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BeitragVerfasst: Montag 7. September 2009, 13:07 
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Master of Science in Physics, headbanging Austen Fan und etwas ganz Besonderes!
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Caro hat geschrieben:
Na ja, durch die Hochzeit mit einem Crawford, der sich mitsamt seiner Schwester monate, ja jahrelang bei Verwandten einquartiert, wird Fanny noch lange keine Frau von Stand. Sie bleibt gewissermassen in ihrer Gesellschaftsstufe (oder sinkt sogar). Sir Bertram steht in jedem Fall über ihm.

Dass Sir Thomas über ihm steht hab ich ja auch gar nicht bezweifelt. Aber ihr Stand wird sich dennoch erhöhen von "unverheirateter Tochter eines Niemandes (obwohl Nichte von Sir Thomas, in dessen Haus sie aber wohl kaum Ansehen geniesst)" zur "Ehefrau eines Gentlemans mit Haus und Land". Denn dass er sich so lange bei seiner Schwester einquartiert hat, lag ja nicht daran, dass er kein eigenes Heim gehabt hätte, sondern daran, dass Mansfield so viel Unterhaltung geboten hat. Ich glaube, es wäre eigentlich geplant gewesen, dass er nur Mary abliefert und dann wieder nach Hause fährt. Und klar steht Fanny ja eigentlich über Mary und damit vielleicht auch über Henry, aber von diesem "Stand" merkt sie ja nichts, weil sie nicht entsprechend lebt und behandelt wird. Erst mit der Heirat mit Henry würde sie ein Leben führen, wie es ihrem oder seinem "Stand" entspräche und in Gesellschaft verkehren. Daher sehe ich es schon als Aufstieg.

Edit:
Und sie wurde nicht adoptiert. Sonst würde sie ja erben. Ich glaube darüber haben wir schon mal diskutiert, oder?

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Verfasst: Montag 7. September 2009, 13:07 


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BeitragVerfasst: Montag 7. September 2009, 13:54 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Edit:
Und sie wurde nicht adoptiert. Sonst würde sie ja erben. Ich glaube darüber haben wir schon mal diskutiert, oder?

Hm. Auf die Schnelle find ich die Stelle nicht, aber mir war so, als habe Sir Bertram Dokumente aufsetzen lassen ...? :gruebel: Das hab ich als offizielle Adoption verstanden ...

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BeitragVerfasst: Montag 7. September 2009, 14:20 
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Master of Science in Physics, headbanging Austen Fan und etwas ganz Besonderes!
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Alles woran ich mich erinnern kann, ist dass er Mrs Norris beauftragt, an die Prices zu schreiben. Zu offiziellen Dokumenten fällt mir nichts ein. Aber wäre Fanny adoptiert worden, wäre doch vieles anders gelaufen (man hätte sie nicht so anders als ihre Cousinen behandeln können). Zudem hätte Mrs Norris niemals eine Adoption zugelassen, denn dann wäre Fanny eine Mitgift und ein Erbe zugestanden ;)

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BeitragVerfasst: Montag 7. September 2009, 22:06 
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Und daran, bin ich mir sicher, wäre Mrs Norris vor Empörung gestorben.

Was ich noch mal betonen wollte ist der beklemmende Eindruck, denn der wirkt hier vorherrschend auf mich: Der Beschützer, der für Fanny letztendlich doch die große Sicherheit geborgen hat indem er ihr ein Heim gab und sie neuerdings auch als "seine Fanny" bezeichnet seit er aus Indien zurück ist, wendet sich plötzlich voller Zorn gegen sie,und ihre Reaktion kann ich nur all zu gut nachvollziehen (das erste Mal dass ich sie nicht übertrieben finde! Und das heißt wirklich schon etwas).
Es fühlte sich für mich an, als sei Mansfield Park schlussendlich als Ort des Rückzugs für Fanny gestorben, und das macht sie, übertrieben gesagt, wieder etwas heimatlos...Kann auch gut sein dass ich das etwas übertrieben wahrnehme, aber auch ich konnte in diesem Kapitel das erste Mal nicht mehr über Mrs Norris lachen :/

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 08:32 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Alles woran ich mich erinnern kann, ist dass er Mrs Norris beauftragt, an die Prices zu schreiben. Zu offiziellen Dokumenten fällt mir nichts ein. Aber wäre Fanny adoptiert worden, wäre doch vieles anders gelaufen (man hätte sie nicht so anders als ihre Cousinen behandeln können). Zudem hätte Mrs Norris niemals eine Adoption zugelassen, denn dann wäre Fanny eine Mitgift und ein Erbe zugestanden ;)


Aber das ist doch das perfide: Mrs. Norris wollte unbedingt dass Fanny kommt, weil sie kein eigenes Kind hat, um sie als ihres aufzuziehen. Dann sind ihr Geld und Mann doch näher, als das eigene Blut und sie bürdet das "Problem-Kind" völlig den Bertrams auf. Von aussen mildtätig und von innen garstig, oder kann sie nur nicht, wie ihr Herz befiehlt?

