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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. Juni 2009, 10:18 
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Austenbegeistert
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richtiger Name: Svenja
Julia hat geschrieben:
Wäre es nicht möglich, dass in dem "langwierigen Geplappere" Dinge stecken die wichtig für die Geschichte sind? :wink:

Maurynna hat geschrieben:
Mittlerweile nervt Fanny schon. "Ich würde so gerne, aber ich weiß ja dass es nicht klappt."


Auf welche Stelle beziehst Du Dich?


Auf die Stelle an der Fanny erzählt sie würde Sotherton gerne noch mal sehen bevor die Allee abgeholzt wird:

"Ich würde Sotherton gern sehen, bevor sie gefällt ist, um das Anwesen kennenzulernen, wie es jetzt ist, in seinem alten Zustand, aber ich glaube, daraus wird nichts."

Mich stört eben dieser "Determinismus light", dass es eh nichts wird, anstatt sich einmal zu versuchen darum zu bemühen dass es ihr möglich wird! Selbst das tut sie nicht als die Landpartie vorgeschlagen wird, und es ist auch recht egoistisch von den anderen sie einfach zu übergehen und zu beschließen, dass Fanny dann ja da bleiben kann, obwohl sie eben diesen Wunsch geäußert hat.

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*Do you dance, Mr. Darcy?*


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2009, 10:18 


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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. Juni 2009, 13:20 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Beiträge: 4781
Maurynna hat geschrieben:
Mich stört eben dieser "Determinismus light", dass es eh nichts wird, anstatt sich einmal zu versuchen darum zu bemühen dass es ihr möglich wird! Selbst das tut sie nicht als die Landpartie vorgeschlagen wird, und es ist auch recht egoistisch von den anderen sie einfach zu übergehen und zu beschließen, dass Fanny dann ja da bleiben kann, obwohl sie eben diesen Wunsch geäußert hat.


Eben! Genau diese Kombination aus dem Egoismus der anderen und Fannys Unsicherheit darüber, was ihr zusteht (woher kommt die wohl?) macht die Vorstellung einer Fanny, die aufsteht und sagt: "Und was ist mit mir?" doch ziemlich absurd. Klar wäre das erfrischend und sicher kein Thema für eine Lizzy, Emma oder Marianne. Fanny lebt und handelt aber unter völlig verschiedenen Voraussetzungen. Wie sie öffentlich gedemütigt wird und eins auf den Deckel bekommt, wenn sie genau das tut, sehen wir ja bald bei der Theaterepisode.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 18. Juni 2009, 15:10 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Und genau DAS sie eigentlich gar nicht aufmuckt zeigt mir, dass Fanny wohl schon sehr oft eins auf den Deckel bekommen hat. Ihr gezeigt worden ist, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist.
Es ist den Cousinen zur Gewohnheit geworden, sie zu übergehen, sie werden wohl auch nicht gemaßregelt worden sein deswegen.
Vielleicht spekuliere ich zu viel, aber irgendwie lese ich aus all diesen Fakten heraus, dass Fanny links liegengelassen wird und ihre Wünsche auch nicht wirklich wahrgenommen werden.

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Freitag 19. Juni 2009, 17:41 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Fanny/Mary

Klar wird Fanny total unterdrückt: Von Mrs. Morris permanent gedemütigt und von ihren Cousinen bestenfalls geduldet, in der Regel aber wohl von oben herab behandelt. Dass aus ihr dann keine selbstbewusste Lizzy werden kann, ist wohl verständlich. Und dann, auch das darf man nicht vergessen, hat ihr der angehende Prediger jahrelang eingeimpft, was anständig und schicklich ist. Er hat ihr Denken geformt, ihre Meinungen geprägt. Ich will damit nicht sagen, dass das schlecht ist, aber es trägt doch zum Verständnis ihres Verhaltens bei - in gewisser Weise hat er sie erzogen. Was mich hier an den beiden ein wenig stört, ist ihre pikierte Reaktion auf Mary (im nächsten Kapitel wird das noch viel deutlicher, wenn sie gemeinsam ablästern und dabei kräftig die Nase rümpfen).
Hier im Kapitel kriegen aber vor allem Mr. Rushworth und Mary ihr Fett weg. Mary offenbart
- ihre Abneigung gegenüber ihrem Onkel
- ihre Unlust, am Werden und Wandel von Gebäuden und Gärten teilzuhaben
- ihr Unverständnis des ländlichen Lebens und ihre Gleichgültigkeit diesem Leben gegenüber
- ihre städtische Unart, zu glauben, man könne für Geld alles kaufen
- ihr harsches Urteil über Briefe schreibende Männer
- ihre Hochnäsigkeit gegenüber niederen Ständen
- ihre Antipathie gegenüber dem Seemannsberuf

Eigentlich fehlt jetzt nur noch, dass sie Romane unerträglich und den Gedanken absurd findet, man könne jemanden aus Liebe heiraten - dann wäre sie im JA-Universum endgültig erledigt. Dabei fand ich ihre Bemerkungen stellenweise recht witzig, zum Beispiel die Stelle, wo sie meint, sie habe nicht nur alle Bauern, sondern auch das gesamte Heu in der Gemeinde beleidigt. Sehr lustig fand ich hier auch Mrs. Norris´ verzweifelter Kampf um die Qualität ihrer Aprikosen - köstlich...


