Udo hat geschrieben:
Schon klar: JA will, dass Fanny so körperlich schwach, schüchtern, humorlos, moralisch und demütig ist. Vielleicht hatte sie direkt nach dem großen Erfolg von P&P das Bedürfnis, mal eine total andere Heldin zu entwerfen?
Ich denke, Fanny ist mit Vorsatz als Antiheldin konzepiert worden. Sie verkörpert all das, was in anderen Romanen schlecht weg kommt, wenn ich z.B. an Anne Elliots Schwester denke, die auch immer schwächlich ist, wo es ganz klar negativ gesehen wird, weil aber ihre Bedürftigkeit auch zum Teil geheuchelte ist.
In wie fern Fannys Schwäche echt ist oder nicht, ist schwer zu sagen. Nach den Beschreibungen würde ich sagen, hat sie tatsächlich eine schwache Konstitution, aber ich glaube auch, dass ihre Erziehung maßgeblich dazu beigetragen hat bzw. das Gegenteil nicht sehr gefördert wurde. Man hat nicht darauf geachtet, dass sie Selbstbewusstsein und körperliche Kräfte entwickelt, weil man es nicht als nötig erachtete. Später scheint sie mir mehr "power" zu haben, so z.B. in der Auseinandersetzung mit Henry Crawford.
Ich mag Fanny als Antiheldin. Weil sie somit für all diejenigen zur Heldin wird, die nicht wie Lizzy sind und sich nichtmal trauen, so wie Lizzy sein zu wollen.
Wenn ich MP als schüchterner Teenager gelesen hätte, würde ich es wahrscheinlich mehr mgen als ich es tue.
Jemand hat die Frage in den Raum gestellt, ob JA Mary nicht nach dem Vorbild ihrer Cousine Eliza gestaltet hat. Ich glaube, da ist was Wahres dran. Man hat das Gefühl, als wenn die ganze Geschichte zwischen Eliza und JA's Bruder als Hintergrund der Personenkonstruktionen von MP dient. Edmund als der für den Pfarrberuf ausersehenen, der durch die selbstbewusste Mary von seinen Prinzipien abgelenkt wird. So gesehen könnte man Fanny als Verkörperung von JA selbst deuten, nur das JA nie so wie Fanny war. Auf der anderen Seite schreibt JA die Geschichte aus einer größeren Distanz heraus, diese hat ihr gerade bei der literaischen Verabrietung Elizas Affäre mit ihrem Bruder gefehlt. In sofern könnte in Fanny eingeflossen sein, was JA selbst damals gegenüber ihren Bruder und Eliza gefühlt hat. Nur dass sie beim Schreiben von MP reflektierter auf ihre eigene Rolle blicken konnte.
Zitat:
Wenn Mary nicht so eine starke Persönlichkeit wäre, vielleicht könnte sie von Edmund lernen (und er von ihr!), vielleicht könnte es dann was werden mit den beiden? Naja, nur so ein Gedanke. Das "Problem" bei MP ist ja möglicherweise, dass sich die Charaktere bis zum Schluss (nach kurzen Abwegen) im Grunde treu bleiben.
Ehrlich gesagt ist das mein Problem mit dem Buch. Bei allen anderen entwickeln sich die Figuren, nur bei MP läuft es letztenendes auf das hinaus, wo es am Anfang schon steht. Die einzige Chance zur wirklichen Entwicklung wird nicht genutzt und ich hab bis heute nicht raus gekriegt wieso nicht. Ein Ende bei dem Edmund und Fanny andere Partner als sich gegenseitig kriegen, wäre mir lieber.
Entweder geht die Entwicklung für ein Happy End drauf (so habe ich mal gedacht), oder aber es ist einfach das Leben. Nicht alle Menschen entwickeln sich. Vielleicht finden wir eine Antwort, wenn wir beim Ende angekommen sind.