Sir Bertram widerum, der will, dass seine Kinder Fanny als Schwester behandeln, nicht nur als "arme" Cousine, sie also die Unterschiede nicht merken lassen, selbst aber nicht wirklich aktiv wird. Und er legte gesteigerten Wert darauf, ihr die besten gesellschaftlichen Möglichkeien zuteil werden zu lassen, die ihr durch das Haus Bertram erwachsen würden, auch wenn NIEMAND je ihre Herkunft außer acht lassen würde. Es war nun einmal immens wichtig, aus welchem "Stall" man kam.

Und Fanny würde als Mädchen ohnehin nicht mehr erben, als ihr zugewiesen wird. Das war ja in den meisten Fällen das Problem, dass ein Mädchen auf die Mitgift angewiesen war, die dann bei mehreren Mädchen nicht mehr so hoch ausfiel. Es erbte nun einmal hauptsächlich der älteste Sohn und die anderen erhielten nur Brosamen, je nachdem wie reich die Familie war und welche Versorgungen (meist schon vor der Eheschließung!) vertraglich festgesetzt waren. Die Erbregelungen waren nun einmal ganz anders, als heute.

Henry würde sich ja nun auch nicht gerade (angeblich?) auf Fanny versteifen, wenn ihm die Verbindung keinen Nutzen bringen würde. Warum sonst hätten sich die Geschwister, angeblich ja finanziell gut ausgestattet, bei der Verwandtschaft und damit im Dunstkreis des Baronets eingenistet, womit sie sich aushalten lassen, wenn man es genau nimmt?

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 09:07 
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Caro hat geschrieben:
Henry würde sich ja nun auch nicht gerade (angeblich?) auf Fanny versteifen, wenn ihm die Verbindung keinen Nutzen bringen würde. Warum sonst hätten sich die Geschwister, angeblich ja finanziell gut ausgestattet, bei der Verwandtschaft und damit im Dunstkreis des Baronets eingenistet, womit sie sich aushalten lassen, wenn man es genau nimmt?


Es war damals (schon allein aufgrund des beschwerlichen und langwierigen Reisens) durchaus üblich, mehrwöchige oder gar mehrmonatige Besuche zu machen. Außerdem wird bei der Vorstellung der Crawfords eindeutig erwähnt wieviel beide besitzen, und dass zumindest Marys Beweggrund für den Besuch das unschickliche Verhalten des Admirals und seiner Mätresse ist, die bei ihm eingezogen ist. Henry bleibt länger in Mansfield, weil er sich durch die Flirterei mit Maria und Julia gut unterhalten fühlt. Das alles wird so klar ausgesprochen, dass ich eigentlich nicht nachvollziehen kann, wie Du darauf kommst, die beiden würden sich "aushalten" lassen. Oder gar darauf, Fanny wäre eine vorteilhafte Partie?? Von einem Erbe oder einer Mitgift, an der sich Sir Thomas irgendwie beteiligt ist mit keiner Silbe die Rede. Auch nicht von einer Adoption, die soetwas eventuell nach sich ziehen würde.
Henrys Zuneigung für Fanny bzw. die Entwicklung wird ebenfalls sehr deutlich beschrieben und hat wenn überhaupt nur sehr wenig damit zu tun, dass er sich finanziell oder gesellschaftlich etwas davon verspricht - er sieht sich hier doch ganz klar als der edelmütige Retter, dem Derartiges völlig egal ist. Das wird selbst in dem vertrauten Gespräch mit seiner Schwester (vor der er sonst keine Skrupel hat) klar.

Liest Du die Ansätze für Deine Sicht der Dinge irgendwo an bestimmten Stellen im Buch heraus?


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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 09:16 
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Und ich wage zu vermuten dass sich auch Fanny dann vielleicht ein wenig anders entwicelt hätte, wenn sie wirklich Aussicht auf Erbe gehabt hätte..Weniger Mindewertigkeitskomplexe und eventuell sogar eine Möglichkeit auf die Heirat mit Edmund?

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 09:40 
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@Julia:
Es ist ja nun nicht so, als würden gleichberechtigte Gegenbesuche bei den Crawfords stattfinden. Die Crawfords geniessen nur ihre Aufenthalte bei den Bertrams und anderen Bekannten/Freunden/Verwandten. Es ist stets nur von ihren Besuchen, nie von ihrem eigenen Heim oder Zuhause, oder Gegenbesuchen die Rede. Man erhält den Eindruck, sie wären stets nur unterwegs und lebten auf Kosten anderer.