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BeitragVerfasst: Freitag 19. Juni 2009, 21:16 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Udo hat geschrieben:
- ihre Unlust, am Werden und Wandel von Gebäuden und Gärten teilzuhaben
- ihr Unverständnis des ländlichen Lebens und ihre Gleichgültigkeit diesem Leben gegenüber
- ihre städtische Unart, zu glauben, man könne für Geld alles kaufen
- ihr harsches Urteil über Briefe schreibende Männer


Mindestens bei diesen Punkten bin ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass sie sie provokativ-(selbst)ironisch "argumentiert". Ähnlich wie Lizzy ja auch Darcy in spielerische Wortgefechte verwickelt. Sie will Edmund wohl aus der Reserve locken, wenn sie schon am langweiligen Ende des Tisches sitzt. Der schaut aber nur ernst und gibt strenge Antworten. Da muss man sich eben selbst unterhalten. :wink:
Zumindest spricht aus ihrer Erzählweise die Lust am Witz und die Lust an der Sprache, daraus schließe ich, dass sie hier - platt gesagt - "plappert" und nicht wirklich wiedergibt was ihr wie und wo am Herzen liegt.


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BeitragVerfasst: Freitag 19. Juni 2009, 22:25 
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Julia hat geschrieben:
Mindestens bei diesen Punkten bin ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass sie sie provokativ-(selbst)ironisch "argumentiert". Ähnlich wie Lizzy ja auch Darcy in spielerische Wortgefechte verwickelt. Sie will Edmund wohl aus der Reserve locken, wenn sie schon am langweiligen Ende des Tisches sitzt. Der schaut aber nur ernst und gibt strenge Antworten. Da muss man sich eben selbst unterhalten. :wink:
Zumindest spricht aus ihrer Erzählweise die Lust am Witz und die Lust an der Sprache, daraus schließe ich, dass sie hier - platt gesagt - "plappert" und nicht wirklich wiedergibt was ihr wie und wo am Herzen liegt.


Du gibst mir Hoffnung! Dann hat JA Mary vielleicht doch noch nicht abgeschrieben. Was das Briefeschreiben der Männer betrifft, so denke ich auch, dass das nicht soo ernst gemeint ist. Und sicher verulkt sie auch die Landbevölkerung. Trotzdem glaube ich, dass sie hier doch zeigt, dass sie durch und durch eine Städterin mit sehr wenig Sinn fürs Landleben ist. Mary übertreibt aus Spaß an der Freud, aber im Kern meint sie glaube ich schon, was sie zu diesem Punkt sagt. Aber ich wäre nicht unfroh, wenn ich mich irren würde. :wink: Dass Edmund so dröge reagiert, zeigt auf der anderen Seite seine totale Humorlosigkeit. Wo ich jetzt drüber nachdenke: Fanny neigt auch nicht gerade zum Witze erzählen, oder? Sie ist total ernsthaft. Aber es ist wohl noch etwas früh, ein Urteil über die beiden zu fällen. Neulich im Chat (bei einer der vielen langen Diskussionen über JA :wink: ) hat Charlotte glaube ich erwähnt, dass JA auch Fanny und Edmund kritisiere - das habe ich bisher nie so empfunden, aber vielleicht ist das hier so eine Stelle?


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Juni 2009, 00:58 
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Austenfrischling
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Hallo zusammen,

nachdem mich ein eifriger Groupreadmissionierer eingeladen hat, wenn auch verspätet, in die Diskussion um MP einzusteigen und ich die vergangenen 6 Kapitel nun aufgeholt habe, will ich der Einladung gern folgen.

Ich kann nicht ganz verstehen, wie man das 6. Kapitel als langwelig empfinden kann, da es doch ungemein vollgestopft ist. Bis auf Sir Thomas und Mr. Bertram ist die gesamte Gesellschaft von MP, dem Pfarrhaus und White House um einen Tisch versammelt und man bekommt unterhaltsame Einblicke in ihren Charakter, gerade daraus, wie sie miteinander agieren.

Es ist auch das erste Mal, dass wir Fanny in einer größeren Gesellschaft überhaupt live etwas sagen lesen, während wir vorher nur ihre Unterhaltungen mit Edmund wiedergegeben oder ganz allein auf eine Erzählung beschränkt präsentiert bekommen.
Und aus dem was sie sagt, zeigt sich, dass sie sehr wohl die Veranlagung hat sich in Gesellschaft zu unterhalten. Das Zitat von ihr ist passend zum Thema der Unterhaltung - was nicht jede Figur von JA hinbekommt. Und als Edmund sie schweigend ermuntert von ihrem Bruder zu erzählen, wird ihre Erzählung sogar als lebhaft beschrieben. Gerade hier zeigt Fanny für mich erstmal Farbe, weil man live miterlebt, wie sich ihre Erziehung auswirkt. Wenngleich sie natürlich immernoch sehr schüchtern und zurück haltend ist. Andererseits entspricht dies genau dem Verhalten, was man von einem nicht eingeführten Mädchen erwartet, wie im Kapitel vorher beschrieben.

Daneben werden wir in diesem Kapitel in unseren Ansichten über Mrs. Norris' Verwerflichkeit, Mr. Rushworth's Einfältigkeit, Julia's Gefallsucht und Mrs. Grant's Gutmütokeit bestätigt.

Auffälig und insofern ungewöhnlich wird nur das Verhalten von Edmund, Mary und Henry Crawford beschrieben.
Edmund benimmt sich darin auffällig, dass er, zunächst Fannys Anliegen aufnehmend, hinterher nichts tut, um ihre Teilnahme bei dem Ausflug zu fördern. Wörtlich: "und alle, die mitfahren sollten, drückten eifrig ihre Zustimmung aus - außer Edmund, der alles anhörte und nichts sagte." Außerdem fällt auf, dass er bei jeder Gesprächswendung, bei der er bemerkt, dass Marys Äußerungen gegen seine Prinzipien sprechen, das Thema wechselt. So als scheut er schon hier die Auseinandersetzung mit ihrem Charakter, so wie er es später tut, obwohl er im darauffolgenden Kapitel noch sehr kritisch mit ihr ist. Aber schon hier wird deutlich, er will sie bewundern und entschuldigt sie dafür gern, wie die Geschichte mit dem Wagen zeigt.

