle interessant, alle Elternpaare in JAs Romanen zu vergleichen...


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BeitragVerfasst: Samstag 12. September 2009, 08:44 
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Kapitel 34

Edmund kommt zurück und wird mit den verschiedenen Neuigkeiten überrascht. Der erste gemeinsame Abend in Anwesenheit von Henry gibt ihm Anlass zu Beobachtungen und eigenen Interpretationen der Situation zwischen Henry und Fanny.


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BeitragVerfasst: Samstag 12. September 2009, 10:10 
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Sogar Edmund, der Fanny ja nun am besten kennen sollte, deutet die kleinsten Zeichen als Zeichen der Hoffnung für Henry... Ich denke, auch das macht Henrys intensives Werben um Fanny ein wenig entschuldbarer. Er bedrängt sie hier sehr, das stimmt, aber das ist ja auch nur aus Fannys extrem sensibler Sicht so: Wäre Fanny eine selbstbewusste Frau wie Mary, würde sie über Henrys Werben möglicherweise sogar lachen. Ich finde immer noch nicht, dass Henry es übertreibt. Und sein Vortrag spricht ja wohl sehr für ihn - das wird JA bewusst so gemacht haben in einer Zeit, in der Vorlesen so wichtig war.
Und klar: Dass Edmund sich so für Fanny und Henry freut, sagt auch noch was Anderes aus... :wink:
Nachtrag: Im vorigen Kapitel hat ja auch Lady Bertram betont, dass es die "Pflicht" einer jeden jungen Frau sei, einen solchen Antrag anzunehmen - das scheint also wirklich die allgemeine Meinung gewesen zu sein. Edmund ist ja inhaltlich auch ganz auf der Seite seines Vaters. Und Mary sieht das auch so. Also eigentlich alle.
Warum eigentlich ist Fanny so absolut sicher, dass sich Henry nicht ändern kann? Warum erwägt sie nicht mal die Möglichkeit, er könne sich bessern? Mary ist, wie wir ein paar Kapitel vorher gelesen haben, doch sicher, dass die beiden ein gutes Paar werden könnten, weil Henry sich unter Fannys Einfluss bessern könnte bzw. schon gebessert hat. Das meinte ich u.a. mit der "übermenschlichen Menschenkenntnis", die Fanny offenbar befähigt zu erkennen, dass sie mit Henry niemals glücklich werden könnte. Da sie die Hoffnung auf Edmund ja schon fast fahren lassen muss, hätte sie auch ernsthaft darüber nachdenken können, sich neu zu orientieren - das sehe ich so wie Miss Hamilton: Die "zweite Wahl" muss nicht die schlechtere sein.


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BeitragVerfasst: Sonntag 13. September 2009, 19:45 
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Udo hat geschrieben:
Ich finde immer noch nicht, dass Henry es übertreibt. Und sein Vortrag spricht ja wohl sehr für ihn - das wird JA bewusst so gemacht haben in einer Zeit, in der Vorlesen so wichtig war.


Findest du nicht? Fannys Lieblingsstück gleich zu seinem machen, obwohl das einzige Stück dass er von Shakespeare je gesehen (nicht gelesen!) hat (oder sich noch nicht einmal sicher ist es gesehen/ gelesen zu haben)? Ich finde das wieder sehr Henry-Like, und doch ein wenig zu viel des Guten. Mehr hätte er durch das bloße Vorlesen erreicht ohne es danach zu kommentieren und sich über Shakespeare auszulassen, über den er ja nun kaum etwas wissen kann (wie er ja selbst sagt).


Zitat:
Warum eigentlich ist Fanny so absolut sicher, dass sich Henry nicht ändern kann? Warum erwägt sie nicht mal die Möglichkeit, er könne sich bessern?