Und Marys vorgeschobene Moral bezüglich des Admirals ist im nachhinein auch nur ein Lippenbekenntnis, wenn man sich das Verhalten ihres Bruders und ihre Reaktion darauf genauer betrachtet. Zumal es ja durchaus normal für einen gestandenen, älteren Gentleman war, sich eine Mätresse zu halten. Es lässt sich vermuten, dass sie eher fürchteten, der Admiral könne auf den Gedanken kommen die Mätresse zu ehelichen und damit das Erbe gefährden, sollten sie einen legitimen Sohn zeugen.

Zum anderen, haben die beiden ja das Theaterstück auch nicht selbst ausgerichtet, sondern die Bertrams, vor allem Edmund darin bestärkt, seine Erlaubnis zu geben. Auch hier haben sie nur partizipiert.

Henrys angebliche Liebe, ja. Ohne den Ball und den schönen Schein wäre es dazu gar nicht gekommen, oder? Vor dem Ball hat er Fanny gar nicht beachtet und nun soll man ihm tiefste Gefühle abnehmen? Ich glaube ihm nicht, seine Schwester mag das anders sehen. :wink: Und wir werden sehen, was davon zu halten ist.

Edit:
Zudem fällt auf, dass Fanny Sir Bertram sehr nahe steht ("Wo ist mein kleines Mädchen, ist eine seiner ersten Fragen) und dann die Konstellation Fanny-Edmund, die Marys Plänen im Weg stehen könnte. Was wäre sinnvoller, als Fanny unter die Haube und damit aus dem Dunstkreis zu bringen? Zumal Sir Bertrams und Mrs. Norris Einschätzung, Cousins könnten sich nicht verlieben, wenn sie wie Geschwister aufwüchsen einfach falsch ist.

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 12:14 
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Ok, Fanny würde ohnehin nicht erben, aber eine Mitgift bekäme sie doch wohl und die gibts ja nun nicht.
Caro hat geschrieben:
Aber das ist doch das perfide: Mrs. Norris wollte unbedingt dass Fanny kommt, weil sie kein eigenes Kind hat, um sie als ihres aufzuziehen.

Das hab ich nicht so gelesen. Die Norris weigert sich ja schon fast von Anfang an, bevor Fanny sich überhaupt auf den Weg gemacht hat, diese bei sich aufzunehmen. Sie wollte schon immer, dass Fanny bei den Bertrams lebt und sie selbst sich als Wohltäterin aufspielen konnte.
Caro hat geschrieben:
Warum sonst hätten sich die Geschwister, angeblich ja finanziell gut ausgestattet, bei der Verwandtschaft und damit im Dunstkreis des Baronets eingenistet, womit sie sich aushalten lassen, wenn man es genau nimmt?

Wie gesagt: dem Vergnügen wegen. Henry ist Landbesitzer (wie hiess sein Haus noch? Irgendwo kam das vor), er muss sich nicht aushalten lassen. Und verliebt ist er auch zweifellos. Meiner Ansicht nach nicht weil er sich von der Ehe mit Fanny etwas versprechen könnte. Sagte er nicht sogar, was er Gutes für Fanny tun könne? Wie beständig seine Liebe ist oder nicht ist tut dem ja keinen Abbruch, dass sie besteht oder wenigstens dass Henry glaubt, sie bestünde.
Caro hat geschrieben:
Und Marys vorgeschobene Moral bezüglich des Admirals ist im nachhinein auch nur ein Lippenbekenntnis...

Ich dachte jetzt, der Erzähler hätte am Anfang gesagt, dass die Moral des Admirals zu Wünschen übrig lässt :gruebel:

Was die Besuche und Gegenbesuche betrifft: Wäre das überhaupt möglich gewesen? Hätte Henry Maria, Julia oder Fanny zu sich einladen können? Ich kanns mir nicht vorstellen, da hätte doch wenigstens eine verheiratete Frau dabei sein sollen. Oder hätte Edmund zB auch "gereicht"?

Nein, ich lass mich nicht umstimmen, dass die Crawfords sich aushalten lassen und nur angeblich finanziell wohlauf sind ;) Ich bin weiterhin von ihrem Besitz überzeugt.

Caro hat geschrieben:
Zudem fällt auf, dass Fanny Sir Bertram sehr nahe steht ("Wo ist mein kleines Mädchen, ist eine seiner ersten Fragen) und dann die Konstellation Fanny-Edmund, die Marys Plänen im Weg stehen könnte. Was wäre sinnvoller, als Fanny unter die Haube und damit aus dem Dunstkreis zu bringen?

Wenn es sich um ein solches Komplott handeln würde, warum wird das dann nicht unter den Geschwistern besprochen? Es gibt ja genügend Gespräche zwischen Henry und Mary, in denen davon die Rede ist, warum er Fanny heiraten will.