Im Gegensatz dazu fällt bei Marys Verhalten auf, dass sie, obwohl sie sich vorgenommen hat an Mr. Bertram Gefallen zu finden und ihn während seiner Abwesenheit zu vermissen, sich um Edmunds Gunst bemüht. Sie versucht das Gespräch auf die gleiche kecke Weise zu führen, mit der sie auch bei seinem Bruder Erfolg hatte. Und ihre Erzählweise ist auch sehr unterhaltsam, mit einem Augenzwinkern (besonders die Passage, wie sie Nachricht über ihre Harfe erhalten hat, gefällt mir) nur macht sie den Fehler zu übertreiben und dabei die Grenze des Schicklichen zu überschreiten.

Dass Edmund auf ihre Anekdoten so trocken reagiert, liegt vielleicht nur daran, dass er seine wachsende, sich selbst noch nicht bewusste, Faszination für sie unterdrückt. Sie ist für ihn zu kokett, wie auch das Wortspiel mit den Admirälen zeigt.
Im deutschen finde ich das eigentlich sehr schön wiedergegeben: Flotten-Admiräle meint natürlich den Rang, kann aber ausgesprochen ja auch als die flotten Admiräle vertanden werden. Dass Mary das Wortspiel unterstreicht, in dem sie vorgibt es nicht mit Absicht gebracht zu haben, zeugt von einer koketten Unerhlichkeit, die Edmund so betroffen macht.

Wer sich bei den ganzen Gesprächen recht positiv hervor tut ist schließlich Henry Crawford. Auf seiner tadeligen Rede zur Ehe im voherigen Kapitel, folgen einige weniger aber durchaus vernünftige Äußerungen. Außerdem zeigt sich hier, dass er nicht nur der Müßiggänger ist, wie zuvor beschrieben. Und wenn Fanny und er nebeneinander gesessen hätten, so hätten sich sicherlich erste Anknüpfungspunkte gefunden, da er das tut und vorzieht, wobei sie so gerne zusehen würde.

Also ich finde das sehr spannend im Hinblick auf die Weichen, die für die weitere Handlung gestellt werden.

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„Ist es nicht erstaunlich, wie gut Mr. Johnson und seine Frau zusammen passen? Sie kann zehn Sätze in einem fort reden ohne einmal Luft zuholen und entbindet so ihren Mann von jeglicher Verpflichtung ihr eine Antwort geben zu müssen.“ - Versuchung & Widerstand


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Juni 2009, 07:21 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Beiträge: 4781
Danke Charlotte und herzlich willkommen! :danke:

Zitat:
Andererseits entspricht dies genau dem Verhalten, was man von einem nicht eingeführten Mädchen erwartet, wie im Kapitel vorher beschrieben.


Das ist ein ganz entscheidender Punkt, denke ich.
Zitat:
Außerdem fällt auf, dass er bei jeder Gesprächswendung, bei der er bemerkt, dass Marys Äußerungen gegen seine Prinzipien sprechen, das Thema wechselt. So als scheut er schon hier die Auseinandersetzung mit ihrem Charakter, so wie er es später tut, obwohl er im darauffolgenden Kapitel noch sehr kritisch mit ihr ist.


So sehe ich das auch. Er legt sich ja ganz schnell eine Erklärung für all ihre "Fehler" zurecht, schafft sich ein Bild von ihr, dem sie dann mit aller Macht entsprechen muss. Und alles was dazu nicht passt, wird ignoriert (überspitzt gesagt). Das nennt man "Verliebtheit", glaube ich. :wink:


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Juni 2009, 08:49 
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Administrator und Captain a.D. of HMS Groupread
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Hi Charlotte,
schön, dass Du dabei bist!

Charlotte Cox hat geschrieben:
Und aus dem was sie sagt, zeigt sich, dass sie sehr wohl die Veranlagung hat sich in Gesellschaft zu unterhalten. Das Zitat von ihr ist passend zum Thema der Unterhaltung - was nicht jede Figur von JA hinbekommt. Und als Edmund sie schweigend ermuntert von ihrem Bruder zu erzählen, wird ihre Erzählung sogar als lebhaft beschrieben. Gerade hier zeigt Fanny für mich erstmal Farbe, weil man live miterlebt, wie sich ihre Erziehung auswirkt. Wenngleich sie natürlich immernoch sehr schüchtern und zurück haltend ist. Andererseits entspricht dies genau dem Verhalten, was man von einem nicht eingeführten Mädchen erwartet, wie im Kapitel vorher beschrieben.

Du hast recht: Als nicht eingeführte Frau sollte sie sich wohl auch zurückhalten. Ich frage mich, ob Fannys Beitrag zur Unterhaltung nicht ausschließlich auf Edmund und Mary beschränkt war, ob die anderen also möglicherweise gar nichts davon gehört haben. So kam es mir jedenfalls vor. Wie empfindsam sie ist, zeigt die Stelle, wo ihr Tränen kommen, nur weil sie von ihrem Bruder redet. Schon klar: JA will, dass Fanny so körperlich schwach, schüchtern, humorlos, moralisch und demütig ist. Vielleicht hatte sie direkt nach dem großen Erfolg von P&P das Bedürfnis, mal eine total andere Heldin zu entwerfen?