Weil sie jedes Mal wenn Henry Crawford da ist diese Tatsache wieder bewiesen bekommt. Da redet er so über Edmunds Beruf dass er diesen nur ausführen würde wenn seine Zuhörer gebildet genug wären sein Genie zu verstehen und ihn gebührend zu schätzen zu wissen? Man man man..Er kennt Fanny nun wirklich kein Stückchen, sonst würde er sich nicht immer wieder selbst Steine in den Weg werfen, beispielsweise indem er auch danach gar nicht versteht warum sie mit dem Kopf geschüttelt hat. :tot:

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BeitragVerfasst: Sonntag 13. September 2009, 19:53 
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Udo hat geschrieben:
Warum eigentlich ist Fanny so absolut sicher, dass sich Henry nicht ändern kann? Warum erwägt sie nicht mal die Möglichkeit, er könne sich bessern?


Ich denke, weil Fanny kein Charakter ist, der an Veränderungen glaubt. Das passt auch zu der Rolle, die sie und Edmund meiner Ansicht nach innerhalb der Geschichte haben: Beide verkörpern das "bewahrende" Element, beide haben Freude und Interesse an Bestehendem, nicht an Neuem und Ungewissem. Für diese Position stehen eher die Crawford-Geschwister.

Abgesehen von der Art wie Henry Fanny hier bedrängt finde ich ihn in diesem Kapitel bemerkenswert positiv dargestellt - zumindest mit großer Mühe, ihn von seinen interessanten und charmanten Seiten zu zeigen - die ja selbst Fanny unwillkürlich wahrnimmt. Er ist kein schlechter oder "verdorbener" Mensch, er entspricht nur einfach nicht Fannys Anspruch von Ernsthaftigkeit und Integrität.
Die Szene in der er Fanny um ihre Meinung bedrängt ist auch charakteristisch dafür, wie wenig er Fanny kennt: Er hält ihre Reaktion für Schüchternheit, Bescheidenheit, ... was auch immer sie als Frau für ihn attraktiver macht (wie sehr er einem irrealen Ideal verfallen ist, zeigt sich ja auch vorallem in seiner Ansprache zum Ende des Kapitels). Eine Art Schüchternheit, die man irgendwie durchdringen könnte, mit ein bißchen Geduld, Zuneigung und Ausdauer - eine Art Trophäe.
Dabei sitzt die Verunsicherung viel tiefer - Fanny hat nie gelernt es als positiv zu empfinden, ihre (gegensätzliche) Meinung offen zu vertreten.


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BeitragVerfasst: Montag 14. September 2009, 10:12 
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Maurynna hat geschrieben:
Findest du nicht? Fannys Lieblingsstück gleich zu seinem machen, obwohl das einzige Stück dass er von Shakespeare je gesehen (nicht gelesen!) hat (oder sich noch nicht einmal sicher ist es gesehen/ gelesen zu haben)? Ich finde das wieder sehr Henry-Like, und doch ein wenig zu viel des Guten. Mehr hätte er durch das bloße Vorlesen erreicht ohne es danach zu kommentieren und sich über Shakespeare auszulassen, über den er ja nun kaum etwas wissen kann (wie er ja selbst sagt).

Auch hier hab ich wieder mein Standard-Argument zur Hand: Das machen doch viele auch heute noch so :mrgreen: Vorallem die Vor-25er würd ich mal behaupten. Da findet man plötzlich Filme gut, die man sich sonst nie ansehen würde. Und sowas teilt man dem andern natürlich auch gerne lautstark mit. Ob das Ganze nun bewusst oder unbewusst passiert, spielt ja keine Rolle und macht einen auch nicht berechnender oder bösartiger, nur vielleicht etwas pubertärer. Oder bin ich so übel wie Henry, wenn ich zugebe, dass mein Musikgeschmack (und "-wissen") auch schon von meinem Grad der Verliebtheit abhing?

Julia hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Warum eigentlich ist Fanny so absolut sicher, dass sich Henry nicht ändern kann? Warum erwägt sie nicht mal die Möglichkeit, er könne sich bessern?

