Ich hab mir gestern Tarantinos neuestes Werk "Inglourious Basterds" angesehen und ich bin begeistert, der Film ist fantastisch, aber gut, ich bin Tarantino-Fan und deshalb vllt. voreingenommen.
Zuerst einmal sei gesagt, der Film ist
nicht historisch korrekt, dessen sollte man sich vorher bewusst sein und daran sollte man sich auch nicht stören lassen, er ist vor allem Dingen eine Tarantino-Vision, dass (ich glaube, ich zitiere hier gerade, ich weiß aber nicht woher) Kino die Welt verändern kann. Er kreiert quasi eine "alternative Realität", in der der zweite Weltkrieg mehr als Western und nicht als Kriegsfilm oder Drama dargestellt wird. Es ist ein Tarantino-Film, keine Frage, von jedem anderen würde man so einen Film wahrscheinlich als geschmacklos oder peinlich empfinden, aber für Tarantino passt es. Man muss sich darauf einlassen.
Zum zweiten: Fantastische Schauspieler, durch die Bank weg, Christoph Walz ist wirklich total zurecht hochgelobt und ausgezeichnet für seine Rolle aus Judenjäger Hans Landa, ein/zwei Mal hatte ich richtig Angst. Brad Pitt war dagegen eher blass und hat sich eher durch seinen
gewöhungsbedürftigen Akzent ausgezeichnet, aber das ist verzeihlich. Besonders lohnend zu erwähnen fand ich übrigens auch Daniel Brühl als selbstverliebter, aufgeblasener deutscher Kriegsheld, aber der Film war voll mit hervorragenden Schauspielern (weiterhin lobend zu erwähnen: Michael Fassbender, trotz des so anmutenden Namens kein Deutscher, Mike Myers, sehr kurz, aber lustig, und Mélanie Laurent).
Ach ja, ich habe den Film im englischen Original gesehen, ich frage mich auch, wie sie ihn übersetzen wollen. Der Film spielt sehr viel mit Sprachen und Akzenten, neben Deutsch und Englisch in verschiedenen Akzenten wird auch Französisch und Italienisch gesprochen und vor allem im Deutschen wird es wohl schwer sein, die einzelnen Nuancen heraus zu bekommen. Der Akzent von Brad Pitt (wer den Trailer gesehen hat, weiß, was ich meine) war wirklich
sehr breit, teilweise hat man ihn echt nicht verstanden, wird aber beispielsweise durch eine total lustige Szene, in der er mit Italienisch zu punkten versucht (vielleicht eine Spitze gegen die Amis, die meinen, Englisch würde reichen?) ausgewogen. Ich empfehle das Original (habe die deutsche Version aber nicht gesehen).
Auch super passend dazu: der Soundtrack. Ich hatte es oben geschrieben, der Film erinnert eher an einen Western (hieß ja auch eins "Once upon a time in Nazi-occupied France) und deshalb gibt es, dem Thema entsprechend u.a. Anleihen an Ennio Morricone, aber auch sonst ist er sehr gut, der Einbau des "Für Elise"-Themas am Anfang ist z.B. sehr signifikant.
Ach ja, es wäre nicht Quentin Tarantion, wenn nicht wenigstens etwas
Blut fließen würde, der Film ist nicht umsonst ab 16. Wie sagt Lt. Aldo Raine so schön: "Each and every man under my command owes me one hundred Nazi scalps... and I want my scalps!" und ja, die Deutschen werden auch skalpiert, es ist also nix für zart besaitete. Der Body Count ist auch sehr hoch...
Ach ja, gibt es auch was auszusetzen? Ja, der Film hat ein paar Längen (er ist mit 154 min auch ein Film mit Überlänge) und deshalb manchmal etwas langsam und zu detailverliebt, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Ansonsten bin ich sehr begeistert!
Zum Abschluss noch: Achtet auf den "Film im Film", den Propaganda-Film namens "Stolz der Nation", wenn das kein sarkastischer Seitenhieb auf Leni Riefenstahl ist, dann will ich nicht Angelika heißen