Zitat:
Edmund benimmt sich darin auffällig, dass er, zunächst Fannys Anliegen aufnehmend, hinterher nichts tut, um ihre Teilnahme bei dem Ausflug zu fördern.

Ja, Edmund hat es erwischt.... Wider besseres Wissen. Als Prediger in spe sollte er erkennen, dass Mary nicht seine Kragenweite ist. Aber das kennen wir ja schon von Mr. Darcy, der die Finger auch nicht von Lizzy lassen kann. Wenn Mary nicht so eine starke Persönlichkeit wäre, vielleicht könnte sie von Edmund lernen (und er von ihr!), vielleicht könnte es dann was werden mit den beiden? Naja, nur so ein Gedanke. Das "Problem" bei MP ist ja möglicherweise, dass sich die Charaktere bis zum Schluss (nach kurzen Abwegen) im Grunde treu bleiben.

Zitat:
Wer sich bei den ganzen Gesprächen recht positiv hervor tut ist schließlich Henry Crawford. Auf seiner tadeligen Rede zur Ehe im voherigen Kapitel, folgen einige weniger aber durchaus vernünftige Äußerungen. Außerdem zeigt sich hier, dass er nicht nur der Müßiggänger ist, wie zuvor beschrieben.

Henry hat großes Potenzial! Er ist etwas leichtfertig, etwas eitel, aber er hat ganz gute Anlagen und ist noch nicht so festgelegt wie Mary, scheint mir.


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BeitragVerfasst: Samstag 20. Juni 2009, 20:52 
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Austenfrischling
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Udo hat geschrieben:
Schon klar: JA will, dass Fanny so körperlich schwach, schüchtern, humorlos, moralisch und demütig ist. Vielleicht hatte sie direkt nach dem großen Erfolg von P&P das Bedürfnis, mal eine total andere Heldin zu entwerfen?


Ich denke, Fanny ist mit Vorsatz als Antiheldin konzepiert worden. Sie verkörpert all das, was in anderen Romanen schlecht weg kommt, wenn ich z.B. an Anne Elliots Schwester denke, die auch immer schwächlich ist, wo es ganz klar negativ gesehen wird, weil aber ihre Bedürftigkeit auch zum Teil geheuchelte ist.

In wie fern Fannys Schwäche echt ist oder nicht, ist schwer zu sagen. Nach den Beschreibungen würde ich sagen, hat sie tatsächlich eine schwache Konstitution, aber ich glaube auch, dass ihre Erziehung maßgeblich dazu beigetragen hat bzw. das Gegenteil nicht sehr gefördert wurde. Man hat nicht darauf geachtet, dass sie Selbstbewusstsein und körperliche Kräfte entwickelt, weil man es nicht als nötig erachtete. Später scheint sie mir mehr "power" zu haben, so z.B. in der Auseinandersetzung mit Henry Crawford.

Ich mag Fanny als Antiheldin. Weil sie somit für all diejenigen zur Heldin wird, die nicht wie Lizzy sind und sich nichtmal trauen, so wie Lizzy sein zu wollen.
Wenn ich MP als schüchterner Teenager gelesen hätte, würde ich es wahrscheinlich mehr mgen als ich es tue.

Jemand hat die Frage in den Raum gestellt, ob JA Mary nicht nach dem Vorbild ihrer Cousine Eliza gestaltet hat. Ich glaube, da ist was Wahres dran. Man hat das Gefühl, als wenn die ganze Geschichte zwischen Eliza und JA's Bruder als Hintergrund der Personenkonstruktionen von MP dient. Edmund als der für den Pfarrberuf ausersehenen, der durch die selbstbewusste Mary von seinen Prinzipien abgelenkt wird. So gesehen könnte man Fanny als Verkörperung von JA selbst deuten, nur das JA nie so wie Fanny war. Auf der anderen Seite schreibt JA die Geschichte aus einer größeren Distanz heraus, diese hat ihr gerade bei der literaischen Verabrietung Elizas Affäre mit ihrem Bruder gefehlt. In sofern könnte in Fanny eingeflossen sein, was JA selbst damals gegenüber ihren Bruder und Eliza gefühlt hat. Nur dass sie beim Schreiben von MP reflektierter auf ihre eigene Rolle blicken konnte.

Zitat:
Wenn Mary nicht so eine starke Persönlichkeit wäre, vielleicht könnte sie von Edmund lernen (und er von ihr!), vielleicht könnte es dann was werden mit den beiden? Naja, nur so ein Gedanke. Das "Problem" bei MP ist ja möglicherweise, dass sich die Charaktere bis zum Schluss (nach kurzen Abwegen) im Grunde treu bleiben.


Ehrlich gesagt ist das mein Problem mit dem Buch. Bei allen anderen entwickeln sich die Figuren, nur bei MP läuft es letztenendes auf das hinaus, wo es am Anfang schon steht. Die einzige Chance zur wirklichen Entwicklung wird nicht genutzt und ich hab bis heute nicht raus gekriegt wieso nicht. Ein Ende bei dem Edmund und Fanny andere Partner als sich gegenseitig kriegen, wäre mir lieber.

Entweder geht die Entwicklung für ein Happy End drauf (so habe ich mal gedacht), oder aber es ist einfach das Leben. Nicht alle Menschen entwickeln sich. Vielleicht finden wir eine Antwort, wenn wir beim Ende angekommen sind. :wink:

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BeitragVerfasst: Sonntag 21. Juni 2009, 07:50 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Kapitel 7

Fanny und Edmund sprechen über Mary, was letzterer aber sehr bald wieder vergisst. Mary Crawford will reiten lernen und vergnügt und Fanny bekommt einen Sonnenstich.