Ich denke, weil Fanny kein Charakter ist, der an Veränderungen glaubt. Das passt auch zu der Rolle, die sie und Edmund meiner Ansicht nach innerhalb der Geschichte haben: Beide verkörpern das "bewahrende" Element, beide haben Freude und Interesse an Bestehendem, nicht an Neuem und Ungewissem. Für diese Position stehen eher die Crawford-Geschwister.

Das finde isch ein gutes Argument: Fanny und Edmund stehen für und glauben an Beständigkeit :ja: Nur leider ist die Folge davon, dass Fanny und Edmund halt doch wie für einander geschaffen sind. Was ja natürlich klar ist, ich weiss.

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BeitragVerfasst: Montag 14. September 2009, 10:52 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Oder bin ich so übel wie Henry, wenn ich zugebe, dass mein Musikgeschmack (und "-wissen") auch schon von meinem Grad der Verliebtheit abhing?


Moment, ich dachte Henry wäre gar nicht übel? :confused:
Das ist zumindest der Grundton, den ich so herauslese..

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BeitragVerfasst: Montag 14. September 2009, 11:22 
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Ja das war verwirrlich. Ich meinte "übel" weil viele ihn ja nicht so mögen. Aber ja, macht nicht so viel Sinn...

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BeitragVerfasst: Montag 14. September 2009, 16:56 
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Austenbegeistert
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Ich war eben drum ein wenig verwirrt. Also ich gehöre zu denjenigen die ihn wirklich in Ansätzen übel findet..Aber mit Tendenz nach oben mittlerweile :ja:

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BeitragVerfasst: Dienstag 15. September 2009, 11:45 
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Julia hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Warum eigentlich ist Fanny so absolut sicher, dass sich Henry nicht ändern kann? Warum erwägt sie nicht mal die Möglichkeit, er könne sich bessern?


Ich denke, weil Fanny kein Charakter ist, der an Veränderungen glaubt. Das passt auch zu der Rolle, die sie und Edmund meiner Ansicht nach innerhalb der Geschichte haben: Beide verkörpern das "bewahrende" Element, beide haben Freude und Interesse an Bestehendem, nicht an Neuem und Ungewissem. Für diese Position stehen eher die Crawford-Geschwister.


Dagegen steht die (auch psychologische!) Erkenntnis, dass man nicht alle Charakterschwächen besiegen kann, oder vielmehr dass wenige Menschen so stark sind ihre Schwächen zu besiegen. Gerade bezüglich Männern wie Henry gibt es einige Sprichwörter, die immer Bestand haben und nicht von der Hand zu weisen sind.
So heisst es z.B. "Einen schönen Mann hast du nie allein" oder "Ein Mann der von allen Frauen geliebt wird, liebt auch alle Frauen".
Des weiteren "Der Fuchs lässt das jagen nicht" oder "Wer einmal betrügt, dem glaubt man nicht". Man kann das auf Untreue ebenso anwenden, wie auf Flatterhaftigkeit.
Und ich kann einem Mann nicht glauben, der mit den Gefühlen der Frauen spielt (Mara und Julia waren sicher nicht die ersten), dass er auf einmal geläutert ist und ernsthaft wird. Nicht auf Dauer jedenfalls.

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BeitragVerfasst: Dienstag 15. September 2009, 13:34 
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Caro hat geschrieben:
Gerade bezüglich Männern wie Henry gibt es einige Sprichwörter, die immer Bestand haben und nicht von der Hand zu weisen sind.


:ehm: Das find ich jetzt eigentlich nicht. Ein Sprichwort ist eine Verallgemeinerung, fast schon ein "in so einem Fall, kann es sein, dass..." oder eben auch nicht. Sprichworte sind doch eher wie Bauernregeln: mal stimmts, mal nicht. Oder kennst du etwa nicht den einen oder anderen schönen, begehrten Mann, der trotzdem eine treue Seele ist? Ich glaube nicht, dass diese dann einfach eine Ausnahme sind ;)

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BeitragVerfasst: Dienstag 15. September 2009, 16:30 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Oder kennst du etwa nicht den einen oder anderen schönen, begehrten Mann, der trotzdem eine treue Seele ist?