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 13:42 
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Was haltet Ihr denn vor dieser Stelle, als Sir Bertram sagt:
"Ich hatte gedacht, gerade bei dir nicht den Eigensinn, die Überheblichkeit und diesen Drang nach geistiger Unabhängigkeit zu finden, der heute so gang und gäbe ist - sogar bei jungen Frauen - und der gerade bei jungen Frauen so anstößig und widerwärtig ist - anstößiger als so vieles heutzutage."
Wie muss man das historisch einordnen? Oder soll es nur zur Charakterisierung von Sir Bertram dienen? Schwingt da wieder Ironie mit, die ich übersehe?

Interessant finde ich, dass er Fanny vorwirft, nur an ihren eigenen Vorteil oder jedenfalls gar nicht an den der Familie zu denken. Und dass sie ihn nicht vor der Absage gefragt hat. Hm, das zumindest ist beides für die damalige Zeit nicht total abwegig, oder?


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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 14:29 
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Sir Bertram trifft voll den Tenor der Zeit, der denkende und politische, also selbstständige Frauen als Gefahr sieht. Mädchen werden noch nicht wirklich dazu erzogen ihr Gehirn zu benutzen. Rousseau z.B. warnte öffentlich vor den Frauen in politischen Salons ...

Mädchen sollen ruhig, brav und anständig sein, und sich Vater und Mutter (und später dem Gatten) unterordnen, und Kinder soll man sehen, aber nicht hören ...

Man wollte die Frau zwar gebildet, aber die sollte den Mann NICHT übertrumpfen ...

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Zuletzt geändert von Caro am Dienstag 8. September 2009, 14:36, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 14:34 
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Udo hat geschrieben:
Wie muss man das historisch einordnen?

Auch wenn das jetzt an deiner Frage vorbei geantwortet ist und nicht genau auf das abzielt, was du eigentlich meintest: Ich würde sagen überall und immer :mrgreen: Man findet von der Antike bis heute immer wieder die negativ gemeinte Aussage über die Jugend:
Zitat:
[der] Eigensinn, die Überheblichkeit und diesen Drang nach geistiger Unabhängigkeit(...), der heute so gang und gäbe ist (...)
Und damit meint er ja die jungen Leute im Allgemeinen und besonders die jungen Frauen (aber eben auch die jungen Männer) Das hat sich nie geändert und wird auch immer so bleiben: Diese Jugend von heute!

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 14:37 
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Udo hat geschrieben:
Interessant finde ich, dass er Fanny vorwirft, nur an ihren eigenen Vorteil oder jedenfalls gar nicht an den der Familie zu denken. Und dass sie ihn nicht vor der Absage gefragt hat. Hm, das zumindest ist beides für die damalige Zeit nicht total abwegig, oder?


Nein, abwegig nicht, aber etwas was JA offensichtlich nicht gerade hochhielt: Alle ihre Heldinnen treffen ihre diesbezüglichen Entscheidungen "eigennützig", unabhängig und ohne auch nur einen Gedanken an die Meinung anderer zu verschwenden - die Eltern oder elterlichen Autoritätspersonen (abgesehen von Mrs Dashwood und Mr & Mrs Tilney vielleicht) sind aber bei dieser Entscheidung auch nicht unbedingt die besten Vorbilder oder Leitfiguren.

Was Sir Thomas' (wie kommt Ihr plötzlich alle auf "Sir Betram"?) Äußerung zu verabscheuungwürdiger weiblicher & geistiger Unabhängigkeit betrifft: Spätestens hier soll wohl klar werden, was wir von seinen Grundsätzen oder seiner Rolle als Führungsfigur zu halten haben. Ironisch ist diese Ansicht insofern, dass er das ausgerechnet Fanny vorwirft.

Miss Hamilton hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Zudem fällt auf, dass Fanny Sir Bertram sehr nahe steht ("Wo ist mein kleines Mädchen, ist eine seiner ersten Fragen) und dann die Konstellation Fanny-Edmund, die Marys Plänen im Weg stehen könnte. Was wäre sinnvoller, als Fanny unter die Haube und damit aus dem Dunstkreis zu bringen?

Wenn es sich um ein solches Komplott handeln würde, warum wird das dann nicht unter den Geschwistern besprochen? Es gibt ja genügend Gespräche zwischen Henry und Mary, in denen davon die Rede ist, warum er Fanny heiraten will.


Das meine ich aber auch. Sorry, Caro, aber ich finde Deine Sichtweise ziemlich abwegig. Nicht menschlich abwegig, aber angesichts der Sachlage innerhalb der Geschichte doch sehr unlogisch?!
Ebenso die Vorstellung, dass Fanny Sir Thomas nahesteht - das ist doch eher paradox angesichts der Tatsache, dass er sie fast jedes Mal wenn er etwas zu ihr sagt verunsichert und verängstigt.