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BeitragVerfasst: Sonntag 21. Juni 2009, 20:36 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Niemand?

Nachdem wir beim letzten Kapitel besprochen haben, wie automatisch Fanny von jeglichen gemeinsamen Unternehmungen ausgenommen wird, fiel mir hier so richtig auf, wie selbstverständlich sie vier Tage lang zu Hause bleibt, während die anderen ausreiten - und mit keiner Silbe angedeutet wird, dass sie generell sonst z.B. mit ihren Cousinen unterwegs ist. Scheinbar gibt es als Begleitung nur den Diener für sie. (Ich bin ja mit den Details der damaligen Konventionen nicht so vertraut, aber mir kam der Kommentar des Dieners über Fannys Reitkünste schon ganz schön takt-/distanzlos vor. Mit den Miss Bertram würde er doch nicht so reden?)

Edmund ist scheußlich lehrerhaft in seinem Ton Fanny gegenüber, als sie über Mary sprechen. So, als würde er sie "abfragen". ("This is a fair remark.") JA erscheint mir auch ziemlich spitz in ihrem Kommentar, dass er Fannys Meinung geformt habe und somit davon ausgehen könne, dass sie so denke wie er. Ist das eine erstrebenswerte Beziehung? Wenn ich an die Perspektive der anderen Romane denke, kann ich Sätze wie diese nicht wirklich ernst oder als positiv (auf)nehmen.
Bei dem Gespräch fiel mir auch auf, wie Fanny die Worte "Dankbarkeit" und "Onkel" in einen Satz packt ... bzw. dass es hier zwei Onkel gibt.

Raffiniert auch mal wieder die wenigen Worte, die JA braucht, um Maria & Julia zu charakterisieren: (...) ; her delight in riding was like their own; her early excellence in it was like their own, and they had great pleasure in praising it.
Sie bewundern und loben die Eigenschaften an Mary, die sie selbst besitzen - wie großzügig!

Oh, und ich finde es bei diesem Lesedurchgang extrem auffällig, wieviele Bonmots Mary in den Mund gelegt werden, in diesem Kapitel wieder zwei:
"Nothing ever fatigues me but doing what I do not like."
und
"Selfishness must always be forgiven, you know, because there is no hope of a cure."
Diesbezüglich brilliert die Dame bisher auffallend und allein.


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BeitragVerfasst: Sonntag 21. Juni 2009, 20:56 
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Ah, jetzt haben wir gleichzeitig geschrieben, Julia. Ich hab keine Lust, meinen Text neu zu schreiben, sorry. Ich lese Deinen gleich danach...

@Charlotte: Das ist immer ein wenig schwierig zu sagen, ob Romanfiguren nach tatsächlichen Vorbildern entwickelt wurden, finde ich. Nicht, dass das nicht geht: Halb Lübeck soll ja nach Erscheinen der Buddenbrooks auf dem Baum gewesen sein... Und ich hatte ja auch schon geschrieben, das angeblich Mary Austen, Janes Schwägerin, das Vorbild für Mrs. Norris gewesen sein soll. Kann also durchaus sein... Andererseits hatte JA vermutlich auch genug Fantasie, sich solche Figuren komplett neu auszudenken - dann waren Ähnlichkeiten vielleicht da, aber eher zufällig. Wer weiß?

Dieses Kapitel beginnt ja mit dem schon erwähnten Dialog zwischen Edmund und Fanny. Also den fand ich richtig übel - und ich frage mich nur, ob JA diesen Effekt erzielen wollte, oder hier ganz bei ihrem Heldenpaar ist. In ersterem Fall wäre das also möglicherweise wieder eine Kritik an den beiden. Was mich stört: Wie gesagt das Pikierte, die moralische Selbstgerechtigkeit, das Nase rümpfen... Mich erinnert das an Janes Lieblingsnichte Fanny (ja, die hieß genauso wie die hier im Buch), die sich im hohen Alter nach adeliger Heirat über ihre einstige Lieblingstante Jane mokierte, sie habe keinen guten Geschmack und keinen Stil usw. - okay, es war das viktorianische Zeitalter und Fanny Knatchbull war in den 70ern, während unsere Fanny 18 ist und genauso daherredet. Ist das altklug?
Deutlich wird allerdings, dass Edmund seinen hohen Maßstäben nicht gerecht wird: Wie er später Fanny in bezug auf das Reiten komplett ignoriert bzw. hintanstellt, ist wirklich nicht schön. Bei der allerersten wirklichen Bewährungsprobe scheitert seine Fürsorglichkeit für "meine liebe Cousine".


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BeitragVerfasst: Sonntag 21. Juni 2009, 21:22 
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Naja, bei der Sofaszene gewinnt er wieder etwas ... :wink:

Bei dem Gespräch finde ich Fanny halb so "schlimm" (sie äußert sich auf Edmunds Frage nach ihrer Meinung über Mary ja sehr sympathisch), Edmund ist da doch um einiges überheblicher - und doppelzüngig, wie JA ja sogar selbst einfließen lässt, denn von Marys Makeln ist ja sehr schnell keine Rede mehr wenn sie gemeinsam über die Wiesen galoppieren.
In Kombination mit dem was ich oben dazu geschrieben habe, kann ich persönlich mir nicht vorstellen, dass Jane Austen hier tatsächlich uneingeschränkt auf Edmunds und Fannys Seite ist. Ob sie sie "kritisiert" wage ich aber ebenfalls zu bezweifeln. Eigentlich bin ich mir gar nicht sicher, ob die Erzählstimme in MP überhaupt generell so eindeutig Stellung bezieht wie in den anderen Romanen. In diesem Fall distanziert sie sich meiner Meinung nach recht deutlich vom Gesprächsinhalt - das müsste man im Laufe des Buches mal im Auge behalten.