Nach reichlichem Überlegen und kramen in meiner Männerkartei habe ich doch tatsächlich keinen gefunden :tot:

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BeitragVerfasst: Dienstag 15. September 2009, 16:39 
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Was echt? Das überrascht mich jetzt aber :eek: Nicht, dass ich viele solche kennen würde, aber doch eben den einen oder anderen.

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BeitragVerfasst: Dienstag 15. September 2009, 22:08 
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Julia hat geschrieben:
Ich denke, weil Fanny kein Charakter ist, der an Veränderungen glaubt. Das passt auch zu der Rolle, die sie und Edmund meiner Ansicht nach innerhalb der Geschichte haben: Beide verkörpern das "bewahrende" Element, beide haben Freude und Interesse an Bestehendem, nicht an Neuem und Ungewissem. Für diese Position stehen eher die Crawford-Geschwister.


Das finde ich sehr interessant. Nach einigem Grübeln und einigem Lesen hab ich so langsam das Gefühl, dass Mansfield Park der politischste Roman von JA ist. Vielleicht bringt mich auch gerade der Wahlkampf auf Abwege, aber es gibt schon eine Reihe von Indizien, die dafür sprechen, dass MP ein sehr wertbeständiges Buch ist, scheint mir....

Hier im Kapitel taucht ja auch Baddely noch mal kurz auf. Im letzten Kapitel durfte er ja sogar was sagen und lächeln! Kommt ziemlich selten vor, dass bei JA mal ein Bediensteter auftaucht oder gar reden darf. Irgendwie sind sie immer da - und wohl auch in großer Zahl, erwähnt werden sie dagegen so gut wie nie.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 16. September 2009, 07:13 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Gerade bezüglich Männern wie Henry gibt es einige Sprichwörter, die immer Bestand haben und nicht von der Hand zu weisen sind.


:ehm: Das find ich jetzt eigentlich nicht. Ein Sprichwort ist eine Verallgemeinerung, fast schon ein "in so einem Fall, kann es sein, dass..." oder eben auch nicht. Sprichworte sind doch eher wie Bauernregeln: mal stimmts, mal nicht. Oder kennst du etwa nicht den einen oder anderen schönen, begehrten Mann, der trotzdem eine treue Seele ist? Ich glaube nicht, dass diese dann einfach eine Ausnahme sind ;)


Nö. Ich kenne keinen. Und ich kenne wirklich sehr viele Männer, vor allem beruflich. Alle schönen und charismatischen Männer sind auf kurze oder lange Sicht untreu. jedenfalls neigen sie dazu sich schnell mit einer Partnerin zu langweilen und sie durch eine Neue zu ersetzen. :(
"Hommes á femmes", nennen sie die Franzosen.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 16. September 2009, 07:31 
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Caro hat geschrieben:
Nö. Ich kenne keinen. Und ich kenne wirklich sehr viele Männer, vor allem beruflich. Alle schönen und charismatischen Männer sind auf kurze oder lange Sicht untreu. jedenfalls neigen sie dazu sich schnell mit einer Partnerin zu langweilen und sie durch eine Neue zu ersetzen. :(
"Hommes á femmes", nennen sie die Franzosen.

Schon wieder jemand! Kennt ihr alle nur den Abschaum oder liegts an meinem Herren-trächtigen Umfeld? (Wo ich arbeite gibt es kaum Frauen und in meinem Freundeskreis sind sie auch sehr in der Minderheit) Ich kenne Männer jeder Art und es zeigt sich da auch kein "Muster", weder "begehrte sind eher untreu/wechseln schnell" noch "begehrte sind eher treu/beständig". Deswegen mein ich ja, dass ein Sprichwort durchaus zutreffen kann, aber nicht muss oder es übermässig oft tut.