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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 14:51 
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Julia hat geschrieben:
Ebenso die Vorstellung, dass Fanny Sir Thomas nahesteht - das ist doch eher paradox angesichts der Tatsache, dass er sie fast jedes Mal wenn er etwas zu ihr sagt verunsichert und verängstigt.

Das liegt doch eher daran, dass ER für sie die graue Eminenz verköpert, eine einschüchternde Respektsperson, und weniger an ihrem Stellenwert. Wie hoch der ist, werden wir ja noch sehen, obwohl es ja schon Anzeichen dafür gab ... :wink:

Davon mal ganz abgesehen schuldeten ihm alle (auch seine Söhne!) als Familienoberhaupt absoluten Gehorsam, wenn mich nicht alles täuscht.
Zu der Zeit oblag es dem Hausherrn auch noch Gattin und Kinder zu züchtigen, um sich Gehorsam und Respekt zu verschaffen. :(

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. September 2009, 20:24 
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Julia hat geschrieben:
Was Sir Thomas' (wie kommt Ihr plötzlich alle auf "Sir Betram"?)...

Ups. Das ist der Herdentrieb, irgendwer hat damit angefangen... ;D

Julia hat geschrieben:
Ironisch ist diese Ansicht insofern, dass er das ausgerechnet Fanny vorwirft.

Noch mal ups. Du musst aber zugeben, dass manche Bäume echt zu dicht beieinander stehen, um den Wald noch erkennen zu können!


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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 07:40 
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@ Julia
Und ich meinte tatsächlich Sir Bertram, zumindest was ihre Position bei den Bertrams anging ... :wink:

Im übrigen habe ich von einem offenen Komplott zwischen den Crawford-Geschwistern auch nichts gesagt, sondern dass Henry mit der Heirat seiner Schwester passenderweise eine Konkurrentin, zumindest einen Störenfried aus dem Weg geräumt hätte. Fanny stört Marys Pläne jedenfalls, indem sie Edmund bezüglich einer Kirchenkarriere bestärkt.

Ich finde halt gerade die Konstellation auffällig, dass der Bruder von Fannys Konkurrentin IHR selbst einen Antrag macht. Das hat Jane Austen sicher nicht zufällig so geschrieben!
Im Grunde hätte Fanny doch jeder aus der näheren oder weiteren Nachbarschaft einen Antrag machen können, aber es war nun einmal Marys Bruder. Und wie eng sich die beiden sind und dass Mary nichts auf ihn kommen lässt, wissen wir ja. Mehr als halbherzige Kritik an seinem Verhalten hören wir nicht, im Gegenteil seine Fehler werden anderen angelastet. Da liegt es doch nahe, dass er einfach so etwas für Mary tut, was intern nicht besprochen wird.

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Zuletzt geändert von Caro am Mittwoch 9. September 2009, 08:30, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 08:23 
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Ich glaube, wir lesen zwei verschiedene Bücher ... :wink:

Caro hat geschrieben:
@ Julia
Und ich meinte tatsächlich Sir Bertram, zumindest was ihre Position bei den Bertrams anging ... :wink:


Den Satz verstehe ich nicht. :?:


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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 08:26 
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Es ist aber doch nicht so, dass Mary oder Henry auch nur ahnen würden, Fanny wäre eine Konkurenz. Dass sie ihm nahe steht, ja: als Schwester. Und nur weil sie vielleicht Einfluss auf seine Kirchenkarriere haben könnte, bringt es doch ohnehin nichts sie einfach mal aus dem Weg zu heiraten. Klar, die Konstellation hat schon was, aber ich seh da nicht so viel dahinterstecken.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 08:58 
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Julia hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Und ich meinte tatsächlich Sir Bertram, zumindest was ihre Position bei den Bertrams anging ... :wink:

Den Satz verstehe ich nicht. :?:

Ich bin jetzt auch durcheinander. Ich verstand deine Anspielung auf Sir Thomas und Sir Bertram dahingehend, dass es sich um 2 verschiedene Personen handelt, aber es ist doch ein und derselbe? :gruebel:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 09:31 
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Zurück zu Fanny. Auch wenn man sich wundert, dass Fanny bei der "Inquisition" durch den Onkel nichts preisgibt, zeugt dies zwar einserseits von Stärke, andererseits jedoch auch von den Verhältnissen im Hause Bertram.