Noch ein Wort zu Fanny: Hier werden ihre Gefühle bzgl. der "mehrtägigen Vernachlässigung" erst im Nachhinein (am Ende des Kapitels) in ein paar Sätzen angerissen und zusammengefasst. Die Erzählung ist wieder ganz bei den anderen. Ich finde es ganz toll, wie so fast beiläufig ihre Außenseiterposition verfestigt und dargestellt wird. Die Bertrams sehen sie nicht und wir sehen und "hören" sie auch erst, als Edmund auf die Idee kommt, nach ihr zu fragen.


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BeitragVerfasst: Sonntag 21. Juni 2009, 21:42 
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Austenfrischling
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Julia hat geschrieben:
Niemand?

Doch schon, ich wollte mich nur nicht vordrängeln. Im Grunde warte ich schon seit gestern abend drauf. ;D

Zitat:
JA erscheint mir auch ziemlich spitz in ihrem Kommentar, dass er Fannys Meinung geformt habe und somit davon ausgehen könne, dass sie so denke wie er. Ist das eine erstrebenswerte Beziehung? Wenn ich an die Perspektive der anderen Romane denke, kann ich Sätze wie diese nicht wirklich ernst oder als positiv (auf)nehmen.

Ich glaube nicht, dass das eine erstrebenswerte Beziehung ist. Und mir scheint hier eine gehörige Portion Kritik zwischen den Zeilen zu stecken. Ich bin da ganz mit Udo auf einer Wellenlinie: Soviel überspitzte Moralität und soviel Einmütigkeit in diesem Urteil - da kann einem ja nur von übel werden.
Wenn Edmund aus ehrlichem Interesse an ihrer Meinung diese Unterhaltung beginnen würde, dann könnte man das ertragen, aber er will doch nur die Bestätigung seiner eigenen Meinung und er weiß, dass er sie von Fanny bekommt ohne sich gleich dem Verdacht auszusetzen, dass ihm mehr an der Sache liegt als er vorgibt.
Aber da entarnt JA ihn ja gleich, wo sie einleitet, dass ihre Eintracht in Gefahr ist, und dann folgt die Episode mit der Harfe und schließlich mit dem Pferd.
(Die übertriebene Darstellung der Harfenszenerie ist herrlich von JA drappiert.)

Zitat:
Bei dem Gespräch fiel mir auch auf, wie Fanny die Worte "Dankbarkeit" und "Onkel" in einen Satz packt ... bzw. dass es hier zwei Onkel gibt.

Meinst du, dass hier JA auch auf die Beziehung zwischen Fanny und ihrem Onkel Sir Thomas anspielt? Das wäre interessant, wenn man a) bedenkt, dass Fanny Dankbarkeit gegenüber ihrer Verwandtschaft eingbleut wurde und b) wenn man darauf sieht, dass sie selbst erst großes Angst vor ihm hat, später aber von ihm als die einzig vernünftige gelobt wird.

Zitat:
Oh, und ich finde es bei diesem Lesedurchgang extrem auffällig, wieviele Bonmots Mary in den Mund gelegt werden, Diesbezüglich brilliert die Dame bisher auffallend und allein.


Über die Stellen stolpere ich jedesmal. Wie kann man nur so abgrundtief dreist sein? :)
Da erinnert mich Mary irgendwie an Becky Sharpe aus Vanity Fair.

Beim diesmaligen Lesen bin ich dann noch an der Szene hängen gebliebe, wo Fanny auf ihr Pferd wartet und dann Mary und Edmund zu sieht. Nicht nur die Überlegungen (und 'Einbildungen'), die sie dabei anstellt, sondern gerade auch ihr Urteil über Henry Crawford ließ mich schmunzeln. Im Grunde belastet sie den armen Henry mit Gefühlen der Antipathie für die er gar nichts kann. Das heißt ihre ganze Abneigung gegen ihn beruht auf unbegründeten Mutmaßungen (Vorurteilen) und auf die hier schon angedeutete Eifersucht bezüglich Edmund.

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BeitragVerfasst: Montag 22. Juni 2009, 07:17 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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^Diese Szene gefällt mir auch ... besonders wie da zwischen objektiver Beschreibung und Fannys eigenen (eingebildeten) Beobachtungen hin- und hergerutscht wird.

Charlotte Cox hat geschrieben:
Zitat:
Bei dem Gespräch fiel mir auch auf, wie Fanny die Worte "Dankbarkeit" und "Onkel" in einen Satz packt ... bzw. dass es hier zwei Onkel gibt.

Meinst du, dass hier JA auch auf die Beziehung zwischen Fanny und ihrem Onkel Sir Thomas anspielt? Das wäre interessant, wenn man a) bedenkt, dass Fanny Dankbarkeit gegenüber ihrer Verwandtschaft eingbleut wurde und b) wenn man darauf sieht, dass sie selbst erst großes Angst vor ihm hat, später aber von ihm als die einzig vernünftige gelobt wird.


Ja, das meinte ich. Fanny kann gar nicht fassen, wie man sich so undankbar über einem Onkel äußern kann, der sie ja immerhin in sein Haus aufgenommen hat, nachdem ihre Eltern gestorben waren.


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BeitragVerfasst: Montag 22. Juni 2009, 09:08 
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Udo hat geschrieben:
Was mich stört: Wie gesagt das Pikierte, die moralische Selbstgerechtigkeit, das Nase rümpfen...


