Udo hat geschrieben:
Übrigens erleidet Fanny hier zum Schluss des Kapitels ja noch einen kleinen Rückschlag in ihrer Entwicklung: So kühn, selbstständig eine Einladung zum Essen anzunehmen, ist sie denn doch noch nicht...
Weil ihr das noch nie passiert ist. Und wohl auch weil sie immernoch nicht "in die Gesellschaft eingeführt" worden ist, sich somit also in einer gesellschaftlichen Grauzone bewegt.
Udo hat geschrieben:
Mir ist schon klar, dass Mary eher eine "negative" Figur sein soll. Ich frage mich mal wieder, ob JA in MP dies und das bei der Zeichnung der Figuren missraten ist - oder ob es Absicht ist, dass hier so viele irgendwie ambivalent sind.
Ich bin mir sicher es ist Absicht, denn ambivalent sind eigentlich alle Hauptfiguren in den drei späteren Romanen. Und auch wenn man den Roman als ganzes nimmt, ist doch ziemlich klar, dass es keine eindeutige moralische Botschaft oder geistige Richtung gibt wie z.B. in P&P. Auch nicht in "Emma" und "Persuasion". Für mich ist da nichts "missraten" sondern das ist die große und entscheidende Entwicklung die JA als Autorin gemacht hat.
Ich persönlich zumindest schätze gerade diese Ambivalenz (und somit Lebensnähe!), sie ist der Grund dafür, dass ich z.B. P&P nach paarmaligem Lesen einfach nicht mehr fesselnd finde.
Zitat:
Wenn ein Darcy, (...) sich zum großen Helden mausert, nur weil er sich in ein dahergelaufenes freches Gör mit dreckigem Rocksaum verknallt - wieso soll sich die kluge, selbstbewusste Mary, die nur das Pech hatte, bei einem missratenen Onkel aufwachsen zu müssen, sich nicht wunderbar entwickeln können, wenn sie sich in einen gutherzigen und hochmoralischen Menschen verliebt?
Könnte sie wahrscheinlich, wenn derjenige welche mehr Geld hätte.
Interessanter Ansatz, dass Edmund Mary ändern könnte, wenn er offensiver rangehen würde. Indirekt verändert er sie ja auch, wie im letzten Kapitel angedeutet wird. Und ich finde generell, später im Buch sieht es wirklich einige Zeit so aus, als würde die Geschichte auch ganz anders ausgehen können - und so auch stimmig sein.
Miranda hat geschrieben:
Aber - ein vollständiger Roman, in dem sich die Autorin nur über eine der Hauptpersonen lustig macht? Kann ich nicht so nachvollziehen.
Wenn überhaupt ist es ja so auch gar nicht gemeint. Weder im ganzen Roman noch macht sich JA ausschließlich über Fanny lustig.
Leider gibts den Text, der mich darauf gebracht hat, nicht kostenlos online - ich kann ja im allgemeinen MP-Thread mal genauer was dazu schreiben. Hier führt es wohl zu weit vom Weg ab.