Seien wir mal ehrlich, es geht mitunter recht locker zu. Henry, der sich zwischen Julia und Maria erst nicht entscheiden kann, die Mädels sogar regelrecht gegeneinader ausspielt und ausser Fanny scheint sich keiner ernsthaft daran zu stören. Nicht einer der Brüder nimmt ihn sich verbal zur Brust. Die Mädels widerum sind auch etwas locker im Umgang mit Männern, auch darn scheint sich keiner zu stören, als Vater aus dem Haus ist, nicht einmal Mrs. Norris. Es hat auch keiner ein Wort gegenüber dem Vater verlauten lassen. Wie also hätte Fanny nun etwas sagen können? Mit welchem Recht? Mit dem Recht der moralischen Instanz etwa? Nein, damit würde sie sich über die Anderen (Edmund, Mrs. Norris, etc.) erheben und das tut sie nicht. Und sie petzt ohnehin nicht, das hat sie all die Jahre nicht getan, also warum sollte sie ausgerechnet jetzt damit anfangen?

Und dann Sir Thomas Bertram, der hier einmal mehr seine Inkonsequenz demonstriert. Hat er die Crawfords bei seiner Rückkehr noch als notwendiges Übel gesehen, und war von deren Bereicherung der Nachbarschaft alles andere als begeistert, so ist Henry nun für ihn ein hervorragender Gentleman, dem er sogar eine seiner Töchter gern anvertrauen würde. Soll man ihm glauben, in einer Situation, wo Crawford ja keines seiner Mädels ernsthaft will? Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es sich hier um Lippenbekenntnisse handelt (um Fanny umzustimmen), oder ob er meint, was er sagt. Umso schlimmer, wenn das stimmt. Wenn er den Wert eines Mannes nur an Äußerlichkeiten festmacht. Obwohl das scheinbar normal war. Nur der äussere Schein zählte ...

Denn was seine Menschenkenntnis anbelangt, ist es nicht weit her. Argumentiert er nicht auch damit, dass Mary eine Freundin Fannys ist. Wie kommt er nur darauf? Und was hat Mary mit dem Charakter ihres Bruders zu schaffen? Wird ein Mann akzeptabler, weil er eine nette Schwester hat?

Interessant oder vielmehr amüsant ist hier wirklich, dass er mit der Rede über die Verwerflichkeit junger Frauen ja nun gerade seine eigenen Töchter perfekt umschrieben hat. Doch für ihn passt es in dem Moment eben auf Fanny, die bei ihrer Meinung bleibt und sich nicht umstimmen lässt. Insofern ist sie in seinen Augen bockig, unvernünftig und unfolgsam.

Ach ja, ich habe den lieben Henry vergessen. Er hat ja nicht nur Fanny erzählt, was er Gutes an ihr bzw. William getan hat, nein er (oder war es Mary?) hat es brühwarm weitererzählt, denn genau diese Unterstützung ist es, die nun auch Sir Thomas als Druckmittel verwendet.

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Zuletzt geändert von Caro am Mittwoch 9. September 2009, 10:15, insgesamt 3-mal geändert.

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Sophia?? Da hat der gute Henry offensichtlich sogar uns Lesern was verheimlicht. :wink:

Caro hat geschrieben:
Julia hat geschrieben:
Caro hat geschrieben:
Und ich meinte tatsächlich Sir Bertram, zumindest was ihre Position bei den Bertrams anging ... :wink:

Den Satz verstehe ich nicht. :?:

Ich bin jetzt auch durcheinander. Ich verstand deine Anspielung auf Sir Thomas und Sir Bertram dahingehend, dass es sich um 2 verschiedene Personen handelt, aber es ist doch ein und derselbe? :gruebel:


Ja, und der heißt Sir Thomas (zumindest im Buch, falls das was gilt :wink: ).


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Es ist doch eh so, dass es gar kein "Sir Nachname" gibt: Guck

Wie witzig, dass das angeführte Beispiel ein Austensches ist :eek: Hat das jemand aus dem Forum dort platziert?

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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 11:00 
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Miss Hamilton hat geschrieben:
Es ist doch eh so, dass es gar kein "Sir Nachname" gibt: Guck

Wie witzig, dass das angeführte Beispiel ein Austensches ist :eek: Hat das jemand aus dem Forum dort platziert?

Kann sein, muss aber nicht. guck

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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 11:04 
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Ähm, das widerspricht aber nicht dem was Miss Hamilton geschrieben und verlinkt hat? Sir Vorname Nachname gibt es schon, nur eben nicht Sir Nachname.
Aber schon gut, wir reiten nicht weiter darauf herum, dass ausgerechnet Dir als Adels-Expertin dieser Ausrutscher passiert ist. :wink:

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Kapitel 33

Fanny wird zu einer ausführlichen Unterredung mit Henry genötigt, die die Fronten allerdings nur verhärtet. Sir Thomas sieht sich gezwungen, seiner Frau und Schwägerin von dem Antrag zu erzählen - beide reagieren auf ihre Weise.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 11:20 
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Julia hat geschrieben:
Ähm, das widerspricht aber nicht dem was Miss Hamilton geschrieben und verlinkt hat? Sir Vorname Nachname gibt es schon, nur eben nicht Sir Nachname.
Aber schon gut, wir reiten nicht weiter darauf herum, dass ausgerechnet Dir als Adels-Expertin dieser Ausrutscher passiert ist. :wink:]

