Zu
Mrs Norris ist mir noch was aufgefallen: Uns wird ja einer der Gründe offenbart, warum sie Fanny nicht mag:
"...und abgesehen davon konnte sie Fanny nicht leiden, weil sie sie vernachlässigt hatte..." Verstehe ich das richtig, dass das eine "Art" (!) von schlechtem Gewissen sein könnte? Mrs Norris vernachlässigt Fanny all die Jahre und jetzt da Fanny Aufmersamkeit zuteil wird und sich zeigt, dass sie wohl doch beachtenswert sein muss, wird ihr (also Mrs Norris) klar, dass sie netter hätte sein können/sollen. Darum ärgert sie sich, aber ihre Reaktion auf diesen Ärger ist nicht Besserung, sondern noch mehr Verachtung für Fanny, da diese ja gewissermassen die Ursache dafür ist, dass Mrs Norris überhaupt erst auf den Gedanken kommen musste, sie habe etwas falsch gemacht. Ok, das war umständlich erklärt und ist wohl auch etwas weit hergeholt, aber es
könnte doch so irgendwie sein, nicht?
Fast schon nicht mehr erwähnenswert (da das etwa 100ste Beispiel seiner Art) ist ja Fannys
Dankbarkeit dafür, dass ihre Tante auf Sir Thomas hört und nichts zu dem Thema sagt: auf Knien würde sie ihr am liebsten danken
Lady Bertram hat mich sehr erstaunt! Bei der Einführung der Grants hiess es noch, wenn eine nicht hübsche Frau eine gute Partie macht, ist es fast schon eine Beleidigung für Lady Bertram, jetzt aber, wo sie eigentlich dasselbe denken könnte, zieht sie den gütigeren Schluss, dass Fanny wohl doch hübsch sein müsse. Naja, so erstaunlich ist es ja eigentlich gar nicht, immerhin steht Fanny ihr nahe und da ist man immer freundlicher gesinnt als Fremden gegenüber. Vor alllen die Tatsachen, dass sie beinahe mit
Ungeduld auf das Gespräch gewartet hat, dass sie
so viel zu sagen hatte und dass sie Fanny im Gegensatz zu Maria einen
Welpen geben würde (
), deuten doch alle darauf hin, dass ihr Fanny unglaublich am Herzen liegen muss.
Caro hat geschrieben:
Sie wollten aufmunternde Zeichen entdecken, wo keine waren ...
Na also das klingt, als wäre es ein schwerwiegender Fehler, sich unbegründete Hoffnungen zu machen
Ich zumindest war auch schon hoffnungslos verliebt und sah Zeichen, wo keine waren. Das macht einen doch nicht zu einem schlechten Menschen. Was den Vergleich mit Brandon betrifft: er war verliebt, aber er hat nicht
bewusst seine Stunde abgewartet. Er hat am Anfang völlig aufgegeben und sich zurückgezogen, als Willoughby daher kam, ohne zu denken, dass seine Stunde schon noch kommen würde. Natürlich ist das etwas völlig anderes
Brandon hatte das Glück, dass für ihn am Schluss doch noch alles gut wurde, aber es hätte auch anders sein können (also wenn W ein besserer Mensch gewesen wäre, oder wenn Marianne bei jemand anders Trost gefunden hätte), dann hätte er sich sein Leben lang sein passives Verhalten vorwerfen können. Aber das grenzs schon an OT. Ich will nur sagen, dass, selbst wenn Brandon bewusst auf seine Stunde gewartet hat, ist das nicht unbedingt die bessere Taktik. Und nur weil Henry sich selbst täuscht und übermässig offensiv ist, macht ihn das auch nicht gleich zum Halunken.