Ich würde sogar noch weiter gehen: Das total egozentrische, narzistische Verhalten! :gnade:

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Schritte wagen im Vertraun auf einen guten Weg, Schritte wagen im Vertraun das letztlich ER mich trägt, Schritte wagen weil im Aufbruch ich nur sehen kann, für mein Leben gibt es einen Plan.
Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Montag 22. Juni 2009, 18:15 
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Austenfrischling
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Julia hat geschrieben:
In Kombination mit dem was ich oben dazu geschrieben habe, kann ich persönlich mir nicht vorstellen, dass Jane Austen hier tatsächlich uneingeschränkt auf Edmunds und Fannys Seite ist. Ob sie sie "kritisiert" wage ich aber ebenfalls zu bezweifeln. Eigentlich bin ich mir gar nicht sicher, ob die Erzählstimme in MP überhaupt generell so eindeutig Stellung bezieht wie in den anderen Romanen. In diesem Fall distanziert sie sich meiner Meinung nach recht deutlich vom Gesprächsinhalt - das müsste man im Laufe des Buches mal im Auge behalten.

Jetzt wo du es sagst, die Erzählstimme bezieht tatsächlich nicht deutlich Stellung. Wobei die Erzählstimme, wie ja schon angedeutet, auch nicht eindeutig zugeordnet werden kann. Sie ist nicht Fannys, aber auch nicht die unbedingt einer anderen Person. Und sie ist wie mir scheint auch nicht die von JA oder nur im gewissen Maße. Sie ist einfach der Erzähler.

Auffällig dagegen ist, wie die Art und Weise der Erzählung und der Darstellung den Leser in seinem Urteil und in seiner Wahrnehmung beeinflusst. Viele haben hier ja schon gepostet, dass ihnen Fanny als fad und langweilig vorkommt, obwohl sie es allgemein vielleicht gar nicht so ist, aber sie kommt uns halt so vor, weil ihre Darstellung entsprechend ausfällt.

Zitat:
Ich finde es ganz toll, wie so fast beiläufig ihre Außenseiterposition verfestigt und dargestellt wird. Die Bertrams sehen sie nicht und wir sehen und "hören" sie auch erst, als Edmund auf die Idee kommt, nach ihr zu fragen.

Mir ist das gar nicht so aufgefallen, weil ich beim Lesen dennoch immer Fanny vor Augen hatte, die allein und betrübt zu Hause sitzt. Aber es stimmt und ist genau so eine Szene in der der Leser durch das was bzw. was nicht beschrieben wird, beeinflusst wird. Wir nehmen Fanny nicht war, weil sie in der Beschreibung nicht vorkommt. Das heißt, die Erzählstimme blendet sie aus und bringt somit den Leser auf eine Ebene mit den Charkteren des Buches.

Aber ich finde, dadurch das JA es genauso geschrieben hat, bewirkt sie einen von ihr gewünschten Effekt (vielleicht ohne groß darüber nachzudenken) und bringt doch ihre Sicht der Dinge wieder mit rein.
Wie heißt es so schön, man kann nicht nicht kommunizieren. Und in der Art wie JA etwas nicht tut, sagt sie gleich eine ganze Menge wieder aus.

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BeitragVerfasst: Montag 22. Juni 2009, 19:49 
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Austenbegeistert
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Ich meld mich auch nochmal zu Wort :)
Also dieses Kapitel gefiel mir schon sehr viel besser als das davor.
Vor allem Fanny hat sich wieder eine bessere Position erarbeitet bei mir, einfach aus Mitleid. Und in diesem Kapitel sagt sie denn auch mal etwas mehr und wird nicht nur beschrieben. Dass sie dann auch noch so mies behandelt wird, um das Reiten gebracht wird und schliesslich noch einen Sonnenstich bekommt! Und Mrs Norris regt mich mal wieder auf..Sieht es noch nicht einmal ein dass es zu viel für Fanny war.
Sehr traurig fand ich dann das Ende, als Fanny wirklich so traurig war wie ganz am Anfang als sie sich so fremd fühlte. Ich hoffe, das ändert sich bald ein wenig :(

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BeitragVerfasst: Montag 22. Juni 2009, 22:00 
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Fanny ärgert mich durch ihre Art, was sie teilweise so von oben herab und abgeklärt, als hätte sie die alleinige Weisheit mit Löffeln gegessen, von sich gibt. Miss Perfect. Das nimmt mich sehr gegen sie ein, mehr als das, was sie nicht tut.

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BeitragVerfasst: Montag 22. Juni 2009, 22:06 
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Kunstfertige Wortumdreherin und Meisterin im Freistil-Lesen
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Tina hat geschrieben:
(...) so von oben herab und abgeklärt, als hätte sie die alleinige Weisheit mit Löffeln gegessen (...)


In diesem Kapitel? An welcher Stelle denn genau?