Ich hab mich ja dann gebessert ... :lach:
Ich habe ohnehin ein Problem der Verknüpfung mit dem Vornamen. Zumal die Gattin ja dann als "Lady-Nachname" bezeichnet wird, was Probleme bringt, wenn der Erbe heiratet und seine Frau nun Lady-Nachname ist. Dann bezeichntet man seine verwitwete Mutter als Lady-Vorname-Nachname oder als Dowager ...

Von geschiedenen Aristokratinnen ganz zu schweigen, oder Ladys, die ausländische Aristokraten heiraten ... :tot: . Da wird es erst richtig kompliziert ...

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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 13:12 
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Julia hat geschrieben:
Kapitel 33

Fanny wird zu einer ausführlichen Unterredung mit Henry genötigt, die die Fronten allerdings nur verhärtet. Sir Thomas sieht sich gezwungen, seiner Frau und Schwägerin von dem Antrag zu erzählen - beide reagieren auf ihre Weise.


Hier erfahren wir nun mehr von Henrys Liebe und seinem Charakter. Er will nicht verstehen und einsehen, dass Fanny nicht bereit ist, ihn zu nehmen. Im Gegenteil, er bildet sich ein, er würde sie dazu bringen, ihn ebenfalls zu lieben, wenn sie ihn nur verstünde, wenn sie ihn und seinen Charakter richtig sähe.

Henry macht sich was vor. Fanny sieht ihn schon ganz richtig. Perfekt fand ich in diesem Zusammenhang ihre Antwort an Sir Thomas Bertram, eine Ehe wäre falsch, denn sie würde weder sich noch ihn damit glücklich machen. Henry liebt nur das, was er nicht kriegen kann. Die Mädchen, die ihm "zufallen" interessieren ihn nicht lange und er spielt nur mit ihnen. Die Frage ist, würde er Fanny lieben, würden seine Gefühle Bestand haben, wenn er sie kriegte? Fanny glaubt es nicht, und ich auch nicht.

Kann man jemanden zur Liebe zwingen, oder sollte man es überhaupt? Ist es ein Zeichen von Liebe, ihre Gefühle und Antworten ausser acht zu lassen und sich ihr aufzuzwängen? Hat er nicht bereits alle Mittel zur Hand genommen, um sie unter Druck zu setzen? Was will er noch tun, um sein Ziel zu erreichen?

Erstaunt hat mich hier Lady Bertram. Sie, die sonst nur an ihre eigenen Bedürfnisse denkt und sich in der Vergangenheit wenig bis gar nicht um ihre Kinder, respektive Töchter gekümmert hat, denkt an Fannys Zukunft. "Nein", sagt sie, "ich würde dich nicht vermissen. Wie könnte ich dich vermissen, wenn du durch die Heirat so einer glänzenden Zukunft entgegengingst". Das topt sie nur noch dadurch, dass sie selbst erwähnt, sie würde für Fanny mehr tun, als je für ihre Tochter Maria. Wenn Pug Junge kriegt, soll eines für Fanny sein. Pup geht ihr über Alles, daran hängt ihr Herz und sie möchte Fanny quasi ein Stück ihres Herzens mitgeben. Das mag sich für uns lächerlich anhören, für Lady Bertram ist es das nicht.

Einige haben sinngemäß gesagt, Fanny sei ein Nichts in der Familie Bertram, aber so ist es nicht für alle. Egal ob Sir Thomas oder Lady Bertram, beide haben mehr Fanny, als ihre eigenen Kinder in den Gedanken.

Erstaunlicherweise ist es eben nicht Lady Bertram, wie man vermuten könnte, die sich beleidigt fühlt, sondern Mrs. Norris. Und wieder sehr typisch, ärgert sie sich weniger über Crawfords "schlechten" Geschmack die in ihren Augen falsche Braut zu wählen, als vielmehr über Fannys Weigerung die Hand anzunehmen, die Julia mit Kußhand begrüsst hätte.

Ist es nicht wirklich paradox, dass ausgerechnet die Frau, die sie nach Mansfield geholt hat, nun ihr grösster Feind ist und ihr nichts, aber auch gar nichts gönnt? Sie, die erst vollmundig versichert hat, sie gäbe quasi ihr letztes Hemd (Brot) für das Kind ihrer armen Schwester und wirklich insistiert hat, ein/das Mädchen zu holen, spart erst an Holz und neidet ihr dann den Antrag.