Udo hat geschrieben:
Hier im Kapitel taucht ja auch Baddely noch mal kurz auf. Im letzten Kapitel durfte er ja sogar was sagen und lächeln! Kommt ziemlich selten vor, dass bei JA mal ein Bediensteter auftaucht oder gar reden darf. Irgendwie sind sie immer da - und wohl auch in großer Zahl, erwähnt werden sie dagegen so gut wie nie.

Es hat mich schon paar mal bei JA Romanen (und mehr noch bei den Verfilmungen, aber das ist nicht so aussagekräftig) erstaunt, dass die Bediensteten offenbar immer und überall im Hintergrund zugegen sind. Wie Inventar. Was wohl auch der Grund ist, warum sie nicht explizit erwähnt werden? Also weil sie in einem solchen Haushalt zur Ausstattung gehören? Was ich aber noch erstaunlicher finde (und das kommt nun vorallem von den Verfilmungen) ist, dass das ganze private Familienleben vor ihren Augen und Ohren statt findet.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 16. September 2009, 12:29 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:
Hier im Kapitel taucht ja auch Baddely noch mal kurz auf. Im letzten Kapitel durfte er ja sogar was sagen und lächeln! Kommt ziemlich selten vor, dass bei JA mal ein Bediensteter auftaucht oder gar reden darf. Irgendwie sind sie immer da - und wohl auch in großer Zahl, erwähnt werden sie dagegen so gut wie nie.

Es hat mich schon paar mal bei JA Romanen (und mehr noch bei den Verfilmungen, aber das ist nicht so aussagekräftig) erstaunt, dass die Bediensteten offenbar immer und überall im Hintergrund zugegen sind. Wie Inventar. Was wohl auch der Grund ist, warum sie nicht explizit erwähnt werden? Also weil sie in einem solchen Haushalt zur Ausstattung gehören? Was ich aber noch erstaunlicher finde (und das kommt nun vorallem von den Verfilmungen) ist, dass das ganze private Familienleben vor ihren Augen und Ohren statt findet.

Das war damals ganz normal. In alten Benimmregeln z.B. steht, dass eine junge Dame die "niedrigen" Bediensteten nicht direkt und vor allem nicht persönlich ansprechen darf. In keinem Fall darf sie in deren Beisein oder Zutun über Familie und Gäste klatschen. Schon im niedrigen Bürgertum gehörten Bedienstete immer dazu und an ihrer Zahl sah man, wie gut oder schlecht es finanziell um Familie und Haus bestellt war.

Übrigens galt es umgekehrt auch für das gehobene Personal, dass man sich stets beflissen im Hintergrund hielt und nicht privat mit der Herrschaft wurde.

(In das "Haus am Eaton Place" wurde das sogar für die Jahrhundertwende noch ganz gut dargestellt ...)

Edit:
Wen's interessiert, hier gibt es den aktuellen, britischen Butler-Codex :wink:

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BeitragVerfasst: Samstag 19. September 2009, 07:21 
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Traut sich niemand? :wink:

Kapitel 35

Edmund und Fanny sprechen über Henrys Antrag, Fannys Reaktion und Marys Meinung dazu. Und vorallem Edmunds Sicht.


____________________________________________________________

Ich persönlich weiß teilweise nicht so recht, was von Edmunds Meinung zu halten ist. Jenachdem, ob man das Ganze solidarisch zu Fanny oder Henry sieht, sind seine Äußerungen entweder niederschmetternd oder verständlich bis freundschaftlich. Fanny zumindest scheinen sie nicht nachhaltig zu stärken und zumindest dadurch wird für mich klar, dass sie diesbezüglich nicht "gut" sind.
Entscheidend ist bei diesem Gespräch wohl vorallem auch Edmunds eigene Perspektive und Gefühlszustand, wie ja besonders am Ende deutlich wird. Es geht weniger um Fanny als um ihn.


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