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BeitragVerfasst: Dienstag 23. Juni 2009, 07:19 
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Insgesamt ihr Verhalten. Ich habe das Gefühl, alles durch ihre Sicht getrübt zu lesen. Ist ein Gefühl von mir, das sich immer weiter steigert beim Lesen. Sorry, da kann ich jetzt in diesem Kapitel keine genaue Textstelle nehmen, schon gar nicht jetzt an der Arbeit. Julia, ich schaue nachher noch mal ins Buch, vielleicht finde ich ja was dazu. Vielleicht ist es echt meine Sicht auf Fanny, die sich in jedem Satz und jeder Handlung bestätigt gelesen fühlt... :nein:

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BeitragVerfasst: Dienstag 23. Juni 2009, 10:28 
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Austenbegeistert
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Tina hat geschrieben:
Insgesamt ihr Verhalten. Ich habe das Gefühl, alles durch ihre Sicht getrübt zu lesen. Ist ein Gefühl von mir, das sich immer weiter steigert beim Lesen. Sorry, da kann ich jetzt in diesem Kapitel keine genaue Textstelle nehmen, schon gar nicht jetzt an der Arbeit. Julia, ich schaue nachher noch mal ins Buch, vielleicht finde ich ja was dazu. Vielleicht ist es echt meine Sicht auf Fanny, die sich in jedem Satz und jeder Handlung bestätigt gelesen fühlt... :nein:


Hmh komisch, da ist mein Gefühl ganz gegenteilig.
Also ich nehme das Geschriebene sehr objektiv auf, habe nicht das Gefühl dass es durch Fannsy Sicht getrübt ist.

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BeitragVerfasst: Dienstag 23. Juni 2009, 17:48 
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Ich nämlich auch nicht (und schon gar nicht in diesem Kapitel), deshalb meine Frage nach einem konkreten Beispiel.


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BeitragVerfasst: Dienstag 23. Juni 2009, 21:18 
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Mir ist das zuvor beim Lesen noch so direkt aufgefallen, oder ich habe wohl einfach nicht darauf geachtet. Aber wir sind als Leser wirklich meistens recht weit von Fanny weg und betrachten das ganze nur selten aus ihrer Sicht. Sie kommt oft nur am Rande vor, wie von euch schon beschrieben, erkennen wir sie als Leser erst dann wieder, wenn die anderen in Mansfield das auch tun.

Tina hat geschrieben:
Fanny ärgert mich durch ihre Art, was sie teilweise so von oben herab und abgeklärt, als hätte sie die alleinige Weisheit mit Löffeln gegessen, von sich gibt. Miss Perfect. Das nimmt mich sehr


Ich verstehe was du damit meinst, mir geht es manchmal ähnlich. Fanny hält sich moralisch schon für sehr korrekt und erlaubt es sich mit Edmund über andere zu urteilen, allerdings und das fand ich äusserst symphatisch^^, verhält sie sich in diesem Kapitel nicht so moralisch überkorrekt wie sie das wohl gern hätte. Sie empfindet eindeutig Neid und Eifersucht, vor allem als sie Edmund und Mary beim Reiten beobachtet.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 08:16 
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Eben! Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Fanny gar nicht die übermoralische, herablassende und selbstgerechte Person in dem Buch ist, sondern Edmund. Fanny steht in seinem Schatten wenn man so will, übernimmt seine Meinungen und Ansichten - wie ja auch zu Anfang dieses Kapitels recht deutlich gesagt wird.
Naja, im Laufe des Buches wird das Thema sicher noch öfter kommen, vielleicht lehne ich mich ja auch zu weit aus dem Fenster.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 12:05 
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Sachmet hat geschrieben:
Ich verstehe was du damit meinst, mir geht es manchmal ähnlich. Fanny hält sich moralisch schon für sehr korrekt und erlaubt es sich mit Edmund über andere zu urteilen, allerdings und das fand ich äusserst symphatisch^^, verhält sie sich in diesem Kapitel nicht so moralisch überkorrekt wie sie das wohl gern hätte. Sie empfindet eindeutig Neid und Eifersucht, vor allem als sie Edmund und Mary beim Reiten beobachtet.

Na sag mal. Fanny ist rettungslos verliebt, soll sie also bei dem Bild vor ihren Augen jubeln, oder sagen ich gönne ihn Mary, wo sie doch der felsenfesten Meinung sein muss, sie wäre die Falsche? In ihren Augen jedenfalls kann Mary für Edmund nicht gut sein.

Ich will hier nicht spoilern, aber wir werden noch einiges zu lesen bekommen über den Eigennutz diverser Damen und ihren Versuchen auf biegen und Brechen den eigenen Kopf durchzusetzen.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 13:00 
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Sicher wäre es engelsgleich, wenn Fanny sich für "ihren" Edmund und Fanny einfach freuen und weiterhin die "dear cousin" bleiben würde. Aber gleich Mary schlecht machen? Hätte man ihren Unmut und Eifersucht nicht anders beschreiben können? So macht sie "ihren" Edmund doch auch schlecht, was seine Vorlieben betrifft. Mary "kann" doch nichts dafür, dass Edmund sich für sie interessiert? Herausgefordert hat sie es doch nicht?

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Clemens Bittlinger


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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 15:54 
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Tina hat geschrieben:
Mary "kann" doch nichts dafür, dass Edmund sich für sie interessiert? Herausgefordert hat sie es doch nicht?

Nö, ne. Mary ist der Engel, der nicht bewußt und unter Einsatz sämtlicher weiblicher Tricks versucht ihren Kopf durchzusetzen und sich Edmund hinzubiegen. Klar. :wink: :niwi:

Ich werd jetzt nicht noch mal anfangen, aber ich weiß ja, dass du Fanny irgendwie nicht "abkannst". Daraus folgt natürlich, dass Mary der charmante und überaus reizende, unschuldige Engel ist ... ;D :thud:

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BeitragVerfasst: Mittwoch 24. Juni 2009, 16:00 
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Matthews spezielle Weinlieferantin
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Das habe ich nicht gesagt, Caro.
Aber ich habe nicht ersehen können, dass Mary im Stil einer Lucy Steele alles tut, um gut da zu stehen, sich einschmeichelt und um die Gunst buhlt. Bei ihr wirkt es natürlich, finde ich nach wie vor. Das hat mit mögen oder nicht mögen doch überhaupt nichts zu tun.

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