Und wieder frage ich mich, ob Mrs. Norris deshalb so ungnädig zu Fanny ist, weil sie neidisch ist, quasi von Neid und Eifersucht zerfressen ist und mit sich selbst und ihrem Leben hadert.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 17:00 
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Mir scheint, dass Henry hier von JA bemerkenswert positiv dargestellt wird. Sicher ist er eitel, was ihn zu dem Irrglauben geführt hat, Fanny würde ihn lieben. Dass er jetzt aber meint, er könne sie noch für sich gewinnen, ist ja nicht so abwegig, wenn man bedenkt, wie positiv er nicht nur auf Frauen wirkt. Alle seine Erfahrung spricht dafür, dass er Fannys Gefühle für ihn positiv beeinflussen kann. Und das schafft er ja auch. Wie gesagt: Ohne Edmund würde Henry vermutlich zum Ziel kommen. Von Edmund weiß er nichts. JA beschreibt seine Überlegungen sehr plausibel. Und sie lässt keinen Zweifel, dass er sie wirklich liebt (oder zu lieben glaubt - eine ohnehin immer problematische Unterscheidung). Dass Fannys Ablehnung seinen Ehrgeiz weckt - was ist schlimm daran, wenn er sie liebt? Soll er gleich aufgeben und den Rest seines Lebens unglücklich sein, weil er nicht alles versucht hat? (Nicht, dass das seinem Naturell entsprochen hätte, aber sowas soll ja vorkommen.) Wann der Punkt gekommen ist, dass er ihr seine Liebe "aufzwängt", ist ja nicht immer klar zu erkennen - für Henry jetzt jedenfalls noch nicht. Schließlich schreibt ja JA, dass Fannys Auftreten Henry durchaus ermutigen konnte, einen Henry, der "seine leidenschaftliche, selbstlose Liebe gestand, dessen Empfindungen offenbar durch und durch ehrenwert und aufrichtig geworden waren".
Ich sehe das eher so, dass Henry sich dank seiner Gefühle für Fanny sehr positiv entwickelt hat - ohne gleich ein komplett anderer Mensch geworden zu sein. Wenn es nicht nur um eine vordergründige Liebesgeschichte, sondern um die Entwicklung von Personen und Charakteren geht, dann scheint mir, dass Fanny, Henry und Mary sich alle drei entwickelt haben - Fanny und Henry am meisten, da Mary eigentlich aus meiner Sicht von Anfang an nicht sonderlich negativ war.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 19:55 
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Ganz genau das denk ich mir auch :D

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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. September 2009, 20:45 
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So ähnlich sehe ich das auch. Ich fand die Beschreibung von Henrys Beweggründen und Reaktion sehr gut, sehr ambivalent. Da ist viel, was man mehr oder weniger selbstgerecht kritisieren könnte aber ich fand es bemerkenswert, wie objektiv und fair es gleichzeitig dargestellt wird. Sein Charakter wird dargestellt, aber nicht verurteilt.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 10. September 2009, 08:37 
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Udo hat geschrieben:
Dass Fannys Ablehnung seinen Ehrgeiz weckt - was ist schlimm daran, wenn er sie liebt? Soll er gleich aufgeben und den Rest seines Lebens unglücklich sein, weil er nicht alles versucht hat? (Nicht, dass das seinem Naturell entsprochen hätte, aber sowas soll ja vorkommen.) Wann der Punkt gekommen ist, dass er ihr seine Liebe "aufzwängt", ist ja nicht immer klar zu erkennen - für Henry jetzt jedenfalls noch nicht. Schließlich schreibt ja JA, dass Fannys Auftreten Henry durchaus ermutigen konnte, einen Henry, der "seine leidenschaftliche, selbstlose Liebe gestand, dessen Empfindungen offenbar durch und durch ehrenwert und aufrichtig geworden waren".

JA schreibt jedoch ebenso, dass Fanny sich bei Begegnungen durchaus unbequem fühlte, und das auch zeigte, hätte man die Zeichen so deuten wollen, wie sie waren. Jedoch deutete JEDERMANN dies als Unerfahrenheit und Schüchternheit einem liebenden Mann gegenüber. Das heisst, ALLE sahen nur das, was sie wollten, speziell Henry und Sir Thomas. Sie wollten aufmunternde Zeichen entdecken, wo keine waren ...

Und was seine Ausdauer angeht, und den Einsatz für die Liebe: Es ist ein Unterschied, ob ich fein im Hintergrund bleibe und auf meine Stunde warte (wie ein Colonel Brandon, dem seine Fürsprecher durchaus unangenehm waren), oder ob ich alle Hebel in Bewegung setzte und Verwandtschaft, Freunde und Bekannte einsetze, um Druck zu machen. Sogar "lüge", indem ich behaupte, es gäbe Anlass zu hoffen, nur weil ich das so sehen will ...

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